Wenn in den USA irgendeine Art von Unglück geschieht, wird der ORF regelmäßig
zur US-Television und berichtet ausführlichst. Ein Hochwasser in Vorarlberg
fände nicht soviel Berichterstattung wie eins in Pennsylvania. Bei
Attentaten steht das Berichtswasser klarerweise noch viel höher als bei Hochwasser.
Man konnte fast schon darauf warten, dass die Fahndung nach dem flüchtigen Attentäter
von Boston auch auf Österreich ausgedehnt würde. Beim Linz-Marathon wurden jedenfalls
zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen getroffen. Aber auch die Leute sind vorsichtig,
auf der Straße unter meinem Arbeitszimmerfenster waren von Horizont zu Horizont
fünf Zuschauer zu sehen als die führenden fünf Afrikaner vorbeiliefen und als
die Hauptgruppen der Hobbyläufer vorbeizuziehen begann, waren es acht,
alle vom ORF vorgewarnt, warum sollte es nicht auch im US-Bundesstaat Österreich
bumsen.
Wenn
in Afghanistan, im Irak und in Syrien sechsmal in der Woche die Leichen durch
die Gegend fliegen, da gibt's im ORF eine kurze Meldung über den neuen Opferzahlrekord.
Aber
das nur nebenbei. Der ORF rätselte am 21.4.2013 in der Kurz-ZiB um 11 Uhr
über die Motive beiden Attentäter von Boston.
Das
politisch korrekt. Schließlich zwei Muslime, die ein Bombenattentat verüben,
bei denen könnte es doch glatt sein, dass der Islam gar nix damit zu tun haben
könnte. In der heutigen Kronen Zeitung wurde auf diesen Aspekt hingewiesen:
Ja,
wenn die US-Behörden solche Hinweise ausgeben, dann halten sich die ORF-Redakteure
strikte dran. So wie schon vor Jahrzehnten als per ORF dem österreichischen
Volke vom Hugo Portisch die Wichtigkeit des US-Krieges gegen Vietnam täglich
erklärt wurde und unsereins sich dann lieber die ARD-Tagesschau ansah, weil
die nicht so US-nahe war. Aber es muss sein, die Korrektheit. Schließlich könnten
die Attentäter auch geattentatet haben, weil dem einen das Stipendium zu niedrig
war oder beim anderen beim Boxen der Ringrichter unfair. Mutmaßliche Vermutungen
und auch Augenscheinlichkeiten sind daher nicht nur unkorrekt, sondern wahrscheinlich
auch rassistische Angriffe auf den überall weltweit ständig vollständig friedfertigen Islam.
Rätselhaft
bleibt dann bloß, wieso man sich im Al-Kaida-Netzwerk über die Bomben öffentlich
so freute?