"Die evangelische Kirche sollte sich nach Ansicht des Ulmer Theologen
Wolfgang Ristok vom traditionellen Sonntagsgottesdienst verabschieden.
Die
Form des herkömmlichen Predigtgottesdienstes spreche nur noch drei bis vier
Prozent der Mitglieder an, heißt es in einem Beitrag von Ristok in der Zeitschrift
"Anstöße" der theologisch liberalen württembergischen Vereinigung
"Offene Kirche" (August-Ausgabe). Die Gemeindemitglieder hätten seit
vielen Jahren "mit den Füßen abgestimmt, und ihr Votum ist endlich ernst
zu nehmen", so der Ulmer Pfarrer.
Als Alternative schlägt Ristok
eine Vielfalt an Gottesdienstformen vor. So könne es je einmal im Monat
einen Familiengottesdienst, eine Andacht im Stil der Taize-Gemeinschaft, eine
Abendmahlsfeier und einen Gottesdienst mit Theaterelementen geben. Diese wechselnden
Formen sollten im Monatsrhythmus angeboten werden, damit Besucher alle vier
Wochen ihre Form von Gottesdienst in ihrer Kirche besuchen könnten. Der Pfarrer
schlägt vor, dieses Konzept zu erproben und nach fünf Jahren zu schauen, ob
die Zahl der Gottesdienstbesucher gestiegen ist."
In Deutschland gibt die evangelische Kirche die Zahl ihrer regelmäßigen Besucher
der Sonntagsmesse mit 900.000 an, also knapp 4 %, was eigentlich eine ganz schön
hohe Zahl ist. Die Katholiken in Deutschland behaupten gleich drei Millionen
bzw. 12 %. In Österreich hat Kardinal Schönborn im Zusammenhang mit seinen Strukturreformplänen
in Wien von einer dortigen Messbesuchsquote von drei Prozent gesprochen.
Die
Annahme mit mehr Hoppsassa einen regelmäßigen sonntäglichen Menschenstrom zu
erwecken, ist vielleicht gar nicht falsch. Aber man sollte die Varianten
breiter halten. Einmal einen Frühschoppen mit Freibier, einmal einen Dick-und-Doof-Film,
einmal einen Kabarettisten und einmal einen gemeinsamen Besuch am örtlichen
Fußballplatz, da kämen schon Leute. Diese seltsamen Jesus-Geschichten, die sollte
man allerdings einschränken, weil die sind schon länger aus der Mode.