.. verlangt ein Medienfachmann der Evangelischen Kirche in Deutschland,
wie kath.net am 10.5.2013 berichtete: "Nach Ansicht des Medienbeauftragten
der EKD und der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF), Oberkirchenrat
Markus Bräuer (Frankfurt am Main), sind die Kirchen insgesamt gut in den Medien
vertreten. So liege der Marktanteil der Fernsehgottesdienste am Sonntag bei
rund acht Prozent. "Da schauen also rund eine Million Menschen zu, so viele,
wie sonntags auch die evangelischen Gottesdienste besuchen", erklärte Bräuer.
Allerdings vermisse er in anderen Fernsehformaten die Alltagsreligion, etwa
den Notfallseelsorger im 'Tatort'. Bräuer: 'Wenn nach wie vor rund 50 Millionen
Deutsche zu beiden großen Kirchen gehören, warum kommt dann nie ein Kommissar
zu spät, weil er seine Frau noch vom Kirchenchor abholen muss? Oder warum wird
beim Fleischer nicht mal ein Braten für die Konfirmation gekauft?' Auch beobachte
er unter Medienvertretern ein zum Teil nur in Ansätzen vorhandenes Wissen über
Religion, etwa wenn in Sendungen vom Vatertag statt von Christi Himmelfahrt
gesprochen werde oder vom Ostersamstag statt vom Karsamstag. (..)"
Da
staunt der Fachmann! Nur eine Million Protestanten gehen am Sonntag in die
Kirche! Nach den offiziellen Zahlen der Evangelischen Kirche sind es im Durchschnitt
sogar nur 900.000. Die ARD-Quote vom 9.5. zur Sendung "Evangelischer Gottesdienst
zu Christi Himmelfahrt" lautete jedoch auf keine Million, sondern nur auf
570.000. Ein bisschen einen Hang zum Aufrunden dürfte daher der Herr Bräuer
haben.
Dafür weiß er aber, dass der es unzulässig ist, den in Deutschland
am selben Tag wie "Christi Himmelfahrt" platzierten Vatertag im TV
"Vatertag" zu nennen. Oder den Samstag vor Ostern als Ostersamstag
zu bezeichnen. Das sind schwere Sünden! Immerhin gehen sonntags laut Evang.
Kirche in Deutschland etwa vier Prozent der gehfähigen Kirchenmitglieder in
die Kirche, demnach müssten sich trotzdem die 96 Prozent protestantische Nichtkirchengeher
und alle anderen Landesbewohner nach den medialen evangelischen Wortgebrauchsvorschriften
und Tatortnebenrollenwünschen richten. Denn alle haben Entzugserscheinungen,
dass beim "Tatort" nach Polizei und Notarzt telefoniert wird, aber
nicht nach dem Notfallseelsorger, der deswegen seine Frau nicht vom Kirchenchor
abholen kann. Diese armen Seelen werden im deutschen TV in ihrer Not schon vom
Drehbuch her alleine weggelassen, jedoch außer dem Herrn Bräuer
bewegt das niemand. Furchtbar.
Eine ZDF-Funktionärin namens Michaela
Kolster wird von kath-net auch zitiert: es sei erschreckend, wie wenig viele
Bürger heute noch über Religion wüssten; so würden bei Umfragen auf der Straße
viele nicht einmal mehr das Vaterunser kennen. Dennoch könne das Fernsehen
keine Nachhilfe in religiöser Bildung leisten. Hierfür seien Familie und Schule
weitaus wichtiger.
Wieso die erfreuliche Meldung über die religiöse
Ahnungslosigkeit erschreckend sein soll, ist nicht recht nachvollziehbar. Warum
sollen Menschen was über Religion wissen, wenn sie ein religionsfreies Leben
führen? Und warum sollen religionsfreie Familien religiöse Traditionen weitergeben?
Ich führe z.B. ein Leben, das frei von Tennis ist, darum weiß ich nix darüber
und es geht mir keiner Weise ab, nicht zu wissen, wer dort Weltmeister ist und
ob es überhaupt Weltmeisterschaften gibt. Aber trotz Religionsfreiheit weiß
ich was über Religion. Und als Antifaschist weiß ich auch was über den Faschismus.
Das Vaterunser kann ich sogar auf lateinisch. Weil das wurde mir vor 50 Jahren
mit allem römisch-katholischen Nachdruck eingetrichtert. Da hat sich seither
das gesellschaftliche System schon ganz gewaltig zum Besseren gewendet. Der
Säkularisierung sei Dank. Ein Hoch der Notfallseelsorgerfreiheit im TATORT!PS:
Eine bodenlose Frechheit ist es auf jeden Fall, wenn ein Kleriker versucht,
dem Fernsehn religiöse Drehbuchvorschriften zu machen. Vorsicht ist dazu
allerdings angebracht. Könnte leicht sein, dass irgendwo TV-Identanten sitzen,
die solchen Aufforderungen Folge leisten. Passt auf!
PPS: Der Pfarrer
Braun (Ottfried Fischer) ermittelt seit 2003 in bisher 21 Folgen für die
ARD auf katholisch, das zählt bei den Protestanten wohl nicht einmal als Notfallseelsorge.