Was weiß ein ÖVP-Landesschulratspräsident über das Christentum?
Wie man sich durch Augenschein an dem hier folgenden hpd-Artikel von Christoph
Baumgarten überzeugen kann, weiß er nicht sehr viel. Er bildet sich bloß ein, zu
wissen, dass es Menschen, die das Christenkreuz als negatives Zeichen sehen, an
einem zwangsweisen schulischen christkatholischen Ethikunterricht gebricht, der ihnen die
Furcht austreiben und die Liebe zum Christenkreuz einflößen sollte.
Wozu wieder
einmal die berühmte Anekdote vom Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. (1688-1740) angeführt
werden kann: Der Preußenkönig verfolgte einmal einen Juden, der vor ihm weggelaufen war, als der König ihn
eingeholt hatte, entschuldigte sich der Jude, er sei deshalb weggelaufen, weil
er sich vor der großen Strenge des Königs gefürchtet habe. Da prügelte ihn der
König mit seinem Stock und schrie dabei in einem fort: "Lieben soll er mich,
nicht fürchten."
Einprügeln kann der Herr Landesschulratspräsident
die Liebe zum Christentum niemandem mehr, dazu sind der Dollfuß und der
Schuschnigg und ihr katholisch-faschistischer Geist schon zu lange nicht mehr im Machtgeschäft.
Aber mit ein bisschen Religionszwang möchte der Herr Enzenhofer doch berühmt
werden, gerne täte er Kritiker des Christentums auf katholisch umschulen, dazu
den im Schulversuch laufenden "Ethikunterricht" zu einem Instrument
für eine Art neuer Gegenreformation machen, ein verpflichtender Ethikunterricht
zwecks Einführung der verpflichtenden Liebe zum Christenkreuz geistert jedenfalls
durch sein katholisches ÖVP-Hirn!
Menschen, die ihre Rechte einfordern, sind "Agitatoren", die
"bewusst provozieren". Außerdem haben Laizisten "keine Ahnung".
Dieser Meinung
zeigt sich der von der ÖVP eingesetzte amtsführende Landesschulratspräsident im
Bundesland Oberösterreich. Er attackiert in Medien jene Mutter, die erreicht
hat, dass in einer Wiener Schule die Kreuze abgehängt werden (siehe Info Nr.
1421) Präzisieren will er die Aussagen nicht.
Es sind deutliche und verletztende Worte, die Fritz Enzenhofer (Bild
rechts) gegenüber
der Zeitschrift News
für
Laizisten findet - und für jene Mutter, die erreicht hat, dass an einer Wiener
Volksschule die Kreuze abgehängt werden. In seiner Wortwahl agiert der
amtsführende Landesschulrat im Bundesland Oberösterreich unmissverständlich als
Vertreter der ÖVP, die ihn in das Amt eingesetzt hat. "Wer sich vom Kreuz
bedroht fühle, habe keine Ahnung von der christlichen Religion, heißt es am
Freitag in einer Aussendung. "Damit zeigt sich wieder einmal, dass es einen
verpflichtenden Ethikunterricht für Kinder, die vom Religionsunterricht
abgemeldet werden, geben muss", folgerten die Vertreter Franz Fischer und Fritz
Enzenhofer, Landesschulratspräsident in Oberösterreich", heißt es dort.
Auf die Frage, wie das denn gemeint sei, schweigt Enzenhofer beharrlich. Es liegt nahe, dass er darauf keine Antwort hat. hpd-Korrespondent Christoph
Baumgarten hat ihm vor knapp drei Wochen einen kritischen Fragenkatalog zukommen
lassen, den Enzenhofer bis heute nicht beantwortet hat. Das liegt vermutlich
daran, dass die Fragen die Lebenslüge derer aufzeigen, die Rechtsstaat und
Demokratie auf nicht näher ausgeführte "christliche Prinzipien" zurückführen.
Enzenhofers Wortmeldung stellt nicht nur seine historischen Kenntnisse infrage
sondern auch seine Amtsauffassung.
Hier die e-Mail-Anfrage an Enzenhofer in ungekürzter
Fassung.
*Gesendet:* Freitag, 10. Mai 2013 um 20:50 Uhr
*Von:* "Christoph
Baumgarten" christoph.baumgarten@gmx.at
*An:*
Fritz.Enzenhofer@lsr-ooe.gv.at
*Betreff:*
Ihre Aussagen zu Schulkreuzen
Sehr geehrter Herr Landesschulratspräsident,
Soeben habe ich auf
news.at einige Zitate von Ihnen zum Thema Schulkreuze gelesen: http://www.news.at/a/wien-kreuz-entfernung-provokation.
Sie
und Ihr Kollege Franz Fischer werden in dem kurzen Artikel wie
folgt zitiert: "Wer sich vom Kreuz bedroht fühle, habe keine Ahnung von
der christlichen Religion, heißt es am Freitag in einer Aussendung.
