Es ist das viertbeste Austrittsjahr seit 1945, die Austritte haben
sich anscheinend auf einem hohen Niveau eingependelt, es waren 2012 um einige
hundert mehr als im Jahr 2004 wo der St. Pöltner Bischof Krenn wegen der
Sexgeschichten im dortigen Priesterseminar zurücktreten musste und dabei ist
2012 eigentlich nichts besonderes vorgefallen, catholic business as usual, könnte
man sagen.
Hier die Aufgliederung nach Diözesen seit 2008 in Zahlen
und grafisch:
Austritte pro tausend Mitglieder
von 2008 bis 2012 nach Diözesen:
Katholikenbestand
nach Diözesen Ende 2012
Hier
zeigt sich wieder, dass trotzdem immer noch ein gewisser Zuwanderungsgewinn
vorhanden ist, hier eine Tabelle mit den Austritten und der Mitgliederdifferenz
gegenüber 2011:
Es
zeigen sich dabei größere diözesische Unterschiede, in manchen ist der Zuwanderungsgewinn
größer, andere haben einen Abwanderungsverlust.
Austritte seit 1995
in Zahlen mit Rangreihung und grafisch
Die
Diözesen haben die im Jänner 2012 bekannt gegebenen Zahlen für 2011 leicht berichtigt,
es sind dadurch etwas mehr geworden. Andererseits ist der Fehler der Zahlen
für 2010 auf der katholischen Statistikseite immer noch nicht berichtigt, dort stehen
immer noch nur 85.960 Austritte für 2010, weil für die Diözese Salzburg falsch
die Zahl 5.631 (wohl eine Verwechslung mit den 5.639 für Kärnten) eingetragen
wurde - statt richtig 7.163, wie immer noch auf der Homepage der Salzburger Diözese
steht:
(auch
die Zahl für St. Pölten ist für 2010 in der katholischen Statistik geringfügig
falsch angegeben, wohl lauter Schlampereien von Gottes Gnaden)
Der katholische
Sterbeüberschuss variert von Jahr zu Jahr, liegt aber immer noch in niedrigen
Bereichen von zwei- bis dreitausend pro Jahr
Vorgelegt wurden am 9.1.2013 auch die Zahlen der
Geistlichen und Mönche und Nonnen vom Jahr 2011. Demnach gab es 2011 in
Österreich 2246 (2010: 2289) Priester, 1543 (1545) Ordenspriester, 628 (625)
Diakone, 514 (516) Ordensbrüder, 4280 (4381) Ordensschwestern. Interessanterweise
haben sich auch die Pfarren von 3032 auf 3047 vermehrt, obwohl Bemühungen im
Gange sind, sie zu reduzieren. Das Missverhältnis von Priestern und Pfarren
ist offensichtlich, da ja bei weitem nicht alle Ordenspriester auch in Pfarren
eingesetzt werden können und in größeren Pfarren es zumindest früher üblich
war, außer dem Pfarrer auch einen oder mehrere Kapläne zu beschäftigen.
Seltsam
schauen wieder die Zahlen der sonntäglichen Messbesucher aus, demnach gingen
2011 an den Zählsonntagen 680.000 Katholiken zur Kirche, also 12,7 % des Mitgliederbestandes.
Nach Angaben Schönborns gehen in Wien-Favoriten rund drei Prozent der Mitglieder
in die Kirche, das ist im städtischen Bereich auch anderswo ähnlich und auch
auf den ländlichen Dörfern geht längst die Mehrheit nimmer in die Kirche. Zu
den Zählsonntagen werden vermutlich die Pfarrer gern die alten Muaterln aufrufen,
wenigstens einmal im Jahr die Familie mitzubringen oder man zählt vielleicht
etwas positiver. Wem es Spaß macht: man könnte ja im eigenen Wohnbereich
einmal sonntags zur Kirche gehen und die Messbesucher zählen. Die Anzahl der
zur Pfarre gehörigen Katholiken lässt sich im Internet ermitteln. In der Kleinstadt wo
ich früher wohnte, gehen jedenfalls auch bloß um die drei bis vier Prozent am
Sonntag in die Kirche ...
Laut Schönborn seien immer noch 78 Prozent
aller Menschen in Österreich Mitglied einer christlichen Kirche. Da der
katholischen Kirche weniger als 64 % und der protestantischen rund 3% angehören,
müssten den christlich-orthodoxen Kirchen und den christlichen Sekten 11 % der
Österreicher, also etwa 930.000, angehören. Selbst wenn man berücksichtigt, dass
die serbisch-orthodoxe Kirche (wie bei den Muslimen ebenfalls üblich) alle Migranten
mit serbischem Hintergrund einfach als Mitglieder reklamiert, obwohl ein großer
Teil davon nicht als Mitglieder registriert ist, kommt man damit nicht auf diese
78 %.
Dafür reduziert Schönborn die Konfessionsfreien auf 12 %,
das ist die exakte Zahl der bekennenden Konfessionsfreien von der Volkszählung
2001 (weitere zwei Prozent hatten damals die Angabe verweigert). Seither wurden
die Religionszugehörigkeiten amtlich nimmer erhoben, nach seriösen Schätzungen
sind von den aktuellen 8.430.558 Einwohnern über zwei Millionen nicht Mitglied
in einer Religionsgemeinschaft, das sind um die 25 %. Aber Schönborn sieht die
Welt so wie er sie haben möchte: 85 % seien Getaufte und bei den Ausgetretenen aus diesen 85 % bliebe
"dennoch bei vielen eine christliche Glaubensbeziehung". Auf Umwegen
mag das stimmen: meine erzwungene frühere katholische Kirchenmitgliedschaft
motiviert mich dazu, diese Homepage zu betreiben, das ist meine "christliche
Glaubensbeziehung".
Schönborn freute sich außerdem über eine IMAS-Meinungsumfrage
aus dem Jahr 2011, danach würden sich 80 Prozent der Befragten wünschen, dass Österreich ein "christlich geprägtes Land" bleibe.
Was nicht so sehr überrascht, weil da werden sich viele Befragte gedacht
haben, christlich geprägt ist immer noch besser als islamisch deformiert ...
Österreich ist jedenfalls auf einem guten Weg, die Konfessionsfreien
haben sich stark vermehrt und tun es weiterhin, das religiöse Interesse geht ständig zurück und
spätestens in dreißig Jahren ist die katholische Religion nicht nur von der
praktizierenden Seite her, sondern auch vom Mitgliederbestand eine Randerscheinung.
Seit 1945 haben wir einen weiten und sehr guten Weg zurückgelegt, hoch der Säkularismus!