Auf der Site qantara.de, einem Spross der "Deutschen Welle", der
sich mit dem Islambereich befasst, war am 4.2.2013 ein Bericht zu finden, der
sich mit Inhalten iranischer Internetmedien beschäftigte. Der ehemalige Kommandeur
der Revolutionsgarden, Mohsen Rezai, betreibt demnach das Webportal "Baztab"
und dort werden "Gefahren" aufgezeigt, die sonst in den iranischen
Medien nicht behandelt werden.
Qantara.de: Wie ein Tsunami habe
der Atheismus, der Aberglauben und die Sektengläubigkeit Irans Jugend erfasst
und mitgerissen. Der Grund für dieses "beschämende Phänomen"
sei der Missbrauch der Religion durch die Regierung. (..) Der kurze Beitrag
liest sich wie eine Mischung aus Analyse, Kommentar und Warnung zugleich. Doch
wichtiger und interessanter als der Text selbst sind die zahlreichen Kommentare,
in denen einige Leser ihre Beobachtungen der alltäglichen Missachtung der Religion
schildern, manche auch ihre Gründe für die Abkehr der Jugend vom Islam aufzählen
oder einige sogar sich selbst zur Gottlosigkeit bekennen. (..) Dieses "Phänomen",
das die "Baztab"-Redaktion als "beschämend" bezeichnet,
ist für einen Teil der Opposition sehr gut nachzuvollziehen. Außerdem offenbart
die Debatte eine bemerkenswerte Diskrepanz zwischen dem Iran und allen anderen
islamischen Ländern: Während in den arabischen Staaten der Islam privat wie
politisch an Bedeutung gewinnt, leeren sich ausgerechnet in der Islamischen
Republik die Moscheen.
Unsereinen wundert das nicht so besonders.
Denn das Persien des seinerzeitigen Schah Reza Pahlavi war einerseits sehr
proamerikanisch ausgerichtet, aber andererseits auch säkular. Der Sturz des
Schah ging so vor sich, dass die iranische Linke glaubte, sie mache eine Revolution
und der islamistische Klerus hülfe ihr dabei. Recht schnell lernten die Linken
dann, dass SIE die Hilfstruppen für den neuen Gottesstaat gewesen waren und
nach dessen Einrichtung wieder in die Illegalität abtauchen "durften".
Viele wurden inhaftiert oder hingerichtet oder mussten ins Exil gehen. Aber
ausrotten haben die Klerikalfaschisten den Säkularismus nicht können. Und je
länger dieses klerikale Regime regiert, je mehr es die Menschen unterdrückt,
desto mehr wird sich auch Widerstand bilden.
Was auch darin besteht,
dass andere religiöse Bekenntnisse Zustimmung finden, in qantara.de heißt es
dazu: Für die Sicherheitsbehörden ist aber der Kampf gegen Anhänger jener Bekenntnisse,
die die theoretische Grundlage der Islamischen Republik in Frage stellen, existentiell
und kompliziert zugleich. Mit anderen Worten: Einerseits müssen religiöse Minderheiten
zwar toleriert werden, andererseits muss gegen religiös "Anrüchiges"
zu Felde gezogen werden, denn schließlich gehe es dabei nicht mehr um irgendeine
religiöse Überzeugung, sondern um die Bedrohung der nationalen Sicherheit. Und
jedes Mal, wenn irgendeine ausländische Organisation oder Regierung gegen die
Verfolgung der religiösen Minderheiten im Iran protestiert, wiederholt Mohammed-Javad
Laridschani, der Vorsitzende der iranischen Menschenrechtskommission: "Niemand
wird im Iran wegen seines Glaubens verfolgt".
Dem weiteren Berichten ist zu entnehmen, dass man aktuell diverse "Mystiker"
verfolgt. Auch die antiklerikale Opposition im Iran ist nicht tot, sie muss
klarerweise vorsichtig sein, weil in einem Gottesstaat darf's ohne Gott nicht
gehen. Wie bei uns im Mittelalter.