FDP für Trennung von Staat und Kirche

(ergänzt am 26.11.2012, siehe unten)

Die deutsche FDP war in vergangenen Zeiten oft für die Interessen der Religionsfreien eingetreten.
In den letzten Jahren hatte man sich das gänzlich abgewöhnt und war mit CDU/CSU auch diesbezüglichen in einen engen Schmusekurs getreten. Jetzt ist Feuer am Dach, die FDP muss befürchten bei den nächsten Bundestagswahlen an der Prozentklausel zu scheitern.

Möglicherweis bemüht sich darum die FDP in Norddeutschland nun um säkulare Wähler, weil dort sind mehr Millionen an Wahlberechtigten als in den katholischen oder protestantischen Wählerschichten.

In den Lübecker Nachrichten vom 22.11.2012 heißt es u.a.: "Die FDP im Norden geht auf Konfrontationskurs zu den Kirchen. Keine Kirchensteuer-Erhebung durch die Finanzämter und keine Landeszuschüsse mehr, stattdessen Auf- und Ablösung der Kirchenstaatsverträge durch die Landesregierung, keine Sendezeit mehr im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, ein Verbot aller religiösen Symbole in staatlichen Einrichtungen und nur noch den Rechtsstatus ähnlich dem eines Vereins: Das sind die Kernpunkte eines Antrags, den die Liberalen auf ihrem Parteitag am Sonnabend in Neumünster beschließen wollen."

Sehr gut! Was heißt sehr gut, ganz ausgezeichnet! Was sich auch sofort am Gewinsel der Christenlobbyisten zeigte.

Aber es sei hier an das diesbezügliche Programm der FDP von 1974 erinnert:

Der Staat hat auf kirchliche Angelegenheiten keinerlei Einfluss zu nehmen, der Körperschaftsstatus der Kirchen ist durch ein neues Verbandsrecht abzulösen, Kirchenmitgliedschaft ist rein intern zu regeln, das Recht auf Verschweigen der Religionszugehörigkeit ist stets zu beachten, die Kirchensteuer ist durch ein kircheneigenes Beitragssystem zu ersetzen, das Neutralitätsprinzip des Staates ist auch im Landesrecht und bei religiösen Symbolen zu beachten, Kirchenverträge und Konkordate sind aufzuheben und gegebenenfalls durch Gesetze oder Einzelvereinbarungen zu ersetzen, Staatsleistungen und finanzielle Sondervorteile sind aufzuheben, bei sozialen Einrichtungen ist freien Trägern kein Vorrang einzuräumen und die öffentliche Hand muss ausreichend neutrale Einrichtungen bereitstellen, die religiös-weltanschaulich neutrale Gemeinschaftsschule soll im gesamten Bundesgebiet Regelschule sein, Militärseelsorge ist die alleinige Sache der Kirchen, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften, Geistliche und Theologiestudenten sind im Wehrdienstrecht den anderen Bürgern gleichzustellen, in den öffentlichen Gremien ist die Vertretung der Kirchen und anderer gesellschaftlicher Gruppen auf die jeweilige Funktion der Verbände zu überprüfen.

Durchgesetzt wurde davon nie was, die Christenlobbyisten haben bis heute in Deutschland (und natürlich auch in Österreich) eine wirkliche Trennung von Staat und Religion verhindert. Es ist erfreulich, wenn sich eine politische Partei diesbezüglich wieder zu Wort meldet. Irgendwann wird das sowieso kommen, weil es ist absehbar, dass die Christen ihre Anteilsmehrheit in der Bevölkerung verlieren. Und dann wird es ja klar sein, dass Religion eine Privatsache für einschlägig psychische Belastete ist und keine Staatsangelegenheit.

Nachtrag vom 26.11.: Durch den massiven Einsatz der Parteiführung wurde der laizistische Antrag von der Mehrheit der Delegierten abgelehnt. Der Laizismus-Antrag der Jung-Liberalen scheiterte deutlich mit 66 gegenüber 128 Stimmen. Vorher war es darum gegangen, den Antrag in einer Arbeitsgruppe zu überarbeiten, was aber keine entsprechende Befürwortung fand, die FDP vergrault daher eine weitere Wählerschicht und verschlechtert für die nächsten Bundestagswahlen ihre Postion zusätzlich.