Der Kölner Dom hat eigene Domwächter, sie warfen die Protestierer hinaus.
Der die Messe lesende Bischof Koch rief zum Gebet für die Vermummten auf, die
Kirche selber erstattete Anzeige wegen Hausfriedensbruch, Störung einer Versammlung
und Störung der Religionsausübung.
Hier ein Video über die Protestaktion:
Ob die Protestierer Feinde der katholischen Kirche waren, ist zurzeit noch
nicht exakt geklärt, wenn sie als solche anzusehen wären, dann hätte die katholische
Kirche endlich wieder einmal die Chance gehabt, ihre Feinde zu lieben. Aber
sie ließ auch diese Chance verstreichen. Seit 2000 Jahren hat es die katholische
Kirche noch niemals geschafft, dem Jesuswort zu folgen (Matth. 5,44-45): "Ich
aber sage euch: Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen,
die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen, auf dass
ihr Kinder seid eures Vater im Himmel; denn er lässt seine Sonne aufgehen über
die Bösen und über die Guten und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte."
Nicht lieben! Verfolgen! Anzeigen! Das ist die christkatholische Praxis seit
Äonen. Amen. Zu schade, dass es in Deutschland den russischen Rowdytum-§ mit
sieben Jahren Höchststrafe nicht gibt, aber für Hausfriedensbruch (§123 StGB)
ist die Höchststrafe ein Jahr, für Störung einer Versammlung (§21 VerG) gibt's
maximal drei Jahre und für die Störung der Religionsausübung (§167 StGB) ebenfalls.
Die Pussy Riots von Köln befinden sich also rechtlich durchaus in einer ähnlichen
Lage wie die Originale in Moskau. Wobei allerdings anzumerken ist, dass in Russland
das Delikt "Rowdytum" den drei Frauen nachträglich verordnet wurde,
ihre ursprüngliche Gesetzesverletzung wäre nämlich nur eine Ordnungswidrigkeit
mit einer Höchststrafe von 1.000 Rubel, umgerechnet 25 Euro gewesen, das russische
Durchschnittseinkommen liegt bei 24.000 Rubel, was bedeutet, dass die 1.000
Rubel einen deutschen oder österreichischen Durchschnittverdiener etwa so träfen
wie 70 Euro. Ob die fünf Kölner so kostengünstig davonkommen, ist zu bezweifeln,
denn mein ist die Rache, spricht die katholische Kirche.
Wie Russlandberichten zu entnehmen ist, scheint dort die Verurteilung zu
zwei Jahren Lagerhaft wegen eines politischen 90-Sekunden-Acts als ziemlich überzogen, es
wird darum damit gerechnet, dass in der Berufungsverhandlung die Strafe herabgesetzt
wird - vielleicht auf die Dauer der abgesessenen Untersuchungshaft, sechs Monate
sind das ja jetzt schon.
PS: Ingeborg Gabriel, die österreichische Menschenrechtssprecherin
der katholischen Kirche, sagte am 19.8.: "Das Urteil gegen Pussy Riot ist
aus Sicht der katholischen Kirche
inakzeptabel". Und was ist mit den katholischen Anzeigen gegen
die Proteste im Kölner Dom?