Seelsorgekrankenhäuser

Es hat sich dummerweise in der langen Geschichte der Einheit von Staat und Religion ergeben, dass die Kirchen zur Beschäftigung ihrer Massen von Nonnen und Mönchen lange Zeit praktisch Alleinanbieter von Spitälern waren. In Österreich hat auch hier unser lieber Kaiser Joseph II. erste Schritte zur Befreiung gesetzt. Aus dem schon staatlichen "Großarmen- und Invalidenhauses", das von Kaiser Leopold I. im Jahr 1693 gegründet worden war, machte er das 1784 eröffnete "Allgemeine Krankenhaus Wien" (AKH), das bis heute die größte Krankenanstalt Österreichs geblieben ist.

Der Ausbau eines weltlichen Gesundheitswesen war notwendig, weil die menschenfeindlichen kirchlichen Siechenheime mehr Schaden als Nutzen anrichteten. Christlichen Krankenhäuser blieben trotzdem bis heute erhalten, in Österreich haben sie einen Anteil von unter 20 %. Sie werden aus öffentlichen Mitteln finanziert und dienen speziell auch zur Vortäuschung staatlich bezahlter "christlicher Nächstenliebe".

Aus Deutschland war nun dazu eine besonders skurrile Meldung zu vernehmen. Die Site Evangelisch.de meldete am 6.10.2013:

"Bischöfin: Seelsorge ist Kennzeichen christlicher Krankenhäuser
Zur besonderen Identität christlicher Krankenhäuser gehört nach den Worten der Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs die Seelsorge für Patienten, Ärzte und Pflegekräfte.

Christliche Krankenhäuser seien jedoch wie andere auch einem hohen Kostendruck ausgesetzt, der dem Personal wenig Zeit für persönliche Zuwendung lasse, sagte die evangelische Theologin am Samstag beim Jahreskongress der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Ärzte in Hamburg. Es sei Aufgabe der Kirche, den persönlichen Einsatz des medizinischen und pflegerischen Personals für die Patienten mehr zu würdigen. (..)"

Was heißt das? Das heißt, das Personal in christlichen Krankenhäusern hat auch nicht mehr Zeit für die Patienten als das in den staatlichen. Schließlich wird das Personal in christlichen Krankenhäusern auch nur für ihre medizinische und pflegerische Arbeit bezahlt. Etwaige dort noch vorhandene geistliche Schwestern oder gar Brüder bekommen vom Orden nur ein Taschengeld, aber der Orden stellt das normale kollektivvertragliche Entgelt in Rechung.

Aber da gibt es ja noch die Krankenhausseelsorger! Es könnte sein, dass diese Dienstposten doch noch von den Kirchen bezahlt werden. Wobei natürlich in den katholischen Krankenhäusern dafür aus Personalmangel kaum noch Priester eingesetzt werden können, sondern niedrigrangiges Predigerpersonal, das dann die Patienten belästigend durch die Krankenzimmer zieht.

Aber die oben zitierte protestantische Bischöfin freut sich jedenfalls über diese Seelsorge. Wohl weil es absehbar wird, dass die Wahrscheinlichkeit, dass man ins Krankenhaus kommt, zunehmend größer wird als die Wahrscheinlichkeit, dass man in die Kirche geht ...