Daran, dass Gott nach dem Tode auf ihn wartet, glaubte Christopher Hitchens nie. Am 15. Dezember 2011 ist der brillante Rhetoriker und Journalist an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben. Hitchens wurde 62 Jahre alt.
In seinen Händen wurden Worte zu Waffen: Wenn Christopher Hitchens
zu Stift und Zettel griff, erzitterten die Mächtigen - so schneidend scharf
waren seine Analysen, so bissig seine Kommentare. Und Hitchens' ätzende Polemik
machte vor niemandem halt. Nicht vor dem ehemaligen US-Außenminister Henry Kissinger,
den er als Kriegsverbrecher vor Gericht sehen wollte. Nicht vor der englischen
Krone und erst recht nicht vor Mutter Teresa, in seinen Augen eine "Medienheilige",
die das Elend der anderen ausschlachte, um sich selbst berühmt zu machen. Trotzdem:
So mancher dürfte sich im stillen Kämmerlein geadelt gefühlt haben, zur Zielscheibe
dieses begabten Rhetorikers geworden zu sein. Doch gegen seinen letzten Opponenten
half selbst der spitzeste Bleistift nicht: der Autor starb im M.D. Anderson
Krebszentrum in Houston. Er wurde 62 Jahre alt.
Wie die "Vanity
Fair" berichtet, erlag Hitchens' vom Speiseröhrenkrebs geschwächter Körper
den Folgen einer Lungenentzündung. Zu diesem Zeitpunkt hatte der streitbare
Journalist seine Behandlung bereits abgebrochen und sich in das Hospiz der Klinik
einweisen lassen. Hitchens hatte von seiner Krebserkrankung, an der bereits
sein Vater gestorben war, erst vor einem Jahr erfahren: Der gebürtige Brite
befand sich auf Lesereise für seine Memoiren - und verwechselte die Schmerzen
zunächst mit einem besonders schlimmen Kater.
Jahrzehntelang galt
der ehemalige Trotzkist, der 1981 in die USA immigrierte, als Galionsfigur der
amerikanischen Linken. Auch deswegen wandten sich viele ehemalige Weggefährten
enttäuscht ab, als er nach dem 11. September 2001 mit der Politik der neokonservativen
Regierung unter George W. Bush liebäugelte. Endgültig zerschnitten war das Tischtuch,
als sich Hitchens 2003 - nach mehreren Reisen in den von Saddam Hussein beherrschten
Irak - für das Engagement der Amerikaner im Zweistromland aussprach. Bis zu
seinem Tod hielt Hitchens diesen Krieg für notwendig, distanzierte sich aber
später von den zweifelhaften Mitteln, mit denen der "Krieg gegen den Terror"
geführt wurde. Bei einem Selbstversuch setzte sich der Autor 2008 gar dem Waterboarding
aus und beschrieb detailliert die Todesangst, die ihn dabei erfasst hat.
Standhaft
blieb Hitchens dagegen in seiner Haltung zur Religion: Zeitlebens war er
überzeugter Atheist - auch im Angesicht des eigenen Todes - "Der Herr
ist kein Hirte. Wie Religion die Welt vergiftet" nannte der Autor seinen
religionskritischen Bestseller von 2007 im Brustton der Überzeugung. Das
Konzept eines allwissenden, allsehenden Gottes war Hitchens zuwider: "Das
wäre wie in Nordkorea zu leben", erklärte er 2007 im Gespräch mit dem konservativen
TV-Moderator Sean Hannity.
Hitchens' Religion war das geschriebene Wort:
"Schreiben ist das einzige, was mir im Leben wichtig ist", bekannte
der Schriftsteller drei Jahre später im Interview mit dem US-Talker Charlie
Rose. Alkohol, Zigaretten und durchzechte Partynächte gehörten für ihn untrennbar
dazu. "Ich kann mir mein Leben einfach nicht vorstellen ohne diese Feiern,
ohne diese späten Nächte, ohne diese zweite Flasche."
Ob Hitchens
vor seinem Tod noch eine letzte zweite Flasche in den Händen halten konnte -
wir wissen es nicht. Eines ist aber klar: Ein Rosenkranz wird es auf keinen
Fall gewesen sein.