Betrifft: "Vergelts Gott" von Anton Pelinka - erschienen am 11.04.2013 auf
ZEIT-ONLINE. Pelinka stellt dort in den einleitenden Absätzen die katholische
Kirche als Schrumpfelement dar und wirft dann den Kirchenvolksbegehrern vor,
nicht abwarten zu können bis die Schrumpfung entsprechend weit fortgeschritten
sein wird und sich Privilegien dadurch im Selbstlauf erledigen, sondern dass
die katholische Kirche durch das Volksbegehren eine Chance erhält, sich im Wege
der Verteidigung ihrer Privilegien auch als Beschützer der Kleinkirchen darzustellen.
Auf
die gegen das Volksbegehren vorgebrachten Pelinka-Argumente antwortet Dr. Ronald
Bilik - Stv. Vorsitzender des
Freidenkerbundes:
Nachdem
bis jetzt alle Versuche, das Volksbegehren journalistisch zu diskreditieren
gescheitert sind, wird nun die geistige Elite des Establishments ins Feld der
Ehre geschickt.
Der frühere "Furche"-Redakteur Anton Pelinka und
nunmehrige Politik-Professor scheint aufgrund seiner bekannten leichten
Linkslastigkeit unverdächtig zu sein. Er hat sich in der "Zeit" aber nur äußerst
oberflächlich mit der Materie auseinandergesetzt
Pelinka: Zu behaupten, so der Volksbegehrenstext,
die römisch-katholische Kirche genieße "in Österreich eine Sonderstellung, die
aus dem Mittelalter herrührt", ist Unsinn. Er meint, alle Religionen wären
ja gleichberechtigt.
Pelinka ist am Kern der Sache vorbeigeschrammt: Es
ist die Sonderstellung gegenüber den immer stärker werdenden Konfessionslosen,
die auf Dauer intolerabel ist. Die anderen Religionsgemeinschaften sind
gleichgestellt. Das ist nicht das Problem: Die Nicht-Religiösen haben - per
definitionem - keine Chance auf Gleichbehandlung, obwohl sie schon die
zweitgrößte Gruppe sind. Sie bleiben medial, subventionstechnisch und
bildungspolitisch auf der Strecke. Und sie haben auch langsam keine Geduld mehr,
einem Koloss beim Sterben zuzusehen, was noch Generationen dauern
kann.
Dass gerade Anton Pelinka diese Tatsachen leugnet, verwundert doch
etwas. Er hätte vor dem Abfassen dieses Artikels mit seinem Bruder Peter Pelinka
Kontakt aufnehmen sollen, der hier durch seine Tätigkeit im ORF offenbar über
besonders intime Kenntnisse der kirchenfreundlichen Regelungen
verfügt.
So berichtet die Journalistin Waltraud Prothmann in ihrem
Artikel "Wenn der Schein die Mittel heiligt"
Folgendes:
"Den Maulkorberlass im ORF habe ich selbst erlebt: Als ich
die Frage nach der politischen Verantwortung des Staates, der die Kirche durch
das Konkordat schützt und deckt, stellen wollte, vertröstete mich der Moderator
Peter Pelinka auf eine 'spätere Runde' und sorgte dafür, dass sie nicht mehr
angeschnitten werden konnte. Nach der Sendung erklärte er mir freundlich, dass …
es in Absprache mit den Stiftungsräten unerwünscht sei, dieses Thema
anzusprechen. Als öffentlich-rechtliche Anstalt sei der ORF gezwungen,
kirchenfreundlich zu berichten und Österreich als 'katholisches Land' nicht
infrage zu stellen."
Unklar bleibt die Conclusio des Autors, warum
dieses Volksbegehren den Fundamentalisten nützen soll, weil diese darin
bestätigt werden würden, dass "der Werterelativismus des demokratischen
Rechtsstaates nur Schein" ist. Wieder daneben! Beim Volksbegehren geht es
um Religiöse Abrüstung und nicht um die Durchsetzung von Wahrheiten. Es geht
auch nicht um den Atheismus. Ebenso verhält es sich mit seiner Behauptung, dass
es in einer Demokratie nicht um Wahrheit gehe, sondern um eine "pragmatische
Balance zwischen Interessen". In einer Demokratie haben die Menschen ein
Recht auf die Wahrheit und es ist keineswegs eine "pragmatische
Balance" wenn z.B. die GIS-Zahler durch kirchenfreundliche Maulkorberlässe
im öffentlich rechtlichen Fernsehen an der Nase herumgeführt werden.
Vor
allem aber wird Pelinka wenig Verständnis finden mit seiner Forderung, doch Ruhe
zu bewahren und "klug" abzuwarten, bei jenen Missbrauchsopfern, die 10 Jahre
lang darauf gewartet haben, dass man ihnen überhaupt zuhört, geschweige denn
ernst nimmt und deren Leben durch die gesellschaftlich privilegierte Stellung
der Kirche zerstört wurde. Diese Facette des Volksbegehrens existiert für
Pelinka überhaupt nicht.