Der Schweizer Bischof Charles Morerod hat endlich entdeckt, wie man Atheisten
mit Argumenten entgegentreten kann. Auf einem Vortrag in Freiburg ließ er
es allen und auch uns wissen. Erstens trügen sowohl Gläubige als auch Atheisten
in sich eine "Sehnsucht nach Gott". Woher er das wissen will, hielt
er allerdings geheim. Aber als Atheist kann man darüber nachdenken, vielleicht
ist es schon "Sehnsucht nach Gott", wenn sich z.B ein Fußballfan ersehnt,
dass sein Verein nicht schon wieder verliert oder wenn das Rheuma zwickt und
gehofft wird, dass es am Nachmittag besser sein könnte oder der Lottoschein
mit dem sehnsüchtigen Wunsch auf einen schönen Gewinn ausgefüllt wird oder die
Erwartung, dass die Kinder heuer gute Zeugnisse bekommen oder es vielleicht
die Gewerkschaften gar endlich einmal versuchen könnten, statt Reallohnkürzungen
Reallohnerhöhungen auszuhandeln, vermutlich alles lauter Sehnsüchte nach Gott,
nach Glück und Vollendung.
Aber der Herr Bischof weiß sogar, es gibt
die Wissenschaften und die Wissenschaften haben es nicht mit Gott. Die Theologen
werfen deswegen der Wissenschaft "Reduktionismus" vor, dieser von
der Theologie erfundene wissenschaftliche Reduktionismus argumentiere, dass
jede Wahrheit nur von der Wissenschaft kommen könne, dadurch werde "dem
Reichtum der Kausalität nicht Rechnung getragen". Denn alles auf wissenschaftliche
Prozesse zu reduzieren, habe dazu geführt, dass Gott als "unnötige Hypothese"
angesehen werde.
In Antwort auf diese gottlose Ungeheuerlichkeit schleudert
der Bischof nun den Atheisten seine große theologische Frage entgegen, nämlich
das von ihm als "zentrale Frage" betitelte: "Warum gibt es überhaupt
etwas?"
Auweih geschrie'n! Jetzt hat er uns! Warum gibt es überhaupt
etwas? Warum gibt es nicht nichts? Das hat schon der deutsche Philosoph
und Nazi Martin Heidegger gefragt. Um diese Frage überhaupt zu stellen, bedarf
es der Annahme, das Sein habe irgendeinen vorgegebenen Sinn. Das Sein hat
keinen vorgegebenen Sinn. Dass die Realität existiert, ist eine Tatsache,
die berühmte normative Kraft des Faktischen (ein Begriff aus der Rechtsphilosophie)
gilt auch fürs Universum: das Universum und sein Inhalt ist Faktum, über das
Sein nachzudenken, ist nur möglich, weil es das Sein gibt und weil wir Menschen
zum Denken in der Lage sind.
Die theologische Antwort auf die Frage,
warum es überhaupt etwas gibt, lautet: weil Gott die Welt erschaffen hat. Gottlose
Frage an die Theologen: Warum gibt es Gott? Diese Frage lässt sich theologisch
nur mit Ausflüchten behandeln, Gott existiert in Ewigkeit, aus sich heraus usw.
Woraus sich jeweils wieder die gleiche Frage wiederholen lässt, warum Gott in
Ewigkeit usw. existiere. Das ist noch eine weitaus sinnlosere Frage wie die
Frage, warum es eine Welt und nicht keine Welt gibt. Es wird nur die Kausalkette
um ein Glied länger und dieses Glied hat keine Begründung. Dass die Welt
IST, wissen wir. Dass Gott existiert, ist eine unnötige Hypothese. Die verpasste
"zentrale Frage", ist eine sinnlose Frage.