Francisco, der Gotteskrieger

So lautet am 16.3.2013 die Überschrift eines Artikels in der "Jungen Welt", der letzten deutschsprachigen marxistischen Tageszeitung. Aus Buenos Aires berichtete André Dahlmeyer, der Untertitel lautete "Der neue Papst hat ordentlich Dreck am Stecken".

Folgende Merkmale werden aufgezählt:

Papst Franz  stand immer für alles Hausbackene in der katholischen Kirche.
Er pflegte alles zu attackieren, "was auch nur den Anschein von etwas Progressivem hatte"
Er ist erklärter Antichavist und liegt ebenfalls im Clinch mit dem "Kirchnerismo", der seit 2003 Argentinien regiert.
Zur Einführung der Homo-Ehe mit Adoptionsrecht schrieb er einen offenen Brief , in dem vermerkt wurde, der Krieg gegen Homosexuelle sei "gottgewollt".
Zur Militärdiktatur in Argentinien (1976-1983) schreibt Dahlmeyer konkret: Damals kam es zu "Hetzjagden auf sogenannte Befreiungstheologen, die damals etwa zehn Prozent der Priester stellten. Viele wurden verschleppt und gefoltert, mit Drogen vollgepumpt aus Militärhubschraubern in den Río de La Plata gestoßen. Wer überlebte, wurde ausgewiesen oder emigierte "freiwillig". Ausgeliefert wurden sie von ihrer eigenen Kirche. Viele Pfarrer arbeiteten im 'Kampf gegen die Subversion"´' eng mit den Militärs zusammen, einige gingen auch in den etwa 600 geheimen Folterzentren ein und aus."
Und zu Bergoglio: "Bergoglio flog Ende der 90er Jahre auf. Sein Kampf gegen alles 'Linke' in der Kirche war schon damals nichts Neues mehr. Der Journalist Horacio Verbitsky konnte belegen, dass Bergoglio den Militärs zwei rangniedere Jesuiten ausgeliefert hatte. Die von Verbitsky gesammelten Zeugenaussagen lassen keine Fragen offen. Zwei Monate nach dem Militärputsch bat der Bischof von Morón, Miguel Rasponti, 1976 den heutigen Papst, die Jesuitenpriester Orlando Yorio und Francisco Jalics zu schützen - er hatte Wind davon bekommen, dass sie von Militärs entführt werden sollten. Bergoglio schlug die Bitte ab, wie die Katechismus-Lehrerin Marina Rubino bezeugt, die zu dieser Zeit Theologie in dem Colegio studierte, in dem Bergoglio lebte." Die beiden hätten nur versetzt zu werden brauchen, was Bischof Bergoglio mit seiner Unterschrift veranlassen hätte können. Er tat es nicht. "Yorio und Jalics wurden am 23. Mai 1976 entführt und in die ESMA verfrachtet, die Mechanikerschule der Kriegsmarine beim Stadion des Fußballrekordmeisters River Plate, damals das schlimmste Folterzentrum des Landes. Fünf Monate später wurden die Jesuitenpriester aus Helikoptern in Cañuelas (Provinz Buenos Aires) in einen Graben gekippt. Später bezeugten beide bei verschiedenen Befragungen, dass Bergoglio sie den Militärs ausgeliefert hatte. Dafür gibt es noch mindestens ein Dutzend weitere Zeugen. Yorio, der überdies mehrmals angab, Bergoglio sei im Folterzentrum ESMA präsent gewesen, starb im August 2000 in Montevideo."
Über die damalige offizielle katholische Kirche Argentiniens sagte Präsidentin der Gruppe "Mütter des Platzes der Mairevolution", Hebe Bonafini, zum Reporter der "Jungen Welt": "Seit wir kämpfen, hatten wir nur Kontakt zu Befreiungstheologen. Die offizielle Kirche haben wir immer angeprangert. Das ist die der Repression."
Zu den seit einiger Zeit laufenden Menschenrechtsprozesse gegen Mitglieder der Militärdiktatur wurde Bergoglio mehrfach vorgeladen, sagte aber jedes Mal, er wüsste von nichts. Die o.a. Gruppe hatte deswegen sch0n 2007 über Bergoglio gesagt, "Als Madres lehnen wir die Worte von Kardinal Bergoglio ab. Er und seine Gefolgschaft wissen, dass sie ein wesentlicher Bestandteil der Diktatur waren. Weder Kirche noch Justiz haben diese Schweine verurteilt, aber wir vergessen nicht, was sie den Machthabern gesagt haben: 'Sieben Stunden Folter sind keine Sünde'." Und zur Wahl Bergoglios zum Papst: "Die Papstwahl war eine ultraeklige!"

Soweit über den Bericht in der "Jungen Welt". Den OÖNachrichten war am 16.3. zu entnehmen, dass der zweite betroffene Jesuit, Francisco Jalics, jetzt in Deutschland lebt und zu dem damaligen Geschehen sagte, er habe sich mit Bergoglio ausgesprochen, "danach haben wir uns feierlich umarmt. Ich habe mich mit den Geschehnissen versöhnt und betrachte sie meinerseits als abgeschlossen."
Damit ist klar, dass die Vorwürfe stimmen! Denn wenn an den Vorwürfen nichts dran gewesen wäre, hätte Jalics sich nicht mit Bergoglio zu versöhnen brauchen und einfach sagen können, Bergoglio habe ihm nicht geschadet und die Vorwürfe wären unwahr! So bestätigt er die Vorwürfe: Jalics sagte nicht, es sei nicht passiert, sondern bloß, er rede nicht mehr darüber!

Schaut also nicht so aus, als wäre der neue katholische Oberfranz eine Errungenschaft. Mit diesem Funktionär wird sich die Lage der katholischen Kirche weder inner- noch außerkirchlich verbessern, auch wenn die medialen Schleimscheißer zurzeit noch eine breite Hallelujah-Spur durch ihre Blätter und TV-Sendungen ziehen. Die Kardinäle haben gut gewählt - zum Schaden ihrer Kirche!

PS: Im Wettbewerb der österreichischen Medien, wer die dümmste Schlagzeile zum neuen Papst liefert, belegten zwei Gratisblätter die ersten Plätze: es siegte "Österreich" mit der Schlagzeile "Unser neuer Papst - Er ist Papst der Herzen!" - knapp gefolgt vom U-Bahnblatt "Heute", denn dort hieß es nur "Papst der Herzen". Der neue römische Franz ist also so eine Art englische Prinzessin, aber noch nicht ganz so tot.