Der
eine war der Päderast und Kardinal Hans Hermann Groër, der sich als ganz
exzellente Wahl für das Amt des Erzbischofs von Wien herausstellte, von kirchlicher
Seite betrachtet, wäre eine noch dümmere Personalauswahl kaum möglich gewesen.
Damals
brach der Schutzdamm, der die katholische Kirche weitgehend vor Kritik geschützt
hatte, die Kronenzeitung versuchte zwar noch, den Herrn Groër mit allen
Mitteln zu verteidigen, musste jedoch erleben, dass ihn die katholische Kirche
selbst nicht mehr zu verteidigen wagte, die Bischöfe verlautbarten, dass sie
zur "moralischen Gewissheit" gelangt seien, dass die Missbrauchsvorwürfe
gegen Groër "im Wesentlichen zutreffen". Die katholische Kirche stand
auf einmal auf dem Boden der Wirklichkeit. Der Knabenschänder Groër wurde
abgesetzt und in ein knabenloses Nonnenkloster verbannt, wo er 2003 verstarb.
Kurt
Krenn hieß der zweite sehr erfolgreiche katholische Held im Kampf um mehr Säkularismus
in Österreich. Geboren 1936 war er 1962 zum Priester geweiht worden und
hatte er eine schöne Theologenkarriere hingelegt, zuletzt war er ordentlicher
Professor für "Systematische Theologie" an der Katholisch-Theologischen Fakultät der
Universität Regensburg, bevor er 1987 zum Weihbischof von Wien bestellt wurde.
Damals war der Vatikan ja sehr darum bemüht, unter den möglichen Bischofskandidaten
immer möglichst den vernageltsten herauszufinden und zu bestellen.
Kurt
Krenn war eine sehr gute Wahl gewesen, eher dem Heute zugewandte Katholiken
protestierten gegen diese vormodernistische Personalwahl, die Weihe zum Wiener
Weihbischof im März 1987 ging unter Protesten verärgerter Katholiken vor sich,
Polizisten mussten Krenn über einige seiner Kritiker, die sich vor dem Stephansdom
auf den Boden gelegt hatten, in die Kirche tragen:
Eine der
Folgen dieser Bischofsbestellung war, dass
von einem Pfarrer namens Schermann die Zeitschrift "Kirche intern"
gegründet wurde, die sich gegen den vormodernistischen Kurs der kath. Kirche
unter dem seit 1978 amtierenden Papst Wojtyla zur Wehr zu setzen versuchte,
das war sozusagen eine Frühversion der heutigen "Pfarrerinitiative",
die indirekt durch Kurt Krenn erschaffen wurde.
Als Kurt Krenn dann
im Juli 1991 zum Diözesanbischof von St. Pölten ernannt wurde, hatten die besonders
hinterwäldlerischen Kreise in der katholischen Kirche einen hochgeschätzten
Repräsentanten ihrer Ideologie und das säkulare Österreich erhielt dadurch einen
großen Helfer. Krenn schrieb regelmäßig in der Kronenzeitung unter dem Pseudonym
"Christianus" eine Kolumne, die sich wegen ihrer Vorgestrigkeit und
strengkatholischen Linie bald großer Beachtung erfreute.
Bischof Krenns
Wirken war dauerhaft. Speziell katholische Kirchenmitglieder, die unter
den Sammelbegriff "Taufscheinchristen" einzuordnen sind, begannen
vermehrt darüber nachzudenken, warum sie so dumm sein sollten, für eine Organisation,
die einen Kurt Krenn an eine führende Position gestellt hatte, ihr Geld in Form
von Kirchenbeitrag zu verschwenden. Der Kirchenaustritt pendelte sich im Bereich
knapp unter 40.000 ein.
Als 2004 dann in St. Pölten der Skandal mit
den unkatholischen Umtrieben von homosexuellen Priesterstudenten aufflog, die
Krenn einfach als "Bubendummheiten" abzutun versuchte, wurde der Bischof leider
im zarten Bischofsalter von 68 Jahren in die Frühpension entsorgt. Die Kirchenaustritte
stiegen 2004 erstmals über 50.000. Für den Säkularismus in Österreich war die
Ruhestellung Krenns sicherlich ein Verlust, aber es war ja ein guter Grundstein
gelegt worden. Der extreme Konservatismus im Vatikan und dessen österreichische
Verkünder hatten es den Menschen leichter gemacht, aus dem katholischen Netz
zu entkommen, der Kirchenaustritt wurde von einem Schritt ins Ungewöhnliche,
zu einem gewöhnlichen Verhalten. Seit dem Groër-Skandal im Jahre 1995 sind bis
Ende 2013 in Österreich 860.949 Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten.
Gedenken wir seiner in Dankbarkeit, er hat mitgeholfen, dass heute die katholische Kirche nicht einmal durch Reformen in der Lage wäre, den Verfall ihres Einflusses zu stoppen. Man hatte sich dort große Hoffnungen gemacht, mit dem neuen Papst die Bindung der Mitglieder verbessern zu können, jedoch stiegen die Kirchenaustritte von 2012 auf 2013 von 52.336 auf 54.845, in den letzten Jahren haben sich die Austritte auf einem Level von über 50.000 eingependelt. Die katholische Kirche schmilzt durch den geistigen Klimawandel vom traditionellen kalten katholischen Winter in den säkularen Frühling und sie kann sich dagegen nicht mehr helfen. Daher nochmals Dank an Bischof Kurt Krenn, der dazu mit großem Eifer beigetragen hat! Wer noch mehr über Krenn lesen möchte, findet dazu Texte in der PDF, die zu seinem 75. Geburtstag zusammengestellt worden war.