Deutsch lernen

Das Problem mit Kindern, die bei Schulantritt die deutsche Unterrichtssprache gar nicht oder nicht ausreichend beherrschen, besteht seit vielen Jahren. In den Anfangszeiten des Einsatzes ausländischer Arbeitskräfte bestand dieses Problem noch nicht, die sogenannten "Gastarbeiter" waren ja nur für zeitliche begrenzte Einsätze vorgesehen, sie hatten daher in der Regel keine Familie. Spätestens mit dem Migrationsboom ab den späten Achtzigerjahren änderte sich das: Gastarbeiter waren geblieben und hatten sich aus heimatlichen Gefilden Ehefrauen nachgeholt, weitere Zuwanderer kamen mit Angehörigen, bzw. die Familienzusammenführungen vergrößerten die Einwanderung von schlecht auf die neue Lebensumstände vorbereiteten Gruppen.

Und plötzlich merkte man in den Gegenden, wo die Anzahl der Migranten überdurchschnittlich hoch war, heftige Schulprobleme. Während die Kinderzahl der indigenen Bevölkerung zurückging, wurde im Migrantenbereich oft die Vermehrung im von in der früheren Heimat gewohnten Ausmaß beibehalten. In manchen Bereichen hatten nunmehr in den Pflichtschulen Migrantenkinder die Mehrheit. Was klarerweise dann zu Problemen führte, wenn ausreichende deutsche Sprachkenntnisse fehlten. Sowohl für die Migrantenkinder als auch für Kinder ohne Migrationshintergrund wanderte das Niveau der Schulbildung von Jahr zu Jahr nach unten. Bei den einen wegen der Sprachprobleme, bei den anderen, weil das Nebeneinander der beiden Gruppen zwangsläufig zur Konzentration auf die erstere Gruppe führte.

Diese Probleme löste man auf die in Österreich (und wohl auch in anderen Staaten) übliche einfachste Methode: man ignorierte sie und wenn sie thematisiert wurden, dann redete man sie weg oder zumindest klein. Jetzt ist in vielen Gegenden das österreichische Pflichtschulsystem im Arsch, die Heranbildung einer neuen Klasse von Unqualifizierten beginnt den Arbeitsmarkt zu beeinträchtigen, jetzt muss man wohl oder übel nach Lösungen suchen. Es wird nicht mehr helfen, isoliert existierende Migrantenwelten als multikulturelle Bereicherung zu schönen, man wird die weitere Ausbildung von Parallelwelten zumindest einbremsen müssen. Auch mit Zwangsmaßnahmen wie der Pflicht zum Deutschlernen.

Unter dem Titel "Schulleistungstests" wurde in Info Nr. 1199 dieses Thema auch hier angesprochen, dort wurde festgehalten: Die Bestimmung des § 6 Abs. 2b des Schulpflichtgesetzes 1985 definiert die "Schulreife" und stellt dabei auf "körperliche oder geistige Überforderung" ab. Eine Interpretation des § 6 Abs. 2b des Schulpflichtgesetzes 1985, wonach Kinder mit mangelnden Deutschkenntnissen "geistig überfordert" wären, dem Unterricht in der ersten Klasse zu folgen, und aus diesem Grund nicht schulreif wären, ist im Licht der klaren Regelung des § 4 Abs. 2 des Schulunterrichtsgesetzes nicht zulässig.

Jetzt ist man soweit, zu begreifen, dass diese Bestimmung purer Unsinn ist. Weil wenn die Sprachkenntnisse fehlen, dann fehlt eben auch die Möglichkeit, dem Unterricht zu folgen, wer dem Unterricht nicht folgen kann, ist nicht reif für den Regelschulbesuch.
Darum soll jetzt auf ÖVP-Vorschlag eine entsprechende gesetzliche Regelung eingeführt werden, SPÖ und Grüne haben Bedenken, denen ist vermutlich das österreichische Pflichtschulsystem noch nicht ruiniert genug. Oder sie sind dagegen, weil die FPÖ dafür ist. Weiterhin Bildungsprobleme schönzureden, wird nimmer möglich sein, die Folgen der lange anhaltenden ungeregelten Zuwanderung müssen bewältigt werden, sonst leiden sowohl Personen mit Migrationshintergrund als auch Eingeborene darunter, niemand hat etwas davon, wenn das Bildungswesen in Österreich noch schlechter wird, es ist schon schlecht genug. Nebenstehend nochmals die Grafik über Risikoschüler (OÖN v. 13.12.2012), zwar spielen beim Unterschied zwischen Schülern mit und ohne Migrationshintergrund auch die familiären Traditionen eine Rolle, dass etwa besonders im islamischen Bereich Bildung keinen hohen Stellenwert hat. Aber primär das Wichtigste ist trotzdem die Sprachkenntnis, weil "nix verstehn" ermöglicht auch nix.