Über die heiligen drei Könige..

..und den Stern von Bethlehem

Publiziert am 6. Januar 2013 von ilex (E. Ahrens)  auf wissenbloggt
 

Mit den heiligen drei Königen und dem Stern von Bethlehem ist es ein wenig so wie mit Atlantis. Während dort einige Dialoge des Philosophen Plato die Ausgangsbasis für eine Menge unübersehbaren Schrifttums ist, gilt für die Könige und den Stern als Basis ausufernder Interpretationen, unzähliger astronomischer Berechnungen und eines reichhaltigen Brauchtums eben nur die Geschichte in Kapitel 2 des Evangeliums des Matthäus. Dort schreibt er:
1. Da Jesus geboren war zu Bethlehem im jüdischen Lande, zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen die Weisen vom Morgenland nach Jerusalem und sprachen: 2.Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten. 3. Da das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm das ganze Jerusalem. 4. Und ließ versammeln alle Hohenpriester und Schriftgelehrten unter dem Volk und erforschte von ihnen, wo Christus sollte geboren werden. 5. Und sie sagten ihm: Zu Bethlehem im jüdischen Lande; denn also steht geschrieben durch den Propheten: 6. "Und du Bethlehem im jüdischen Lande bist mitnichten die kleinste unter den Fürsten Juda's; denn aus dir soll mir kommen der Herzog, der über mein Volk Israel ein HERR sei." 7. Da berief Herodes die Weisen heimlich und erlernte mit Fleiß von ihnen, wann der Stern erschienen wäre, 8. und wies sie gen Bethlehem und sprach: Ziehet hin und forschet fleißig nach dem Kindlein; wenn ihr's findet, so sagt mir's wieder, dass ich auch komme und es anbete. 9. Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen hin, bis dass er kam und stand oben über, da das Kindlein war. 10. Da sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut 11. und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe. 12. Und Gott befahl ihnen im Traum, dass sie sich nicht sollten wieder zu Herodes lenken; und sie zogen durch einen anderen Weg wieder in ihr Land.

Zwei Dinge sind also der Erklärung bedürftig: Das seltsame Verhalten der Himmelserscheinung und die Identität der "Könige". Die letzteren waren ja zuerst nur "Magier", Balthasar, Melchior und Caspar mit Namen, die wie auf der oberen Graphik mit den Phrygermützen eher einer vorderasiatischen Herkunft zugehörig scheinen.

Dass es nun gerade drei sind, wird im Text nicht gesagt. Das wurde also irgendwann später so mit lockerer Hand festgelegt. Spätere Theorien sehen die Magier dann als Könige der Kontinente Afrika, Europa und Asien. Realere Namen als "B, M und C" sind ihnen natürlich nicht zuzuordnen. Im Dom von Köln sollen der größte Teil ihrer Gebeine als Reliquien aufbewahrt sein. Könnte man nicht durch eine Erbgutanalyse mehr über sie herausfinden?

Der Sarkophog mit den angeblichen Reliquien steht immer noch im Kölner Dom - ein Witz dazu: ob die hl. drei Könige wirklich gelebt haben, ist historisch sehr ungewiss, dass sie in Köln begraben liegen, ist sehr sicher.

Wegen Afrika ist einer der drei dann seit einigen Jahrhunderten dunkelhäutig. Meist ist der Jüngste so dargestellt. Ist es noch politisch korrekt, wenn bei Folklore-Umzügen dann einer mit Schuhcreme sein Gesicht schwarz malt oder muss ein echter mit Migrationshintergrund dabei sein? Und dass es der jüngste ist?

Wie auch immer - leibhaftige Könige huldigen dem Heiland, der gerade einige Tage zuvor als Sohn einer jüdischen Mutter beschnippelt wirde. Praktische Regelung, der die Ethnie des heiligen Geistes so unbedeutend sein lässt. Wird den Kleinen etwas getröstet haben, dass ein paar nette Onkel Geschenke und Wertsachen vorbei bringen, die man dann auf der Flucht nach Ägypten gut gebrauchen kann. Ja, diese Männer sind ein Andeutung dessen, dass aus dem Kleinen noch einmal etwas Wirkmächtiges werden sollte. "Der Partherkönig Tiridates reiste 66 n. Chr. mit solchen Magoi nach Rom, um Nero mit Gaben zu dessen Thronbesteigung zu ehren; er fiel vor ihm nieder und nahm einen anderen Rückweg. Im Anschluss an Albrecht Dieterich, der diese These 1902 aufstellte, vermuten viele Exegeten einen Einfluss dieser damals weithin bekannten Episode auf Mt 2." schreibt ein belesener Diskutant auf Wikipedia im Lemna "Stern von Bethlehem". Man hätte es also schon 102 Jahre wissen können, woher Matthäus vielleicht diesen literarischen Topos hat, wenn er seine gute Botschaft so um 70 u.Z. niederschrieb.

Nun der Stern. Supernova und Komet schienen nicht die korrekte Entsprechung in der Realität zu sein - eher eine enge Planetenkonstellation im Jahre 7 v.u.Z.. So setzen eben Leute nur aus diesem Grunde die Geburt des Menschen Jesus z.B. im Jahre 6 v.u.Z. an - eigentlich hätten wir schon 2019. Doch keiner dieser Rekonstruktionsversuche ist von durchschlagender Evidenz und wenn sie nicht gestorben sind, so diskutieren sie noch immer. Auch wenn sich prominente Leute wie Kepler daran beteiligten. Nun spricht der Evangelist stets von einem "Stern", nicht von Planeten. Doch ob er so viel astronomisches Unterscheidungsvermögen besaß? Denn was er in Vers 9 über das Eigenleben des Sternes erzählt, spottet jeder astronomischen Realität.

So scheint sowohl der Stern von Bethlehem als auch die drei Weisen aus dem Morgenland nichts als eine die Bedeutung der Jesusgeburt überhöhende fromme Legende für schlichte Gemüter, um das sich einiges Brauchtum rankt. Gesetzlicher Feiertag ist "drei Könige" in Bayern, Baden-Württemberg und sogar Sachsen-Anhalt, aber auch in Österreich, Italien und seltsamerweise Finnland und Schweden und einigen anderen Ländern. Dieses Jahr bringt das allerdings nicht viel, weil der Tag ein Sonntag ist.

Obwohl der 6. Januar als Feiertag der heiligen drei Könige in Deutschland also eher eine katholische Angelegenheit ist, hat er doch auch für Lutheraner praktische Bedeutung. Das ist der Tag, an dem der Tannenbaum entschmückt wird und an dem er bar des Lamettas an die Straße gestellt wird. So wird die Erscheinung der Göttlichkeit Jesu (Epiphanias) gleichzeitig die Erscheinung der Weihnachtsdekoration als banaler und vorübergehender Zimmerschmuck eines vergangenen Lichterfestes eher heidnischer Anmutung.