Die Plattform "Wir sind Kirche" wandte sich am 24. Mai 2012 gegen die Bestrebungen des Vatikans, die besonders vorgestrigen und reaktionären Piusbrüder wieder in die katholische Kirche - womöglich als Personalprälatur wie Opus Dei - einzugliedern.
Alle Bischöfe sollten bei Papst Benedikt XVI. noch einmal dringend Einspruch
erheben gegen eine kirchenrechtliche Eingliederung der traditionalistischen
Piusbruderschaft, solange deren Repräsentanten entscheidende Konzilstexte weiterhin
ablehnen.
Diesen Appell richtet die Plattform "Wir sind Kirche"
an die österreichischen Bischöfe angesichts der für die allernächste Zeit erwarteten
definitiven Versöhnung des Vatikans mit der traditionalistischen Piusbruderschaft.
Mit
seiner Umwerbung der Piusbrüder erhöht der Papst in massiver Weise die Gefahr
eines Schismas. Denn im Sinne der Nachfolge Jesu bliebe den Gläubigen nur der
Weg des offenen Ungehorsams und Widerspruchs gegen eine Kirchenleitung, die
sich vom Glauben des Volkes Gottes trennt.
Deshalb unterstützen die Reformgruppen
die eindringliche Stellungnahme des deutsch-schweizer Theologen Prof. Hans Küng.
Statt sich mit der ultrakonservativen, antidemokratischen und antisemitischen
Piusbruderschaft zu versöhnen, sollte sich der Papst lieber um die reformbereite
Mehrheit der Katholiken und um die Versöhnung mit den Kirchen der Reformation
und der ganzen Ökumene kümmern.
Für den Vorstand der Plattform "Wir
sind Kirche". Hans Peter Hurka und Dr. Martha Heizer
Sehr geehrter Herr Erzbischof, Kardinal Dr. Christof Schönborn,
Sehr geehrter
Herr Erzbischof Dr. Alois Kothgasser,
Sehr geehrte Diözesanbischöfe,
wie
den Informationen zu entnehmen ist, steht die vollständige Eingliederung der
Piusbruderschaft kurz bevor. Dies ohne, dass diese das II. Vatikanische Konzil
vollständig anerkennen muss. Ja, es wurde und werden Ausnahmen für diese Gruppen
geschaffen, die in breiten Kreisen des Kirchenvolkes und der Öffentlichkeit
den Eindruck entstehen lassen, dass die Kirchenleitung hinter breit akzeptierte
Positionen und Errungenschaften des letzten großen Konzils zurück gehen will.
Die
Plattform "Wir sind Kirche" ersucht Sie daher, bei Papst Benedikt
XVI. einer solchen Vorgangsweise gegenüber Einspruch zu erheben, weil dies die
innerkirchlichen Spannungen und damit die Gefahr eines Schismas weiter erhöhen
wird und Rückschritte geradezu in der Treue zur Botschaft Jesu ungehorsames
Verhalten provoziere.
Wir erinnern Sie an Ihren Dienst zur Einheit der Kirche
und ersuchen Sie, dafür Ihre Stimme zu erheben.
Mit geisterfülltem pfingstlichem
Gruß und in Verbundenheit für den Vorstand der Plattform "Wir sind Kirche"
Hans
Peter Hurka
Auf dem alternativen wie auf dem offiziellen Katholikentag in Mannheim herrschten allgemein Unmut und Frustration über die Verschleppung innerkirchlicher Reformen. Im scharfen Kontrast dazu bereitet Papst Benedikt XVI. für Pfingsten offensichtlich die definitive Versöhnung der katholischen Amtskirche mit den traditionalistischen Piusbrüdern, deren Bischöfen und Priestern vor. Dies soll selbst dann geschehen, wenn die Piusbrüder, die entscheidende Konzilstexte weiterhin ablehnen, mit kirchenrechtlichen Kunstgriffen in die Kirche eingegliedert werden müssten. Davor müsste der Papst, nicht zuletzt von den Bischöfen, in aller Form gewarnt werden.
Denn:
1. Der Papst würde auch ungültig geweihte Bischöfe und Priester
definitiv in die Kirche aufnehmen. Gemäß der Apostolischen Konstitution Pauls
VI. "Pontificalis Romani recognitio" vom 18. Juli 1968 sind die von
Erzbischof Lefebvre vollzogenen Bischofs- und Priesterweihen nicht nur unerlaubt,
sondern auch ungültig. Diesen Standpunkt vertritt neben anderen auch ein maßgebliches
Mitglied der "Versöhnungskommission", Karl Josef Becker SJ, jetzt
Kardinal.
2. Mit einer solch skandalösen Entscheidung würde sich Papst Benedikt
in seiner allseits beklagten Abgehobenheit noch mehr vom Gottesvolk entfernen.
Ihm sollte die klassische Lehre vom Schisma eine Warnung sein. Ihr zufolge geschieht
eine Spaltung der Kirche, wenn man sich vom Papst trennt, aber auch wenn man
sich vom übrigen Leib der Kirche trennt. "So könnte auch der Papst zum
Schismatiker werden, wenn er nicht mit dem ganzen Leib der Kirche die geschuldete
Einheit und Verbundenheit halten will." (Francisco Suarez, maßgebender
spanischer Theologe des 16./17. Jh.).
3. Ein schismatischer Papst verliert
gemäß derselben Kirchenrechtslehre sein Amt. Zumindest kann er nicht auf Gehorsam
rechnen. Papst Benedikt würde also die schon überall wachsende Bewegung des
"Ungehorsams" gegenüber einer Hierarchie, die dem Evangelium ungehorsam
ist, fördern. Für das schwere Zerwürfnis und den Unfrieden, den er damit in
die Kirche hineintrüge, hätte er allein die Verantwortung. Statt sich mit den
ultrakonservativen, antidemokratischen und antisemitischen Piusbrüdern zu versöhnen,
sollte sich der Papst lieber um die reformbereite Mehrheit der Katholiken und
um die Versöhnung mit den Kirchen der Reformation und der ganzen Ökumene kümmern.
So würde er einen, nicht spalten.
(Prof. Hans Küng ist katholischer Theologe
und Präsident der von ihm gegründeten Stiftung Weltethos. Dem Kirchenkritiker
wurde 1979 die kirchliche Lehrbefugnis entzogen.)
Für unsereinen verspricht der Herr Ratzinger also noch viel Vergnügen, der alte Herr ist unterhaltungsmäßig schon fast so gut wie seinerzeit der St.Pöltner Bischof Kurt Krenn. Und wieder einmal: wer katholisch ist, ist selber daran schuld.