Der arme Harold Camping! Jetzt hat er sich so viel Mühe gemacht, die ganze
Bibel durchgerechnet, damit er das Datum des Weltunterganges findet und jetzt
ist schon wieder keine Welt untergegangen! Nicht nur am 21. Mai nicht, sondern
auch nicht gestern am 21. Oktober 2011! Was wird er jetzt machen? Nochmals alles
neu berechnen?
Auf einer US-Site steht heute: I'm sat writing this
on the morning of Oct. 22, 2011, and guess what? The world didn't end. It is
still, as far as I can see, in one piece. There were no fireballs killing non-believers.
In fact, it's bloody cold. I can't wait to hear what Camping's excuse is this
time. And he will set a new date, no doubt, because if he doesn't then people
may stop listening to him and, crucially, stop giving him money. Now that would
be a shame.Aber
erinnern wir uns: Im August 1999 gab's eine Sonnenfinsternis. Deswegen ließ
damals ein gewisser Alexander Tollmann die Welt beinahe untergehen. Er marschierte
mit einer Schar von anderen Narren durchs Waldviertel und wartete auf ein mögliches
Weltenende. Tollmann war Universitätsprofessor am Geologischen Institut und
1982/83 Vorsitzender der "Vereinten Grünen", trat nach dem Scheitern
bei der Nationalratswahl zurück und wurde Esoteriker. In Wikipedia heißt es
dazu: "In seinem Buch 'Und die Sintflut gab es doch' vertritt er die These,
dass die Genesis und die Johannes-Apokalypse den Impakt eines siebenteiligen
Meteors vor etwa zehntausend Jahren sowie den Zustand danach beschreiben. (..)
Aufgrund der Prophezeiungen des Nostradamus, der Sonnenfinsternis vom 11. August
1999 und anderer Vorzeichen sagte er für August 1999 eine weltweite Katastrophe
vorher, die er in einem Bunker in Albrechtsberg an der Großen Krems im Waldviertel
in Niederösterreich erwartete." Er wartete vergeblich und danach ist er
öffentlich nicht mehr in Erscheinung getreten, er versprach sogar, nie wieder
zu prophezeien, aber er hielt weiterhin an Nostradamus, Parapsychologie und
diesem ganzen Quatsch fest. Er starb ohne Apokalypse 79-jährig im Jahre 2007.
Harold Camping ist auch 90, für seinen nächsten Weltuntergang hat er nimmer
viel Zeit. Wie im obigen US-Text zu lesen, könnte es sein, dass jetzt auch
der Geldfluss
für Mr. Camping etwas dünner wird, wenn er nicht eine gute neue Geschichte erfindet.
Am einfachsten wäre es, wenn er das nächste Datum auf den 21. Dezember 2012
legte. Weil für diesen Tag haben sich schon eine Menge anderer Propheten entschieden.
Denn am 21.12.2012 endet der alte Maya-Kalender. Und ohne diesen alten Kalender kann
die Welt nicht existieren und muss untergehen.
Es ist nicht nur grotesk, wenn
sich wer sowas ausdenkt, sondern erst recht, wenn jemand sowas wirklich glaubt.
Wie kaputt im Hirn müssen diese Leute sein?
PS: In einer Welt-online-Meldung
vom 22.10. heißt es: "Endzeitthesen finden im US-Protestantismus schon seit Jahrzehnten nicht
nur in Randgruppen Anhänger. Umfragen zufolge glauben etwa 30 Prozent
der US-Amerikaner, dass die Welt zu ihren Lebzeiten untergehen wird."
Was
wieder einmal belegt: Der religiöse Despotismus hat in Europa auch Positives
bewirkt. Ohne ihn hätte sich die Aufklärung nicht so entwicklen können und wir
hätten womöglich auch in Europa 30 Prozent oder noch mehr christliche Volltrotteln.
In den USA herrschte von Anbeginn an Religionsfreiheit, dadurch unterblieb in
einem hohen Maß die kritische Auseinandersetzung mit transzendentem Irrealismus,
bibelfeste Kreationisten, Weltuntergangsspinner und ähnliche Narren sind darum
in den USA weitaus verbreiteter als in Europa.