Es gibt immer noch genug Staaten auf dieser Welt, wo Schulbildung keine
Selbstverständlichkeit ist. Teils fehlt es an den entsprechenden Einrichtungen,
teils fehlt es an Traditionen, die Bildung als wertvoll sehen.
Aber es
gibt auch eine Weltanschauung, in der Bildung fallweise sogar als was Schädliches
betrachtet wird. Wo diese bemerkenswerte kulturelle Bereicherung vorkommt, überrascht
nicht so sehr: es ist wieder einmal der Islamismus.
Die deutschtürkische
Sozialwissenschaftlerin Necla Kelek schreibt in ihrem Buch "Chaos der Kulturen
- Die Debatte um Islam und Integration", Kiepenheuer & Witsch 2012,
auf Seite 228 dazu: "Das von Al-Ghazali (islamischer Theologe 1058
- 1111) aufgestellte Dogma der Überzeitlichkeit des Korans wurde zur Fessel
für eine Gesellschaft, die bis dahin in Mathematik, Medizin, Astronomie und
Philosophie außergewöhnliche Leistungen hervorgebracht hatte. Nicht in der Zukunft,
sondern in einer weit zurückliegenden Vergangenheit wurde fortan das islamische
Ideal gesucht: Mit dem im Jahr 622 erfolgten Auszug Mohammeds aus Mekka nach
Medina, der Verkündung des Islam und der Einigung der arabischen Stämme unter
einer Religion sei die 'Zeit der Unwissenheit' beendet worden. Faktisch begann
aber fast 400 Jahre später eine weitere 'Zeit der Unwissenheit'. Aus den islamischen
Gesellschaften verschwand jede Innovationsfähigkeit. Noch heute gibt es im muslimischen
Einflussbereich keine Volkswirtschaft, die der Welt irgendeinen technischen
Fortschritt beschert hätte. Die Bildungsstudien der OECD weisen deprimierende
Werte bei der Lese- und Schreibfähigkeit muslimischer Bevölkerungen aus. Ins
Arabische werden fünfmal weniger Bücher übersetzt als im viel kleineren Sprachraum
des Griechischen. Die Versiegelung des Denkens führte zur Verkümmerung der Neugier."
Für besonders strenggläubige Islamisten ist diese Hirnversiegelung ein wichtiger
Glaubensbestandteil. Am 12. Juli 2013 sprach Malala Yousafzai vor der UNO-Versammlung.
Sie hatte sich als Schülerin in Pakistan besonders für die Schulbildung von
Mädchen eingesetzt, Talibans, die der islamistischen Ansicht waren, Bildung
sei ganz besonders für Frauen etwas Schädliches, schossen die damals 15jährige
im Oktober 2012 im Schulbus in den Kopf. Sie kam mit dem Leben davon, wurde
in Großbritannien operiert und trug nun bei der UNO in New York unter dem Beifall
der Anwesenden ihre Forderungen vor.
Die gut eine Viertelstunde lange Rede auf Englisch ist großteils leicht zu
verstehen, Malala forderte für jedes Kind auf der Welt das Recht und die Möglichkeit
zur Schule gehen können, "ich stehe hier, um meine Stimme zu erheben für
das Recht jedes einzelnen Kindes auf Bildung." Sie bekomme immer noch Morddrohungen
und sagt über die Taliban-Attentäter: "Sie dachten, dass die Kugeln uns
verstummen lassen würden, aber da lagen sie falsch." Der Angriff habe sie
stärker und mutiger werden lassen. "Niemand kann uns jetzt mehr stoppen."
Sie sehe sich in der Tradition des friedlichen Protests von Mahatma Gandhi oder
Martin Luther King.