Finnische Bibelgesetze

Auch im als liberal bekannten Finnland gibt es offensichtlich religiös verbohrte Politiker. Sogar noch schlimmere als den österreichischen Bundeskanzler Faymann, weil der hält bloß dem Jesus seine Bergpredigt für die Grundlage der Sozialdemokratie (siehe Info Nr. 1503).

Die finnische christdemokratische Innenministerin Päivi Räsänen hatte sich nämlich vorige Woche ablehnend negativ zu Schwangerschaftsabbruch und gleichgeschlechtlichen Ehen geäußert und dabei angemerkt, dass "in bestimmten Fälle die Bibel über dem Gesetz stehe". Da haben die finnischen Homosexuellen noch Glück gehabt, weil sie keine direkte innenministerliche Erwähnung fanden, denn in der Bibel schreibt Gott der HErr für Homos die Todesstrafe vor.

Die Reaktion war jedenfalls, dass die Zahl der Kirchenaustritte in die Höhe schnellte und sich sogar die evangelische Kirche von den Äußerungen der Ministerin distanzierte. Beifall bekam sie von den strengen Christen, die sich über die biblische Aussage freuten, weil es für aufrichtige Christen keine totale Freiheit gebe, Religion auszuüben und bei persönlichen Ansichten offen zu sein. An eine Gesetzesänderungen zwecks Bibelanpassung wird in Finnland trotzdem nicht gedacht.

In Österreich ist so eine Anpassung gar nicht notwendig, weil das christliche Motto der ÖVP, Matthäus 25, 29: "Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat", für die breite Masse der Bevölkerung sowie seit zwanzig Jahren Staatsdoktrin ist. Die Millionäre erlangten durchschnittlich jährlich einen Vermögenszuwachs von acht Prozent, die unselbstständig Erwerbstätigen (abgesehen von den Managern), verdienen real-netto immer noch dasselbe wie vor 20 Jahren. Aus der Kirche treten deswegen keine Mitglieder aus, eher aus der SPÖ. Die hat derweilen schon weniger als 300.000 Mitglieder, die ÖVP 700.000. Aber die ÖVP macht ja - im Gegensatz zur SPÖ - Politik für ihre Klientel, Mt 25,29 ist österreichische Realverfassungswirklichkeit - dem der hat, wird gegeben. Die SPÖ hält ihre Stimmen hauptsächlich deswegen, weil sich die Leute fürchten, mit der ÖVP als Kanzlerpartei wäre es noch weit schlimmer. Man kann sich schließlich noch an die Schüssel-Regierung erinnern ...