Islaminstitute: Signal in die falsche Richtung

Deutschland: Größtes Institut für islamische Theologie in Osnabrück eröffnet

Wer sich mit den ausschlaggebenden objektiven Quellen des Islam (Koran, Hadithsammlung, Festlegungen der Rechtsschulen) und seiner Geschichte vertraut gemacht hat, weiß, dass zahlreiche Inhalte und Normen dieser religiösen Weltanschauung und Herrschaftslehre den Grundprinzipien einer säkular-demokratischen, an den Menschenrechten orientierten Gesellschafts- und Lebensordnung widersprechen bzw. mit dieser unvereinbar sind. Das betrifft sowohl die Nichtgleichberechtigung von Muslimen und Nichtmuslimen sowie die religiös-patriarchalisch sanktionierte Ungleichheit von Männern und Frauen als auch das Fehlen von negativer Religionsfreiheit bzw. weltanschaulicher Wahlfreiheit und Selbstbestimmung. Hinzu kommen noch die massive Stigmatisierung und Strafverfolgung von Homosexualität sowie eine Reihe weiterer, hier nicht näher darstellbarer Aspekte.

Da die Inhalte von Koran und Sunna (Vorbild des Propheten) als unveränderbare göttliche Bestimmungen gelten, sind willkürlichen Auslegungen im Sinne eines subjektivistischen "Bonbon-Islam" enge Grenzen gesetzt. Deshalb ist es blauäugig und im Grunde unverantwortlich, den Islam als "islamische Theologie" an den Universitäten zu installieren, anstatt ihn zum Gegenstand einer wirklichen Wissenschaft, nämlich einer kritisch-interdisziplinären Forschung ohne bekenntnisreligiös-parteiliche Voraussetzungen zu machen.

Ebenso führt die Einführung eines flächendeckenden Islam-Unterrichts absolut in die falsche Richtung, denn sie fördert nicht etwa die politisch-kulturelle Integration der Muslime, sondern trägt nur zur Verfestigung einer auf Abgrenzung bedachten ethno-religiösen Identität bei und fördert damit integrationsabwehrende Einstellungs- und Verhaltensmuster. Das "Signal des Respekts", das Franziska Holthaus in ihrem Kommentar betont, muss - gerade auch in bildungspolitischer und schulpädagogischer Perspektive - in eine andere Richtung ausgesendet werden: Deutschland ist kein islamisches Land und will auch kein islamisches Land werden. Zu Deutschland können und sollen "Geburtsmuslime" gehören, die sich von den menschenrechtswidrigen Dogmen des orthodoxen (Mehrheits-)Islam lösen und die Grundprinzipien der säkular-demokratischen Moderne hinreichend kennen, akzeptieren und respektieren. Dazu müssen sie aber auch in diesen Grundprinzipien hinreichend und nachhaltig unterrichtet werden. Genau das aber wird durch die anachronistische Aufspaltung der Schüler in bekenntnisreligiöse "Stämme" systematisch erschwert, wenn nicht gar verhindert.

Anstatt also flächendeckend einen bekenntnisorientierten Islamunterricht einzuführen und obendrein auch noch auf Staatskosten die Imamausbildung zu finanzieren, wäre vielmehr ein neues Schulfach "Religions- und Weltanschauungskunde" angezeigt, in dem die Heranwachsenden neutral und sachlich über die Grundinhalte der Religionen sowie der philosophisch-humanistischen Religionskritik und der säkularen Ethik informiert und unterrichtet werden.

Primäre Aufgabe des deutschen Bildungssystems wäre es demnach, den Heranwachsenden gerade auch aus islamischen Herkunftsmilieus auf nachhaltige Weise die (europäischen) Werte und Grundnormen einer säkular-demokratischen Gesellschafts- und Lebensordnung zu vermitteln und den eingeschlagenen Irrweg zu verlassen, in Form einer religiösen Identitätspädagogik desintegrative Mentalitäten zu bestärken und zu verfestigen.

Gesellschaft für wissenschaftliche Aufklärung und Menschenrechte (GAM) - Hartmut Krauss