Unbesinnliche Weihnachtsgedankenschnipsel

Publiziert am 24. Dezember 2013 von Wilfried Müller auf www.wissenblggt.de

Also da gibt es in Zürich den Tagesanzeiger von der Tamedia AG (vorm. Tages-Anzeiger für Stadt und Kanton Zürich AG), und der schreibt so Sachen wie Gott ist nicht tot, er macht bloss Geschäfte (12.12., Bild: Priesterweihe, Pietro Antonio Novelli, FA2010, Wikimedia Commons).: Die modernen Kirchen sind die Konsumtempel der kapitalistischen Warenwelt, die schon fast spirituellen Charakter hat. … Der christliche Glaube will nicht mehr zum modernen Leben passen, das geprägt ist von Wissenschaft, Technik und Materialismus.

In dem interessanten Artikel von Hugo Stamm geht es um den Bedeutungsverlust der Bibel und der christlichen Heilslehre, der die Kirchen in eine Identitätskrise treibt. Man geht nicht mehr in die Kirche (außer vielleicht morgen, am Weihnachtstag), und den jungen Leuten ist die Kirche schnuppe. Religiöse Bedürfnisse wären ja noch da, der Artikel sichtet da sogar ein Vakuum, das durch Esoterik gefüllt wird. Die setzt sich im Markt der Spiritualität durch, wozu hat man denn das Gottesgen. Und sehr richtig wird das wegbröckelnde Fundament beschrieben, die modernen Gesellschaften basieren nicht mehr auf dem Fundament der religiösen Werte.

Wie man dagegen angehen möchte, zeigt uns DIE ZEIT, oder genauer die  Meta-site die-fromme-zeit.de, die sich der Frage widmet Wurde Die ZEIT christlicher? Genauer vertritt DIE ZEIT sogar mehr katholische Standpunkte? Dazu gibt's als Fleißarbeit eine Bewertung von x Zeit-Artikeln, die sich mehr oder weniger rote Punkte (für verstärkte Mission) verdient haben. Grüne Punkte (für religionskritisch) gibt's eher spärlich. Also die Zeit wird weniger liberal und mehr klerikal, ist die Aussage. Dem Bedeutungsverlust des Christentums wird also medial gegengesteuert -aber nutzt das was?

Da kommt der dritte Artikel ins Spiel, den der Tagesanzeiger am 23.12. verfasst hat, Pfarrer gesucht -Den Kirchen fehlt der Nachwuchs. Wenn den (katholischen) Pfarrern die Fortpflanzung untersagt wird, ist das nicht so ein großes Wunder, sollte man meinen. Die Tagesspiegel-Zahlen von Deutschland dazu: in den 1960er Jahren gab es 500 Priesterweihen pro Jahr, 2012 waren es 79, der Niedergang der Priesterzahl von 1990 (19.707) über 2012 (14.636) zur Prognose von 2020 (nur noch ca. die Hälfte, Schätzung wb) ist stärker als der Mitgliederschwund. Bei der evangelischen Kirche sinken die Mitgliederzahlen mindestens genauso, aber die Zahl der Pastorenweihen hat sich nur etwa halbiert. Der Job ist zwar sicher und gut bezahlt, aber aufreibend wegen der Vorbildfunktion. Und: ohne Draht zu Gott geht es auch nicht.

Diesen heißen Draht gibts nur noch woanders, und darüber berichtet The Telegraph am 21.12. in Muslim staff at Marks & Spencer can refuse to sell alcohol and pork: Marks & Spencer says its Muslim staff do not have to sell pork or alcohol to customers. Und im Gegensatz dazu: Sainsbury’s said it had issued official guidelines that stated there was no reason why staff who did not drink alcohol or eat pork for religious reasons could not handle the goods. Focus Online machte daraus am 23.12. Entrüstung in Großbritannien -Muslimische Kassiererin verweigert Alkoholverkauf: Die Weigerung einer gläubigen Verkäuferin, einem Kunden Alkohol zu verkaufen, löste einen Sturm der Entrüstung aus.Auch in anderen britischen Supermarktketten wie Asda, Morrisons und Tesco müssen muslimische Mitarbeiter nicht an der Kasse arbeiten, falls sie dadurch in Konflikt mit ihrem Glauben geraten.

Da ist er also, der heiße Draht nach oben. Das muslimische Personal hat in einigen britischen Einkaufsketten betriebsschädigende Tabus durchgesetzt, um seinem "Herrn" gefällig zu sein. Man kann also sagen, während der christliche "Gott" dahindämmert, werden auf seinem Rücken kommerzielle Triumphe gefeiert. Sein muslimischer Abklatsch hat in puncto Kommerz nicht viel zu bieten, aber dafür streut er noch mehr bescheuerte Tabus aus als der christliche. Wäre weiter kein Problem, wenn's nur um das Bedienen an der Kasse ginge oder um die Kopfputz-Mode. Aber wenn das zu Hass und Hader führt, dann überzieht die Religion. Da wäre dann doch Besinnlichkeit angebracht.