Neues "Wunder" in Lourdes?

Oder doch nicht?

Der Homepage der OÖNachrichten war am 14.10.2012 zu entnehmen:
Ein Bistum im Norden Italiens hat die angeblich wundersame Heilung einer gelähmten Nonne im französischen Wallfahrtsort Lourdes anerkannt.
Die italienische Schwester Luigina Traverso habe bei einem Aufenthalt in Lourdes 1965 die Kontrolle über ihre Beine wiedererlangt, erklärte die Diözese Casale Monferrato am Donnerstagabend. Die Heilung sei durch die Fürbitte der Heiligen Maria zustandegekommen. Der Bischof von Lourdes, Nicolas Brouwet, begrüßte die Anerkennung am Freitag.
Die 1934 geborene Luigina Traverso war von der Lendenwirbelsäule abwärts gelähmt, auch Operationen konnten ihr nicht helfen. Am 23. Juli 1965 erhob sie sich der Mitteilung nach in Lourdes aus ihrem Rollstuhl. Bei dem Fall handelt es sich um die 68. anerkannte Wunderheilung in Lourdes.
Die Grotte von Massabielle bei Lourdes ist ein bedeutendes Ziel für Wallfahrer, seitdem einer junge Hirtin dort im Jahr 1858 die Jungfrau Maria erschienen sein soll. Die Pilger trinken das Wasser der Quelle oder baden darin. In den vergangenen 150 Jahren soll es dort rund 7.000 sogenannte unerklärliche Heilungen gegeben haben. Im Jahr 2011 kamen sechs Millionen Pilger nach Lourdes.

Soweit die OÖN. Der für Lourdes zuständige Bischof hatte sich 2010 oder 2011 darüber beklagt, dass wegen der von der heutigen medizinischen Wissenschaft gesetzten Anforderungen seit dreißig Jahren in Lourdes nicht mehr gelungen sei, ein "Wunder" durchzubringen. Man weiß eben heute viel mehr über Spontanheilungen, die bei im AKH Wien, bei von mongolischen Schamanen oder sonstwo und sonstwie behandelten Patienten hin und wieder aus derweilen noch nicht konkret erklärbaren Gründen auftreten. Das Einzige was bei solchen plötzlichen Selbstheilungen sicherlich gesichert ist: es hat nichts mit der katholischen Religion zu tun. Außerdem sind heute Fehldiagnosen deutlich seltener, also wurden auch Wunderheilungen von gar nicht vorhandenen Krankheiten weniger.

Ein bisschen Recherchieren zum aktuellen Wunderfall hat ergeben, dass die genannte Nonne an Ischialgie Meningozele erkrankt gewesen sein soll. Dazu schaut man in Wikipedia nach, demnach ist Meningozele eine einfache, leichte Form eines angeborenen Wirbelspalts, eines "offenen Rückens". Dabei wölben sich nur die Rückenmarkshäute (= Meningen) durch einen Wirbelbogenspalt unter der Haut vor. Die dabei entstehende Blase (= Zyste) ist sichtbar. Sie kann operativ entfernt werden. Es entstehen keine Beeinträchtigungen, denn das Rückenmark ist in seiner üblichen Lage und nicht geschädigt. Ischialgie sind Rückenschmerzen im Bereich des Ischiasnervs. Zusammengenommen ist die Krankheit der Nonne ein Leiden, dessen Heilung ohne jedwede Art von Wunder durch die ärztliche Kunst möglich ist. Anderen Berichten zufolge könnte es sich auch bloß um gewöhnliche Ischias gehandelt haben, in religion.ORF heißt es, die Nonne habe seit 1962 unter schweren Schmerzen und Lähmungserscheinungen im linken Bein gelitten. Wer einmal Ischias gehabt hat, weiß dass das verteufelt weh tun kann, aber auch dass sich Ischias ohne Behandlung durch eine Gottesmutter in den Griff kriegen lässt.

2011 hatte eine katholische Ärztekommission erklärt, dass ihr diese Heilung unerklärlich erscheint. Das "Wunder" war 1965, 46 Jahre später können fromme Ärzte die Heilung nicht erklären. Das ist zumindest genauso lächerlich wie das "Wunder", welches Kaiser Karl dem Letzten 2004 für seine Seligsprechung zugewiesen wurde: Man durfte sich damals darüber wundern, dass eine Nonne in Brasilien 1960 auf Fürsprache des Herrn Karl von ihren Krampfadern geheilt worden sei. Das ließ sich 54 Jahre später genauso bombensicher beweisen wie jetzt die oben angeführte Wunderheilung. Bei solchen jahrzehntealten Geschichten kann doch niemand mehr sagen, ob es ein Märchen war, eine Fehldiagnose, eine Remission oder ein Placebo-Effekt.

Warum verüben die allmächtigen Götter nicht wirklich einmal ein echtes Wunder? Gottvater, Gottmutter und Gottsohn könnten sich ja auf ein Packl hauen und im rechts abgebildeten rechten Unterschenkel die Titanplatte und die 13 Schrauben wegwundern und durch ein unbeschädigtes Schienbein samt Knöchel ersetzen.

Da es mein eigener Haxn ist, verspreche ich hoch und heilig, ich würde bei einem solchen Wunder sofort katholisch werden und jeden Sonntag zur Messe gehen, um dort den HErrn und seine Familie zu loben und zu preisen. Weil das wäre dann in der Geschichte des Christentums das erste Mal gewesen, dass wirklich ein Wunder geschehen wäre. Amen.