Die Kirche steht nach Worten von Papst Franziskus jedem offen und verurteilt
niemanden. Sie verschließe "nie die Türen, auch wenn wir Fehler gemacht
haben", sagte der Papst am Mittwoch bei seiner Generalaudienz auf dem Petersplatz.
Die
Kirche sei wie eine "barmherzige, verständnisvolle und stets hilfsbereite
Mutter", die jedem die Barmherzigkeit Gottes anbiete und stets nur
das Beste für ihre Kinder wolle, so Franziskus. Wie eine Mutter, die leide,
weil ihr Kind im Gefängnis sitze, frage auch die Kirche nicht nach der Schuld
des Betreffenden, sondern liebe ihn auch weiterhin. Sie habe keine Angst davor,
auch in "die Nacht" zu treten, welche die Menschen oft umgebe.
Zugleich
wandte sich Franziskus dagegen, die biblischen Zehn Gebote einseitig als reine
Verbote und Einschränkungen menschlicher Freiheit auszulegen. Sie seien
vielmehr eine "Frucht der Zärtlichkeit und der Liebe Gottes selbst",
sagte er vor mehreren zehntausend Zuhörern. Die Zehn Gebote lüden dazu ein,
sich nicht zum Sklaven materieller Güter zu machen, und forderten Respekt vor
den Eltern und dem Nächsten. Der Papst ermunterte dazu, die Zehn Gebote nachzulesen
und in einem positiven Licht zu sehen. Sie müssten betrachtet werden wie Weisungen
einer Mutter für das richtige Leben. (..)
Da hat der Papst neue Offenbarungen erhalten, obwohl er neulich sagte,
Privatoffenbarungen seien unzulässig (siehe kathpress).
Jahrhundertelang hat die katholische Kirche Leute ins Gefängnis geschmissen
oder auf den Scheiterhaufen gestellt, aber das werden vermutlich bloß ein paar
Fehler gewesen sein, die man irgendwann gemacht hat und Gott, der HErr wird
das seiner Kirche eh schon verziehen haben. Aber jetzt fragt die Kirche auch
nimmer nach den Vorstrafen. Zum Beispiel hat man das speziell jahrzehntelang
bei ertappten pädophilen Klerikern nicht gemacht.
Dass die Kirche in "die
Nacht" treten könnte, ist eher eine überraschende Erkenntnis, weil bisher
wurde von laizistischer Seite eher vermutet, hin und wieder könnten Kleriker
aus ihrer religiösen Umnachtung ins Licht der Vernunft treten.
Speziell
lustig ist die Beschreibung in Sachen zehn Gebote. Papst Franz deutet nur
den Inhalt der Gebote vier bis zehn an, also Betreffe, die auch im Strafgesetzbuch
stehen und die auch schon zurzeit als der Ötzi übers Gebirge zog, in menschlichen
Gesellschaften positive Werte waren.
Der § 1 lautet in der katholischen Version (die Juden und die Protestanten
haben ganz oder etwas andere Paragraphen): "Du sollst an einen Gott
glauben." Der Franz sagt nix dazu. Was soll er auch sagen. Weil denen,
die weder an den katholischen, noch sonst an einen Gott glauben, kann er ja
nix mehr tun. Da muss er sich in die verständnisvolle Barmherzigkeit flüchten,
weil seit Foltermethoden als menschenrechtsfeindlich abgeschafft wurden, ist
auch die ewige Verdammnis nimmer so richtig in Mode. Der Gebots-§1 ist daher
kein verdammt scharfer Paragraph mehr, sondern bloß noch eine gütige Empfehlung.
Der
§ 2 lautet auf katholisch: "Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren."
Erwähnt sei dazu, dass der ursprüngliche § 2 in den jüdischen Gesetzen gelautet
hatte, "Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder
von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem,
was im Wasser unter der Erde ist (..)". Das liest sich so, als dürften
orthodoxe Juden heutzutage nicht einmal fotografieren. Aber bei den Christen
hat man diesen Punkt gleich aus dem göttlichen Vorschriftenkatalog gestrichen,
weil sonst könnte man ja den Jesus nicht überall herumhängen lassen und es gäbe
gar keine Debatten über Schulkreuze. Der verunehrte Namen Gottes erübrigt sich
heute, weil die Leute beim Fluchen eh kaum noch "kruzifixnuamoi" oder
ähnlich Christliches rufen, sie sagen lieber "fuck it".
§
3: "Du sollst den Tag des Herrn heiligen." Nu, das ist auch inzwischen
nur noch eine Weisung zum richtigen katholischen Leben, eine Weisung, die in
unseren Breiten je nach Landschaft von 80 bis 99 Prozent der Kirchenmitglieder
ignoriert wird. Was soll da der Papst drüber schimpfen? Es ist seinem vermuteten
Publikum sowieso wurscht. Darum verschließt Papst Franz keine Türen mehr und
wartet, ob doch noch wer vorbeikommt. Ist das nun lieb oder bloß hilflos?