Bis auf Weißrussland und den Vatikan haben alle europäischen Staaten die
Europäische Menschenrechtskonvention unterzeichnet. In der katholischen
Kirche hat es sich trotzdem eingebürgert, die Menschenrechte als Produkte des
christlichen Europas zu bezeichnen. Ohne allerdings zu erwähnen, dass die Menschenrechte
als Gegenthese zum christlichen Europa entstanden sind.
Aber manchmal
kommt sogar einem Kleriker die Wahrheit dazu aus. Wie jetzt dem Schweizer Bischof
Huonder, der für den 10.12.2011, dem "Tag der Menschenrechte"
einen Hirtenbrief vorbereitet hat, darin heißt es u.a.:
"Die Kirche
nimmt die Menschenrechtserklärung zur Kenntnis. Sie misst die Aussagen und Forderungen
der Konvention an der Wahrheit der göttlichen Offenbarung. Sie hebt hervor,
dass die Menschenrechte mit Blick auf die Würde anzuwenden und zu interpretieren
sind, welche der Mensch als Gottes Schöpfung, aber ebenso als Gottes Ebenbild
hat. Den Menschenrechten voraus geht daher immer das göttliche Recht. Die Menschenrechte
stehen und fallen letztendlich mit dem Respekt vor dem Gottesrecht."
Woraus
sich für den Bischof ergibt, dass die ideologischen Ansichten der katholischen
Kirche über den Menschenrechten zu stehen haben, er fordert daher konkret,
dass Religionsfreiheit dazu führen müsse, dass christkatholische Ansichten
über dem säkularen Recht zu stehen hätten.
Konkret ereifert Bischof Huonder
über die Sexualerziehung in den Schulen: "Die Sexualerziehung kommt
an dieser göttlichen Ordnung nicht vorbei. Auf ihrer Grundlage nehmen die Eltern
unter anderem ihre Aufgabe wahr, vom Staat verordnete Lehrpläne der Sexualerziehung
zu prüfen. Auf ihrer Grundlage sind sie auch berechtigt, alles, was in den Lehrplänen
im Widerspruch zum Glauben steht, abzulehnen."
Der Bischof fürchtet
um das Schamgefühl und er fürchtet die Aufklärung über Verhütungsmittel, er
fürchtet die "permissive Weltanschauung", er fürchtet die rechtliche
und moralische Akzeptanz der Homosexualität, weil sich dies "gegen
die menschliche Natur" richte und die die Schöpfungsordnung zerstöre. Enthaltsamkeit
und Keuschheit wären im Sexualkundeunterricht kein Thema. Der junge Mensch
geriete "zu bestimmten Praktiken angeleitet, in den Sog der Abhängigkeit
von seinem Geschlechtstrieb".
Bischof Huonder schlussfolgert:
"Deshalb sind wir dazu verpflichtet, einem solchen Ansinnen entgegenzutreten
und uns für eine Bildung und Erziehung einzusetzen, welche der göttlichen Offenbarung
entspricht und dem Menschen hilft, in der Freiheit des Evangeliums zu leben.
In der Lesung aus dem Ersten Brief an die Thessalonicher zum dritten Adventssonntag
fordert der heilige Paulus die Gläubigen auf, alles zu prüfen und das Gute zu
behalten. Er ermahnt sie auch, das Böse in jeder Gestalt zu meiden. Heute wollen
wir diese Worte auf das anwenden, was uns von einigen Staaten und Regierungen
als Erziehungsmodell bezüglich der Sexualität vorgestellt, ja unterschoben wird."
Gottesrecht geht vorm Menschenrecht. Darum hat der Vatikan die Menschenrechtskonvention nicht unterschrieben. Und in der Schweiz will nun ein Bischof ein göttliches Zensurrecht für den Schulunterricht.