.. wird in Österreich nicht viel berichtet. Für Ungläubige sind allerdings solche christlichen Großereignisse nicht uninteressant. Vom 1. bis 5. Juni 2011 lief in Dresden der 33. deutsche evangelische Kirchentag ab. Protestanten in Europa sind immer wieder für überraschend säkulare Meinungen gut, daher hier ein Artikel von der Site des Thomas Schneider aus Breitenbrunn im sächsischen Erzgebirge, dem Leiter der Geschäftsstelle Ost der Evangelischen Nachrichtenagentur idea:
Ist das Apostolische Glaubensbekenntnis ein Schatz oder ein
Ballast? Darüber diskutierte ein Podium am 3. Juni beim Deutschen
Evangelischen Kirchentag in Dresden.
Der Publizist Christian Nürnberger (Mainz) sagte, das
Glaubensbekenntnis sei für ihn wie ein Museumsgegenstand -es sei
interessant anzuschauen, aber es sei ein Wortspiel, das ausgedient habe.
Als Kind habe er geglaubt, dass Jesus Kranke heilen und Tote
auferwecken konnte und dass Gott der Schöpfer des Himmels und der Erde
sei. In diesem Glauben habe er sich sicher, geborgen und behütet
gefühlt. Seine Zweifel am christlichen Glauben seien in der Schule und
während des Theologiestudiums gewachsen. Dort habe er gelernt, dass die
Welt nicht in sieben Tagen und Adam nicht als Erdenkloß erschaffen
wurde. Nach dem Theologiestudium habe er keinen Satz des
Glaubensbekenntnisses mehr sprechen können. Die ewigen Fragen seien für
ihn "ewig unbeantwortbar". In der Schatztruhe des Glaubensbekenntnisses
sei nicht mehr viel drin außer "altem Gerümpel, aber irgendwo ganz unten
verbirgt sich ein Diamant". Man dürfe das Glaubensbekenntnis deshalb
nicht komplett abwerfen. Dennoch sei ihm ein Restglaube geblieben, der
Gold wert sei. Obwohl er nicht wisse, ob es Gott gibt, spüre er, dass er
von Gott gewollt und dass jeder Mensch vor Gott gleich sei. Er sei "ein
protestantischer Agnostiker, der der Kirche treu bleibt", so
Nürnberger.
Superintendent: Glaubensbekenntnis ist "fundamentalistische Zumutung".
Der Superintendent im Ruhestand Herbert Koch (Garbsen) sagte, das
Glaubensbekenntnis sei für ihn eine "fundamentalistische Zumutung" und
ein wesentlicher Grund für die rückläufige Teilnahme an Gottesdiensten.
Höchstens zehn Prozent der evangelischen Mitglieder glaubten an die
Jungfrauengeburt und weniger als jeder dritte Protestant, dass Jesus
Gottes Sohn sei. Hauptschwierigkeit sei für ihn die "übernatürliche
Biographie Jesu", so Koch. Die Jungfrauengeburt sei "eine fromme spätere
Legende", zudem sei Jesus Analphabet gewesen. Auch rechne er nicht mit
der Wiederkunft Christi zum jüngsten Gericht. Koch: "Die Kirche rechnet
sicher mit allerlei aber auf keinen Fall mit der Wiederkunft Christi."
Was kirchliche Leiter wirklich verbinde, sei nicht das
Glaubensbekenntnis, sondern das Interesse, die Kirche zu erhalten. Koch
forderte dazu auf, von den Quäkern zu lernen: Diese lehnten Dogmen ab,
weil diese abgrenzen und andere ausschließen und daher nicht dem Frieden
dienten. Das Christentum behaupte eine "unendliche Überlegenheit" über
andere Religionen. Es müsse jedoch auf seine Absolutheitsansprüche
verzichten. Die Christen sollten Jesus das sein lassen, was er wirklich
war: ein großer Prophet und Weisheitslehrer, so Koch. Die wahren Schätze
des Glaubens seien für ihn die Bergpredigt, die "Ringparabel" des
Dichters Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) sowie die Vorlesungen des
Theologen Adolf von Harnack (1851-1930) über das "Wesen des
Christentums".
Soweit aus der Schneider-Site.
Es bleibt demnach vom Christentum nicht mehr viel übrig, ein paar auserwählte
Bibelsprüche, die aus dem Zusammenhang gerissen werden oder die nichts mit dem
tatsächlichen Verhalten christlicher Menschen zu tun haben - man denke nur an
die berühmte "Feindesliebe", von der ständig gesprochen, die aber
nie praktiziert wird, was ja auch absurd wäre. Man nehme nur den Satz
"der Klügere gibt nach", der eine milde Variante der "Feindesliebe"
darstellt und sich mit "dann setzt sich der Dümmere durch" zutreffend
ergänzen lässt. Auch o.a. verbliebene Bibelteile sind hinterfragbar, siehe z.B. kritische
Ausführungen zur Bergpredigt - die ist nicht nur so, wie es Christen haben wollen,
sondern genauso dualistisch wie der Rest der Jesus-Texte, man lese nach.
Hier das Glaubensbekenntnis, diese "fundamentalistische Zumutung":
"Ich
glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der
Erde. Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen
durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius
Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des
Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den Heiligen Geist, die
heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen."
Wenn christliche
Experten dieses Glaubensbekenntnis als Zumutung sehen, dann braucht man dem als
Religionsfreier nicht zu widersprechen.
Als Religionsfreier darf man jedoch
hinzufügen, es ist doch ein bisschen Wahrheit im Glaubensbekenntnis enthalten: für die
Existenz des Pontius Pilatus gibt es historische Belege ...