Weihnachtsbotschaft neu

Ergänzt am 22.12.2012, siehe unten

Aus den OÖNachrichten vom 18.12.2012:

Weihnachtsbotschaft neu

Alle kennen es. Manche lesen das Weihnachtsevangelium vor der Bescherung vor. Es ist der Startschuss für die Weihnachtsfeiertage. Ernsthafte Wissenschaftler bezweifeln indes, dass sich die Geschichte so zugespielt hat. Aber auch wenn was dran sein sollte: Der Glaubwürdigkeitsgehalt der Geschichte liegt für wache Menschen des 21. Jahrhunderts so ziemlich bei Null. Daher der riskante Versuch einer entstaubten Version:
Im heutigen Israel lebte vor zirka 2000 Jahren ein Zimmermann. Er hieß Josef. Seine Frau Maria war zu ihrem ersten Kind schwanger. Beide sollten von Nazareth nach Bethlehem kommen, weil eine Volkszählung angeordnet war. So holten sie den Esel aus dem Stall, Maria setzte sich darauf und Josef führte sie durch die Steinwüste.
Drei Tage dauerte es bis nach Bethlehem. Natürlich waren sie nicht die einzigen in der Stadt. Tausende andere Juden bemühten sich ebenfalls um einen Platz in den Gasthäusern, sodass es kaum möglich war, ein Bett zu bekommen. Wahrscheinlich waren es die holprigen Bewegungen des Esels, die bei Maria die Wehen ausgelöst hatten. So sagte sie zu ihrem Mann: "Ich glaube, ich bekomme das Kind."
Die Panik des jungen Vaters kann man sich vorstellen. Wo sollte seine Frau entbinden? Nur ein einziger Wirt bemerkte, dass sich die Frau hinter Josef auf dem Esel bereits vor Schmerzen krümmte, und er erinnerte sich an die Hütte außerhalb der Stadt, in der er Geräte gelagert hatte und Tiere eingestellt waren. "Wenn es euch nicht zu schlecht ist, aber diese Hütte könnt ihr gerne haben", sagte er. Dankbar nahmen Josef und Maria das Angebot an. Ein Ochs und ein Esel standen darin angebunden, eine Futterkrippe war da, und eine Liege gab es auch.
Es dauerte nicht mehr sehr viele Wehen und das Kind war auf der Welt. Josef freute sich so wahnsinnig darüber, dass ihm war, als hörte er die Engel singen. Dieser kleine Bub sollte einmal etwas ganz Besonderes werden. Dass er Jesus heißen würde, darüber war er sich mit Maria schon einig geworden. Josef lief hinaus in die Nacht und schrie voller Freude: "Ich habe einen Sohn bekommen!"
Nicht weit davon entfernt schliefen Schafhirten. Natürlich wurden sie wach von dem Geschrei. Als sie Josef sahen, kam ihnen der von hellem Mond beschienene Mann wie ein Engel vor, der irgendetwas schrie von "Ehre" und von "Gott in der Höhe". "Wenn sich der so freut, dann müssen wir schauen, was da los ist", meinte ein Hirte. So gingen sie zur Hütte. Dort waren die Männer dann schon sehr gerührt, als sie den kleinen Buben in der Futterkrippe sahen. "Ich verstehe den Vater, dass er sich so freut", sagte einer. Und ein anderer meinte: "Wenn hier heraußen in der Wüste ein Kind gesund zur Welt kommt, dann muss es wirklich etwas Besonderes sein."
Bert Brandstetter ist Präsident der Katholischen Aktion OÖ.

Damit hatten die echt Katholischen wenig Freude, am 20.12. gab's in Leserbriefen etliche christliche Worte aufs Dach vom Brandstetter. Dieser hatte sich doch schon etwas an die historische-kritische Bibelauslegung herangewagt, wenn auch keineswegs wirklich mit voller Wäsch. Die lass ich aber heute auch beiseite und gebe nur wieder, wie ein leitender katholischer Laienfunktionär Weihnachten sieht. Brandstetter verkündet ja des Öfteren gewendete katholische Sichten, siehe Info Nr. 1104.
Über die Weihnachtsgeschichte können Interessierte beispielsweise bei Heinz-Werner Kubitza, "Der Jesuswahn", die Seiten 85-89 nachlesen, da bleibt gar nichts davon übrig, es ist eine reine Legende, die zwecks Erfüllung von alttestamtarischen Prophezeiungen erfunden wurde. Und ausgerechnet zu Weihnachten wurde Jesus geboren, weil seit Urzeiten Menschen den wieder länger werdenden Tag feierten. Das konnte man nicht abschaffen, das musste man umdeuten.

Nachtrag vom 22.12.2012: Die christliche Nächstenliebe steigerte sich gegenüber Bert Brandstetter offenbar so sehr, dass er in den OÖNachrichten vom 22.12. eine Art Widerruf und Rechtfertigung zum obigen Artikel veröffentlichen musste:
Betrifft Irritierende Botschaft
In breiten Kreisen hat mein Versuch, das Weihnachtsevangelium von Inhalten zu "entstauben", die rational schwer fassbar sind, große Irritationen ausgelöst. Es ist, als hätte ich Menschen dadurch den Glauben genommen, noch dazu als Präsident der Katholischen Aktion. Das wollte ich nicht und das bedaure ich auch.
Als Erklärung dient vielleicht die private Geschichte, wie es zu diesem Text gekommen ist. Für meine ehemals -auch gegen das traditionelle Weihnachtsevangelium -protestierenden Söhne fabrizierte ich eine "entstaubte" Version, die den Buben akzeptabel schien. Nicht nur ihnen, sondern auch etlichen Freunden, die sich diese Version inzwischen besorgt hatten. Für meinen Kommentar in den OÖN griff ich zu diesem Text in der Hoffnung, auch der Leserschaft könnte diese Version "light" vielleicht von Nutzen sein.
Ein befreundeter Pfarrer, dem ich den Text zur Sicherheit aber doch zuvor zeigte, meinte, ich wäre sogar zu wenig weit gegangen, denn historisch seien die vorliegenden Versionen weder bei Lukas noch bei Matthäus haltbar. Den Menschen aber kurz vor Weihnachten das rauben, was ihnen offenbar am allerliebsten ist?
Das wollte ich auch nicht. Da griff ich doch lieber zu meiner wie ich meinte, verträglicheren Version -und erlitt, wie sich jetzt zeigt, umso mehr damit Schiffbruch.
Bert Brandstetter, Präsident Katholische Aktion Oberösterreich