Der Vatikan & der Klerikalfaschismus

Am 12. Februar 1934 gab es in der damaligen Zeit den weltweiten einzigen bewaffneten Widerstand gegen eine faschistische Regierung:

In Österreich griffen in Linz Angehörige des "Republikanischen Schutzbundes" zur Waffe, um sich gegen weitere Maßnahmen der sich seit März 1933 Schritt um Schritt ausweitenden klerikalfaschistischen Diktatur in Österreich zu wehren.

historische Bilder von kämpfenden Schutzbündler gibt es nicht, fotografiert wurden sie erst nach ihrer Gefangennahme - das obige Bild zeigt eine angetretene Schutzbundeinheit, Datum und Ort unbekannt

Bis heute ist das verbrecherische Regime des Engelbert Dollfuß und seiner christlich-faschistischen Partei und der katholischen Kirche nicht aufgearbeitet.

Seit Jahren hatte sich damals diese katholische Bagage darum bemüht, in Österreich die Demokratie zu beseitigen, mit dem verspäteten Versuch der Arbeiterbewegung am 12. Februar endlich den Widerstand zu leisten, dem man schon im Vorjahr aufnehmen hätte müssen, wurde zumindest ein Fanal gesetzt.

Es gab in Europa in dieser Zeit zwei "Bürgerkriege": in Spanien kämpfte die Republik gegen den faschistischen Aufstand, in Österreich wehrten sich bewaffnete Demokraten gegen die klerikalfaschistische Diktatur. In beiden Fällen siegte die Reaktion.

Hier der Bericht, die in der ORF-Sendung "Religion aktuell" am 11.2.2014 ausgestrahlt wurde in Wort und (ausführlicher) in Ton:
Februar-Kämpfe 1934: Rolle der katholischen Kirche in der innenpolitischen Entwicklung

SPÖ und ÖVP haben am 11. Februar gemeinsam der Februar-Kämpfe vor 80 Jahren gedacht. Bis vor wenigen Jahren war das - bis auf eine Ausnahme 1964 - undenkbar. Der Grund: die Verbitterung über die Ereignisse im Februar 1934. An der innenpolitischen Entwicklung, die schließlich zu den blutigen Kämpfen geführt hatte, war auch die römisch-katholische Kirche entscheidend beteiligt. Im Vatikan wurden die Ereignisse positiv bewertet. Das belegen Dokumente, die erst vor wenigen Jahren veröffentlicht wurden.


Dass die Positionen des klerikalfaschistischen Vatikan "erst vor wenigen Jahren" öffentlich geworden wären, ist vielleicht eher der schlechten Recherche als einem Vorsatz zuzurechnende Falschmeldung. Denn der Vatikan verkündete schon zu Weihnachten 1933 seine große Freude über die mittels Notverordnungen diktierende Dollfußregierung: "Sie kann schon jetzt auf eine Reihe von segensreichen Taten hinweisen, die das wahre Wohl sichern und fördern. Weise Verordnungen zum Wohle der Jugend und des Unterrichts, die Wiederbelebung des religiösen Geistes in Schule und Erziehung, die Neuorganisation des Heeres in christlichem Geiste, das Konkordat mit dem Heiligen Stuhle, die Riesenarbeit für eine neue Verfassung zum Wohle des Volkes, mit einem Worte: die Wiederverchristlichung des gesamten öffentlichen Lebens und das friedliche Zusammenwirken zwischen Staat und Kirche zum Wohle aller."

Die Religionsredaktion des ORF versucht auch auf ihrer Homepage die Rolle der Kirche zu verniedlichen, siehe "Papst Pius XI. und der Austrofaschismus" - dort wird der Klerikalfaschist Pius XI. als quasi schlecht beratener und darum ahnungsloser Einfaltspinsel dargestellt. Seine Bemühungen um die Rückkehr der katholischen Kirche an die Staatsmacht und seine ständige Hetze gegen die Arbeiterbewegung finden keinerlei Erwähnung. Abgesehen von dieser Art der Verschleimung der klerikalfaschischen Ideologie in der katholischen Kirche, werden einige Fakten doch realistisch aufgezählt. Wie zum Beispiel, dass dieser Papst die faschistische Diktatur und die Niederschlagung des Aufstandes dagegen als "heilsame Härte, die zur Barmherzigkeit wird" sah. Eine typische katholische Heuchelei voller Erbärmlichkeit!

In Folge des Sieges der Klerikalfaschisten über die Arbeiterbewegung und damit über die demokratische Republik Österreich war der Weg frei für die Nazifaschisten.

Denn die Arbeiterbewegung bemühte sich zwar im Untergrund (Kommunisten und Revolutionäre Sozialisten) weiterzukämpfen, hatte aber gegen die von Hitlerdeutschland massiv unterstützten illegalen Nazis ebenso wenig eine Chance wie das klerikale Regime, das materiell nur Not und Elend präsentierte und ideell die Leute katholisch terrorisierte, siehe oben die Weihnachtsbotschaft von 1933 über die "Wiederverchristlichung".

Als im März 1938 deutsche Truppen in Österreich einmarschierten, jubelten Millionen Österreicher den Nazis zu: sie sahen in ihnen die Befreier aus Not und Elend und aus der klerikalfaschistischen Demütigung und Unterdrückung. Was danach bis 1945 unter dem nazifaschischen Regime kommen sollte, das hatten die Jubler von 1938 nicht vorausgesehen. Siehe dazu die umfassende Darstellung "Der Weg in den Faschismus" (80 Seiten A4, 6 MB!), der die Vorgänge von 1933 bis 1938 umfassend darstellt, ohne die bis heute üblichen Beschönigungen der Untaten der Klerikalfaschisten. Unter diese Beschönigung ist auch die offizielle Namensgebung zu rechnen: "Austrofaschismus" - was war daran "austro"? Das war ausgeübter Katholizismus und Klerikalismus, einschließlich der traditionellen christlichen Unterdrückung der arbeitenden Menschen und sonst gar nichts!

Bezwungen wurde der Klerikalfaschismus in Europa dadurch, dass die Nazis ihren Krieg verloren und danach sich solche faschistischen Regimes nur in Portugal und Spanien noch einige Zeit halten konnten, seit 1975 ist der Klerikalfaschismus auch real tot. Die katholische Kirche hat bis heute niemals Verantwortung für ihre entsetzlichen Verbrechen übernommen, die sie im Laufe ihrer Geschichte verursacht hat. Auch die Epoche des Klerikalfaschismus gehört zu dieser nahezu gänzlich unbewältigten katholischen Vergangenheit, siehe dazu über die Zeit der klerikalen Diktaturen in Europa: "Faschismus und Religionen".