Aktuelle Information zu "Wir sind Kirche": Der langjährige
Vorsitzende dieser katholischen Laienorganisation, Hans Peter Hurka, ist aus
dem Vorstand ausgeschieden, seine Nachfolgerin ist die bisherige stellvertretende
Vorsitzende Dr. Martha Heizer.
Hurka gab seinen Rücktritt am 14.4.
mit einer Rundmail bekannt:
"Mit 5. April 2014 bin ich aus dem Vorstand der Plattform "Wir sind Kirche"
ausgeschieden. In welcher Form ich mich weiterhin an der Erneuerung unserer
Kirche beteiligen werde, darüber bin ich mit verschiedenen Freundinnen und
Freunden im Gespräch. Sobald sich dies abzeichnet, werde ich mich wieder bei
Ihnen melden. Ich danke allen, mit denen ich bis zuletzt in den vielen
Jahren in gegenseitigem Vertrauen, wechselseitiger Wertschätzung und
tatkräftiger Unterstützung den Weg zur Erneuerung unserer Kirche gehen konnte.
Viele von Ihnen sind mir dabei ans Herz gewachsen. Ich hoffe, Sie bei
verschiedenen Gelegenheiten und vielleicht erneut in gemeinsamer Weggemeinschaft
wieder zu begegnen. Die Erneuerung der Kirche braucht vertrauensvolle,
wertschätzende und einander wohlwollend helfende Begegnungen."
Screenshot
von einer TV-Diskussion mit dem Titel "Wer braucht die katholische Kirche?"
(aus der Sendereihe "Es werde Licht" auf Okto-TV, siehe Info
Nr. 585)
Konkrete Gründe für diesen Rückzug werden
keine angegeben, der obige Text hat aber einen gewissen resignativen Ton. Versuche,
die katholische Kirche als Institution aus dem vormodernistischen Denken ihrer
leitenden Hierarchen zu befreien und der Gegenwart etwas näher zu bringen,
sind zweifellos ein recht frustrierendes Bemühen. Zudem sind diese Bemühungen
langfristig religiös betrachtet auch sinnlos.
Denn eine katholische
Reform, die dieser Kirche eine ähnliche Form gibt, wie sie bei den Protestanten
besteht (Frauengleichberechtigung, kein Zölibat, gewählte Strukturen,
keine Sexualvorschriften, um die sich ohnehin kaum noch wer kümmert usw.),
bewirkt eher einen weiteren Rückgang der Religiosität als eine Verbesserung
der Lage in der Gesellschaft. Was man ja ständig sieht: in Europa verlieren
die Protestanten
tatsächlich praktizierende Kirchenmitglieder schneller und mehr
als die katholische Kirche. Denn liberale Religionen erreichen rasch den Status
der Beliebigkeit, wie man etwa in den skandinavischen Ländern oder in England
sieht: es geht dort kaum noch jemand in die Kirche und die große Mehrheit
der Bevölkerung lebt ohne religiöse Angst in einem praktischen Atheismus.
Man
werfe nur einen Blick auf die englische Staatskirche, die ist im praktischen
Leben der dortigen Menschen faktisch inzwischen zu einer bedeutungslosen Sekte
geschrumpft. Die britische Humanism.org meldete im Mai 2013:
98 % der Engländer gehen
sonntags nicht in die Kirche
95 % gehen zu Weihnachten nicht zur Kirche
88 % lassen ihre Kinder nicht
taufen
66 % der
Verstorbenen erhalten kein kirchliches Begräbnis
Da liegt die katholische
Kirche derweilen vergleichsweise noch sehr gut. Aber es ist letztlich egal,
ob der katholische oder der protestantische Weg gegangen wird, in hundert Jahren
wird im aufgeklärten Europa keine Religion noch eine gesellschaftlich
wahrnehmbare Rolle spielen, das seinerzeitige "Opium des Volkes" hat
schon längst kaum noch Suchtcharakter, die innerfamiliäre
Weitergabe der Religion passiert immer seltener und dagegen gibt es für
die Kirchen keine Gegenmittel mehr.