Volksfreund.de berichtete am 29. 2. 2012 über die Wahlfahrten zum "heiligen Rock von Trier" und die "heilige Unterhose von Karl Marx".
Marx-Unterhose
wird wieder ausgestellt
Schon während der Heilig-Rock-Wallfahrt 1996
sorgte sie für ein großes Medienecho - nun soll sie auch 2012 wieder ausgestellt
werden: Die Unterhose von Karl Marx, ein satirisch angelegtes Werk des Künstlers
Helmut Schwickerath.
Die Ausstellung in der Tuchfabrik hieß 1996 "Rock-Art.
Kunst und Provokation". Sie nahm die Reliquienverehrung der Kirche aufs
Korn. Neben einem Misthaufen in Form des Heiligen Rocks sorgte vor allem die
"Heilige Unterhose" für Aufsehen. Angeblich sollte das Beinkleid von
Karl Marx stammen. Der Trierer Künstler Helmut Schwickerath präsentierte es
auf einer Art Altar - und fand damit in den Medien eine große Resonanz, auch
wenn die Ausstellung selbst nicht besonders gut besucht war.
Bild rechts: Der Altar von 1996: oben das angebliche
Beinkleid von Karl Marx.
Die Unterhose
wurde in fast allen großen Medienberichten über die Heilig-Rock-Wallfahrt erwähnt,
von der Welt über die FAZ, Die Zeit und den Spiegel bis hin zum britischen Independent
und Zeitungen aus Italien und Spanien. Neu war die Idee schon damals nicht,
denn bereits seit 1994 wurde in der Trier-Süder Kneipe Glasmost eine Karl-Marx-Unterhose
ausgestellt. Nun wird das Original-Objekt aus der Tufa wieder hervorgekramt,
wie Helmut Schwickerath dem TV bestätigte. Die Unterhose ist seinen Erzählungen
zufolge nach der jüngsten Wallfahrt verschwunden. Ein bisher unbekannter "Geheimbund
der Heiligen Unterhose" habe sie entführt und in einer alten Kapelle versteckt.
Nach langen Verhandlungen sei es ihm gelungen, die Unterhose wiederzubekommen.
"Durch
unsachgemäße Lagerung ist die Hose Opfer von Mottenfraß geworden", sagt
Schwickerath. Ein größeres Loch an der Hinterseite des linken Beines müsse daher
gestopft werden. "Das ist natürlich ein Nachteil im Vergleich zum Heiligen
Rock, der ja ohne Naht auskommt", sagt der 74-Jährige, der noch eifrig
an der Erforschung der Legende arbeitet - "streng wissenschaftlich natürlich".
Zur
Aufstellung verrät er schon so viel: Er konstruiere gerade eine Art Triptychon,
also einen dreiflügeligen Altar. Auf dem linken Flügel sei Karl Marxens Haushälterin
Helena Demuth zu sehen, auf dem rechten Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht.
Ort der Ausstellung ist diesmal ein Schaufenster: das des Skater-Ladens "Zupport"
in unmittelbarer Nähe zum Karl-Marx-Haus.
Heute nur noch wenig provokant
Er glaube nicht, dass die "Heilige Unterhose" noch sehr provokant
sei, meint Schwickerath, ernsthaft auf den Hintergrund der Ausstellung angesprochen.
1996 sei auch von der Kirche noch mehr Wert auf die Reliquienverehrung gelegt
worden. "Ich will einfach weiterspinnen an einer alten Geschichte."
Ein künstlicher Jux also.
Tatsächlich reagiert das Bistum gelassen: "Wir
leben - Gott sei Dank - in einer Gesellschaft, in der jeder seine kritischen
Einstellungen zur Kirche offen und öffentlich äußern kann", erklärt Wallfahrts-Sprecherin
Judith Rupp dem TV auf Anfrage. "Selbst kritische Äußerungen zeigen doch
zumindest, dass die Heilig-Rock-Wallfahrt auch für diese Menschen ein Anlass
ist, sich mit Glauben und Religion auseinanderzusetzen."
Der letzte Satz soll Gelassenheit signalisieren. Er wirft aber die
Frage auf, ob dieser Satz nicht eher signalisiert, dass außerhalb eines harten
Kerns von Fundikatholiken kein Interesse für diesen Themenbereich mehr herrscht
und es somit der Frau Wallfahrtsprecherin lieber ist, wenn Kirchliches verarscht
statt ignoriert wird.
Der heilige Rock von Trier wurde schon im 19.
Jahrhundert verarscht. Ein Lied machte sich um 1844 über die Wallfahrten
zum "Heiligen Rock von Trier" und den Wunderglauben lustig - Rudolf
Löwensteins Spottgedicht "Freifrau von Droste-Vischering zum heil'gen Rock
nach Trier ging" erschien im Kladderadatsch - der Heilige Rock galt als
Kleidungsstück Jesu, das "Wunder" bewirken könne. Es gibt auch noch
im 21. Jahrhundert genügend Einfaltspinseln, die wegen so einer albernen Geschichte
Wallfahrten machen. Hier das Lied von 1844, dargeboten von Gigs and his Guitar.