Herr und Frau Pfarrer

In St. Georgen im Attergau arbeitete der 54-jährige Franziskanerpater Johannes Teufl als Pfarrprovisor. Am 7.3.2014 verschwand er aus dem Ort, weil er mit sich ins Reine kommen wolle.

Am 19.3. erschien nun in den OÖNachrichten ein Interview mit der 47-jährigen Ingrid M., die mit dem Pater in Seewalchen in eheähnlicher Gemeinschaft gelebt hatte. In diesem Interview sind ein paar bemerkenswerte Einzelheiten zu lesen.

So ist Frau M. geschieden. Also liegt katholisch-moralisch ein doppeltes Problem vor:
denn der Pater brach nicht nur sein Gelübde der sexuellen Enthaltsamkeit, sondern verletzte auch noch das Gebot "Du sollst nicht ehebrechen", weil es auf katholisch ja keine Ehescheidung gibt und auf katholisch Frau M. immer noch mit ihrem geschiedenen Ehemann verheiratet ist.

Was wiederum katholischen Irrwitz aufzeigt: die Unauflöslichkeit der Ehe und das Eheverbot für Geistliche. Hier zudem in der Form, dass Pater Teufl nicht nur Priester, sondern sozusagen verschärfend auch noch Mönch ist. Wobei eine wichtige Bibelstelle keine Beachtung fand: denn Jesus hatte über Menschen, die ehelos leben wollten, das Folgende gepredigt (Mt 19, 11-12), "nicht alle können dieses Wort erfassen, sondern nur die, denen es gegeben ist. Denn es sind etliche verschnitten, die sind aus Mutterleibe also geboren; und sind etliche verschnitten, die von Menschen verschnitten sind; und sind etliche verschnitten, die sich selbst verschnitten haben um des Himmelreiches willen. Wer es fassen kann, der fasse es!"

Pater Johannes ist nicht verschnitten, darum kann er - biologisch und katholisch gesehen - mit seiner Lebensgefährtin in Sünde leben. Laut Aussage von Frau M. habe sich ihr Lebensgefährte vor einigen Menschen in der Pfarre gescheut. Vermutlich vor den strengkatholischen Glaubenswächtern.

Ein anderer interessanter Aspekt liegt in einer Aussage von Frau M. über ein Gespräch, welches das Paar mit dem Linzer Bischof Ludwig Schwarz führte: "Der Herr Bischof war sehr freundlich, er hat aber betont, dass Johannes bei mir in Seewalchen ausziehen und in den Pfarrhof in St. Georgen übersiedeln muss, wenn er Diözesanpriester werden will. Es hieß auch, dass es verschiedene Lebensformen einer solchen Beziehung gibt, die wir überdenken sollten."

Der Pater wollte seinen Status als Mönch zurücklegen und direkt der Diözese unterstellt werden. Der letzte Satz im obigen Zitat aus dem Interview ist sehr bemerkenswert: "Es hieß auch, dass es verschiedene Lebensformen einer solchen Beziehung gibt, die wir überdenken sollten." Der Bischof forderte die beiden also auf, ihre bisherige Lebensform (Zusammenleben in eheähnlicher Gemeinschaft) zu überdenken und deutete gleichzeitig Auswege an: laut Bischof gibt es für solche Beziehungen verschiedene Lebensformen. Was wohl nur heißen kann: getrennte Wohnsitze.

Der als konservativ geltende Bischof Schwarz ist in diesem Fall wieder einmal mit einer Situation konfrontiert worden, die er offenbar bestens kennt.
Er sagt nun nicht, die beiden müssten ihr sündhaftes Tun unbedingt einstellen, er will es nur nicht so offensichtlich dulden müssen. Was an den oft zitierten früheren Linzer Weihbischof Wagner erinnert, der gesagt haben soll, "ich sag ja nichts, wenn ein Pfarrer eine Freundin hat, aber muss er sie immer gleich heiraten?".

Der Bischof will also lieber einen Pfarrer, der heuchelt und so tut als wäre nichts, als einen Pater, der sich zu seiner Liebessünde bekennt. Heucheln ist eben die wichtigste katholische Tugend.

Ähnlich handelte übrigens Bischof Schwarz auch im Falle des Pfarrers von Ungenach, Josef Friedl, der sich 2009 öffentlich zu seiner Lebensgefährtin bekannt hatte
, dann vom Bischof zwar zur Beendigung dieses Verhältnisses aufgefordert wurde, aber Pfarrer Friedl am Ende eine Vereinbarung mit dem Bischof präsentierte: er werde über dieses Thema nicht mehr öffentlich reden, er schloss ein Zeitungsinterview mit den Worten: "Ich habe für mich alles geklärt. Mein Privatleben ist privat." Seither ist über das Liebesleben von Pfarrer Friedl nichts mehr in die Öffentlichkeit gedrungen.

Pater Teufl ist immer noch verschwunden und ringt mit sich, ob er seiner Freundin oder seinem Priesteramt die Treue halten soll. Die katholische Moral ist etwas zutiefst Menschenfeindliches. Eine Reform mancher Aspekte ist eigentlich unvermeidlich. Ob solche Reformen kommen, wird davon abhängen, ob sich Papst Franz drüber traut oder ob er nur ein Sonntagsredner ist. Und auch wenn Reformen kommen sollten, speziell im katholischen Eherecht und beim Zölibat: helfen wird es in unseren Breiten nur innerkirchlich, der katholische Glaube wird deswegen nicht neu erblühen.

Wenn Religion nicht interessiert, dann interessiert sie mit oder ohne Zölibat nicht. So einfach ist das ...

PS: am 20.3. gab es eine Kurzmeldung dazu in den OÖN. Die oben angeführte bischöfliche Aussage, für solche Beziehungen gäbe es verschiedene Lebensformen, hat auch innerkirchlich Aufsehen und entsprechendes Echo ausgelöst. Die OÖN hatten daher beim Bischof diesbezüglich nachgefragt und Bischof Schwarz erklärte nun die "verschiedenen Lebensformen" so: ein Zusammensein sei möglich, aber nur in Freundschaft. Womit wir wieder eine weitere Bestätigung für die elementare Erkenntnis haben: die größte und wichtigste katholische Tugend ist die Heuchelei ...