Karfreitag

Alle Jahre wieder kommt das Christuskind zu Weihnachten auf Erden nieder und wird zu Ostern gekreuzigt, ist von Freitagnachmittag bis Sonntagmorgen tot und steht dann wieder auf. Die braven Christen freuen sich zuerst am Beginn des Kirchenjahres, dass der Jesus geboren ist, dann sind sie traurig, weil er den Kreuzestod stirbt und danach zuversichtlich, weil er ihre Sünden auf sich genommen hat, auferstanden ist und ihnen das Ewige Leben verspricht. Ist das nicht schön?

Aber die Zahl der braven Christen ist im steilen Fall nach unten.

In Deutschland gibt es öfters religiöse Meinungsumfragen als bei uns, daher hier keine österreichischen, sondern bundesdeutsche Religionszahlen. In Auftrag gegeben wurde die Befragung vom "Kuratorium Deutsche Bestattungskultur", die Hauptfrage richtete sich nach den Bestattungsarten, demnach sind inzwischen 48 % für Feuerbestattungen (Feuerbestattungen waren bis in die 1960er-Jahre eine katholische Todsünde mit anschließender ewiger Verdammnis!), 28 % für Erdbestattungen, der Rest will die Entscheidung den Hinterbliebenen überlassen oder den Leichnam der Anatomie spenden. Aber das nur nebenbei.

Wie schaut es aus mit den Grundelementen der christlichen Lehre? Was kommt beispielsweise nach dem Tode? 27 Prozent haben eine klare Antwort: nichts (in der Ex-DDR sind es 44 %), für immerhin 25 % lebt die Seele weiter, 8 % werden wiedergeboren, 7 % waren für eine Verwandlung der Materie in Energie (was bei einer Verbrennung zweifellos passiert), gut 20 % hatten keine Meinung oder äußerten sich nicht. Lediglich zehn Prozent stimmten der christlichen Auferstehung zu. Gemäß kathpedia bedeutet "Auferstehung der Toten", dass alle Toten am Jüngsten Tag mit ihren Leibern wieder auferstehen. Das ist ein Glaubensgrundsatz! Steht im apostolischen Glaubensbekenntnis! Der letzte Satz dort lautet, "Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige katholische (bei den Protestanten: christliche) Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen."

In Deutschland hat nach den Zahlen für 2009 die katholische Kirche einen Mitgliederanteil an der deutschen Bevölkerung von 30,5 %, die Protestanten haben 29,6 %, zusammen somit 60,1 Prozent, dazukommen noch christliche Kleingruppen (Orthodoxe, Mormonen, Zeugen Jehovas usw.), trotzdem glauben nur zehn Prozent an den absoluten Glaubensgrundsatz von der Auferstehung! Somit stehen fast 85 % der Mitglieder christlicher Kirchen in Deutschland im fundamentalen Widerspruch zu ihrer Religion! Noch genauer: an das Weiterleben der Seele (ohne Auferstehung der Leiber am Jüngsten Tag) glauben nur 36 % der Katholiken und 27 % der Protestanten!

Was beweist: der christliche Glaube ist aus dem deutschen Volke entwichen. Ob der Jesus am Karfreitag gekreuzigt wird und am Ostersonntag aufersteht, ist den Leuten weitgehend egal, sie trauern am Karfreitag nicht, sie freuen sich am Ostersonntag nicht und ihnen ist der Christenglaube egal, sogar das Weiterleben der Seele ist für Zweidrittel der christlichen Kirchenmitglieder kein akzeptierter Glaubenssatz mehr.

Als einzige Frage bleibt offen: warum zahlen diese Leute eigentlich Kirchensteuer?