"Damit zeigt sich wieder einmal, dass es einen verpflichtenden
Ethikunterricht für Kinder, die vom Religionsunterricht abgemeldet werden,
geben muss", folgerten die Vertreter Franz Fischer und Fritz
Enzenhofer, Landesschulratspräsident in Oberösterreich."
Trifft es zu,
dass sie diese Äußerungen in dieser Form getroffen haben?
Wenn ja, hätte
ich dazu noch einige Fragen.
Was meinen Sie damit, dass das Wahrnehmen eines
bürgerlichen Rechts Anlass sein soll, einen verpflichtenden Ethikunterricht
einzuführen für Kinder, die sich vom Religionsunterricht abgemeldet
haben? Was soll dieser Ethikunterricht Ihrer Meinung nach leisten?
Ist Ihnen bewusst, dass Ihre Aussage - sofern korrekt wiedergegeben
- nur so verstanden werden kann, dass dieser Ethikunterricht Kindern,
die keinen katholischen Religionsunterricht besuchen, das
Christentum zwangsweise näherbringen soll?
Bezwecken Sie also eine gar nicht so versteckte Missionierung mit
diesem verpflichtenden Ethikunterricht?
Auf welche "christliche Religion" beziehen Sie sich denn genau, wenn
Sie meinen von ihrem Kreuz müsse sich niemand bedroht fühlen?
Meinen Sie damit jene christliche Religion, deren Symbol den
Kreuzzügen in mehreren Sprachen ihren Namen gegeben hat?
Meinen Sie damit jene christliche Religion, in deren Namen und
unter deren Symbol die Ureinwohner Südamerikas versklavt,
zwangskonvertiert und ermordet wurden?
Oder meinen Sie jene vereinzelten Vertreter dieser
christlichen Religion, die unter dem Kreuz einigen wenigen Ureinwohnern Schutz gewährt
hat (auf dass sie bessere Christen werden, nicht um ihre Kultur zu
bewahren?)
Ist Ihnen bewusst, dass diese Experimente auch von Vertretern der
christlichen Religion sehr schnell abgedreht wurden?
Sind Sie der Meinung, man brauche sich vor einem Kreuz nicht
zu fürchten, unter dem die Juden Spaniens und Portugals
zwangskonvertiert, gefoltert und vertrieben wurden?
Meinen Sie jene christliche Religion, in deren Namen v.a. in der
frühen Neuzeit zehn- bis hunderttausende "Ketzer" am Scheiterhaufen
verbrannt wurden - darunter vorwiegend so genannte Hexen?
Meinen Sie jene christliche Religion, deren zwei
damalige Hauptkonfessionen einander einen dreißigjährigen Krieg geliefert
haben, der weite Teile des deutschsprachigen Raums entvölkerte?
Sind Sie der Meinung, Juden bräuchten sich nicht vor dem Kreuz
zu fürchten, unter dessen Autorität sie vor allem im Osten
Europas jahrhundertelang Pogromen ausgesetzt wurden? Haben die auch keine
Ahnung von der christlichen Religion gehabt?
Glauben Sie, jene christliche Religion wurde missverstanden, in
deren Namen auch bei uns über Jahrhunderte Evangelische und
Juden diskriminiert wurden?
Halten Sie jene christliche Religion für missverstanden, die bis in
die frühen 60-er-Jahre (bis zum Ende des Zweiten Vatikanischen
Konzils) ihren Anhängern vorschrieb, was sie lesen durften und was
nicht?
Sind Sie der Meinung, man verstehe jene christliche Religion falsch,
die erst mit dem Ende des og. Konzils die Religionsfreiheit formal
(!) akzeptierte?
Sind Sie der Meinung, auch die Bosnjaken hätten keine Ahnung von
der christlichen Religion und brauchten sich vor dem Kreuz nicht
zu fürchten, in dessen Namen sie von zwei sich christlich
verstehenden Völkern in den 90-er Jahren zu tausenden vertrieben,
gefoltert, vergewaltigt und ermordet wurden?
Da ich weiß, dass Sie nur ein beschränktes Zeitkontingent
haben, beschränke ich mich auf diese wenigen Punkte, in denen sehr viele
Leute keine Ahnung von der christlichen Religion hatten - am
allerwenigstens ganz offensichtlich die Vertreter dieser christlichen
Religion selbst.
Abschließend erlaube ich mir die Frage, worin Sie bei
Ihren manifesten Interessenskonflikten Ihre Aufgabe als amtsführender
Präsident des Landesschulrats für Oberösterreich sehen. Ist es zuerst die
Vertretung der Ideologie der Christlichen Lehrerschaft oder versuchen Sie
doch, Ihr Amt gemäß Ihren gesetzlichen Aufgaben auszuführen? Sollte
letzteres der Fall sein, warum tätigen Sie gegenüber der Öffentlichkeit
faktisch falsche, lächerliche und im besten Fall als diffamierend zu
wertenden Aussagen?