Die Site queer.de meldete am 6.9.2013,
in Frankreich habe sich ein 25-jähriger homosexueller katholischer Verkäufer
bei einer französischen Zeitung gemeldet und folgende Geschichte erzählt: Er
habe einen Brief an den Papst geschrieben, in dem er seine Probleme
schilderte, seinen Glauben und seine Homosexualität unter einen Hut zu bringen,
er beschrieb, wie er wegen seiner sexuellen Orientierung seit seiner Schulzeit
gemobbt und angefeindet worden sei. Der Papst habe ihn angerufen, neun Minuten
auf spanisch mit ihm telefoniert, er habe den Brief gelesen und ihm versichert:
"Deine Homosexualität spielt keine Rolle. Wir müssen tapfer bleiben,
weiterhin glauben und beten und gut sein." Denn jeder Mensch sei ein Kind
Gottes, "wir kehren alle einmal zurück zu Gott. Nur Gott weiß, was gut
ist."
Auf Nachfrage der Zeitung im Vatikan wurde vorerst der Bericht
des Angerufenen nicht dementiert, aber auch nicht bestätigt, weil der Vatikan private Unterhaltungen
nicht mit Journalisten diskutiere.
Queer.de kommentierte die Meldung
so: "Allerdings wird aktive Homosexualität vom Vatikan weiterhin als
Sünde angesehen. Wegen dieser Haltung versucht der Vatikan auch auf die Politik
gegenüber Schwulen und Lesben Einfluss zu nehmen: Die katholische Kirche versteht
sich weltweit als Lobby-Gruppe sowohl gegen Antidiskriminierungsgesetze als
auch gegen die Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Paaren. So forderte
Papst Franziskus erst im Juni die französische Regierung auf, Homosexuellen
das Recht auf Eheschließung wieder zu entziehen".
Durch ein Update
wurde die queer-Meldung geschlossen mit:
"Vatikan dementiert
Anruf: Am Freitagmittag hat der Vatikan nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur
ANSA erklärt, dass der Anruf nicht stattgefunden habe. Ciro Benedettini, der
stellvertretende Pressesprecher des Vatikans, sagte, er dementiere die Geschichte
'in vollem Umfang'. Weitere Kommentare lehnte Benedettini ab."
Hat
da jemand die inzwischen bekannte Vorgangsweise von Papst Franz, Leute telefonisch
direkt zu kontaktieren, parodieren wollen? Oder hat sich der Angerufene die
Geschichte ausgedacht, um den Vatikan zu einer Positionierung zu drängen? Das,
was der angebliche Papst gesagt haben soll, änderte ja nichts an der katholischen
Position, weil im katholischen Katechismus heißt es zur Homosexualität im §
2358: "Eine nicht geringe Anzahl von Männern und Frauen sind homosexuell
veranlagt. Sie haben diese Veranlagung nicht selbst gewählt; für die meisten
von ihnen stellt sie eine Prüfung dar. Ihnen ist mit Achtung, Mitleid und
Takt zu begegnen. Man hüte sich, sie in irgend einer Weise ungerecht zurückzusetzen.
Auch diese Menschen sind berufen, in ihrem Leben den Willen Gottes zu erfüllen
und, wenn sie Christen sind, die Schwierigkeiten, die ihnen aus ihrer Veranlagung
erwachsen können, mit dem Kreuzesopfer des Herrn zu vereinen."
Aber
im § 2359 geht es weiter mit: "Homosexuelle Menschen sind zur Keuschheit
gerufen. Durch die Tugenden der Selbstbeherrschung, die zur inneren Freiheit
erziehen, können und sollen sie sich - vielleicht auch mit Hilfe einer selbstlosen
Freundschaft -‚ durch das Gebet und die sakramentale Gnade Schritt um Schritt,
aber entschieden der christlichen Vollkommenheit annähern."
Also
werden die katholischen Homos warten müssen, bis sie der Papst anruft und ihnen
die Streichung von 2359 bekannt gibt, also keine katholische homosexuelle Keuschheit
mehr vorgeschrieben wird. Aber darauf werden die Homos wohl noch lange warten
müssen, denn die Keuschheit ist ja nicht nur Homosexuellen vorgeschrieben, sondern
allen, die nicht in katholischer Ehe leben.
So heißt es im Katechismus-§
2350: "Die Brautleute sind aufgefordert, die Keuschheit in Enthaltsamkeit
zu leben. Sie sollen diese Bewährungszeit als eine Zeit ansehen, in der sie
lernen, einander zu achten und treu zu sein in der Hoffnung, daß sie von Gott
einander geschenkt werden. Sie sollen Liebesbezeugungen, die der ehelichen Liebe
vorbehalten sind, der Zeit nach der Heirat vorbehalten. Sie sollen einander
helfen, in der Keuschheit zu wachsen."
In der Praxis haben die
Mitglieder der katholischen Kirche zu knapp einhundert Prozent diese katholischen
Vorschriften ohnehin schon längst abgelegt, darum bräuchten sich homosexuelle
Katholiken keine Extrasorgen machen.