Die Pfarrgemeinderatswahlen der österreichischen katholischen Kirche sind vorbei, man ist recht froh, dass der Beteiligungsrückgang geringer ausfiel als man befürchtet hatte. Anscheinend ist man jetzt etwa auf dem Niveau der tatsächlich als im Alltag noch katholisch agierenden Kirchenmitglieder angelangt, es sind etwas über zwanzig Prozent. Dieser Bereich entspricht wohl auch dem Anteil der Kirchenmitglieder, die zwischen regelmäßig und zumindest hin und wieder freiwillig am Sonntag in die Kirche geht. Die Endresultate wurden noch nicht publiziert, darum hier zwei innerkirchliche Berichte zu diesem Thgemenbereich.
Im
Rahmen einer Pressekonferenz am 20. März 2012 präsentierte die Plattform "Wir
sind Kirche" einen Erste Hilfe Koffer für Pfarrgemeinderäte in Not und
nahm zur Pfarrgemeinderatswahl 2012 Stellung.
Ziel der Aktion ist es,
Pfarrgemeinderäte zu stärken, die zeitgemäße Reformen umsetzen wollen.
In
diesem Koffer ist der Brief des Apostel Paulus an die Galater, als Beispiel
für die Bibel. Paulus ermuntert darin die Galater, "zur Freiheit seid ihr
berufen" und mahnt sie, lasst euch nicht wieder unter das Joch des Gesetzes
drücken. Weiters bieten wir die "Herdenbriefe" der Plattform "Wir
sind Kirche" an, das Buch "Mitbestimmung und Menschenrechte"
sowie eine Zusammenstellung der Gruppen, die sich für eine zeitgemäße Kirchenreform
auf der ganzen Welt einsetzen. Zudem sind in dem Erste Hilfe Koffer ein Stifterl
Klosterneuburger Wein als "Defibrillator". Dort wo die Stimmung erdrückend
wird, kann ein Gespräch bei einem Glas Rotwein vieles lösen. Im Koffer befindet
sich auch ein Stück Brot als Zeichen dafür, dass wir Christinnen und Christen
aufgerufen sind, den Menschen zu dienen und ihnen Brot sein sollen. Mit der
Rose im Koffer wollen wir das Herz der Menschen erfreuen. Anerkennung und Würde
soll sie ausdrücken!
Erhältlich ist der Erste Hilfe Koffer über Hans Peter
Hurka . Preis: 35,- €. Die Auslieferung an Pfarrgemeinderäte erfolgt persönlich
nach Terminvereinbahrung.
Betrifft: Artikel über die Situation in der Pfarre Linz Herz-Jesu von Alfons
Krieglsteiner.
Aus Ihren Berichten spricht für mich ein Geist des Protests,
hier in Herz-Jesu nehme ich aber einen Geist der Enttäuschung und Resignation
wahr. Viele kämpfen oder bitten seit Monaten oder Jahren um eine Klarstellung
vonseiten des Bischofs: Soll Herz-Jesu eine neokatechumenale Pfarre werden oder
nicht? Bischof Schwarz hat einen Mittelweg versucht: Pfarradministrator Neubauer
und Kaplan Girardi sollten die Leitung von Herz-Jesu übernehmen, aber nicht
im neokatechumenalen Sinn agieren. Viele wollten Pfarradministrator Neubauer
positiv aufnehmen in der Erwartung, dass die Toleranz gegenüber seinen neokatechumenalen
Ideen auch zu Toleranz gegenüber ihren Ideen führt. Das Gegenteil ist der Fall:
Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, dass Ideen, die von seinen Vorstellungen
abweichen, nicht einmal diskutiert werden. Pfarradministrator Neubauer lehnt
sie nicht offen ab, sondern ignoriert sie einfach. Das geschieht sogar mit Beschlüssen
des Pfarrgemeinderates: Die Einsetzung eines Liturgiekreises wurde beschlossen,
aber vom Pfarradministrator ignoriert und nicht umgesetzt. Dabei wahrt er eine
Fassade der Freundlichkeit. Mitarbeit in der Pfarre scheint von ihm ja durchaus
gewünscht - solange man sich in dem engen Korridor bewegt, der von ihm vorgegeben
ist. Auch ich habe mich von dieser oberflächlichen Freundlichkeit jahrelang
täuschen lassen und konnte/wollte nicht glauben, was mir andere über die Unmöglichkeit
einer Zusammenarbeit erzählten, bis ich eigene Erfahrungen gemacht hatte.
Zuletzt
wurden Menschen, die teils seit Jahrzehnten in Herz-Jesu aktiv mitarbeiten,
sich aber kritisch äußern und etwa die Einhaltung der PGR-Statuten einfordern,
aus der Kandidatenliste zur PGR-Wahl ausgegrenzt - einmal war die Begründung
zu hören, dass die letzten PGR-Sitzungen infolge kritischer Äußerungen einiger
Teilnehmer unangenehm gewesen seien und man endlich wieder Frieden haben wolle.
Viele
Erfahrungsberichte wurden in den letzten Jahren an den Bischof und das Konsistorium
geschickt. Die Erwartung war wohl, dass Bischof Schwarz die Herren Neubauer
und Girardi abberufen würde. Heute wünschen sich viele nur noch eine klare Entscheidung
des Bischofs, ob Herz-Jesu neokatechumenal sein soll oder nicht. Die Kombination
aus "nicht-neokatechumenal, aber mit Neubauer und Girardi" ist nicht
möglich. Von einer Abberufung will Bischof Schwarz bislang nichts wissen, ein
Bekenntnis zum Neo-Katechumenat war bisher ebenfalls nicht zu hören.
Viele
haben mittlerweile resigniert und/oder engagieren sich in anderen Pfarren. Viele
davon sind der PGR-Wahl ferngeblieben. Auch ich frage mich, welchen Sinn ein
PGR hat, wenn Beschlüsse ungestraft ignoriert werden können.
Viele haben
keine Kraft mehr für Zeichen des Protests, die Sie in Ihrem Artikel vom Samstag
angekündigt hatten. Nur eine Parte war am Sonntag aufgeklebt als Zeichen des
Abschieds von unserer Heimatpfarre. Einige haben in der Kirche still Kerzen
aufgestellt, ein Zeichen von Resignation, Schmerz und Trauer. Ich habe auf meiner
Kerze einen Text aufgeklebt - sinngemäß: "Brenne für die Möglichkeit zur
Mitarbeit in Herz-Jesu auch mit Ideen, die nicht denen des Pfarradministrators
entsprechen! Herr, schenke Geduld und Kraft!" Die Kerze wurde binnen weniger
Minuten entfernt. Auch die Kerze meines Sohnes, die nur mit seinem Namen (!)
beschriftet war, verschwand. Ein Zehnjähriger als "persona non grata"?
So
bleibt mir zuletzt die Überzeugung, dass der liebe Gott sich sein "Bodenpersonal"
nicht aussucht und dass ich den christlichen Glauben auch ohne die röm.-kath.
Kirche leben kann.