Der Klassenfeind gewann EU-Wahl...

...weil er fast keine Gegenkandidaten hatte.

Nun liegt das Endergebnis der EU-Wahl 2014 vor. In Österreich schaut das so aus (die Liste "Hans Peter Martin" trat nicht mehr an, sie hatte 2009 17,76%):

Oben das vorläufige amtliche Endergebnis, in der zweiten Tabelle das Ergebnis, wenn die Nichtwähler und die ungültigen Stimmen als Wahlpartei behandelt würden.

Diese Gruppe hätte die absolute Mehrheit erreicht und das in einer Höhe, die seinerzeit nicht einmal dem Kreisky gelungen ist.
Von den achtzehn EU-Parlament-Mandaten wären zehn an die Nichtwähler gegangen, je zwei an ÖVP, SPÖ und FPÖ, je eines an Grüne und Neos. Da dies so nicht geht, sind 57,29 % der österreichischen Bevölkerung im EU-Parlament nicht vertreten. 1994 bei der Volksabstimmung über den EU-Beitritt hatten 3.145.981 für den Beitritt und 1.578.850 dagegen gestimmt, bei der EU-Wahl am 25.5.2014 haben 3.674.901 ihr Missfallen gegenüber der EU mit Stimmenthaltung ausgeübt, wahrscheinlich nicht alle, aber der allergrößte Teil davon. Unter den Wählern waren sicherlich über 700.000 ebenfalls der Meinung, die EU-Mitgliedschaft wäre keine Errungenschaft.

Was kurz zusammengefasst bedeutet: heute würden die Menschen in Österreich der EU nimmer beitreten. Im Interesse eines Europas der Banken und Konzerne hat man die Leute 1994 nach Strich und Faden angelogen, ihnen herrliche Zeiten vorgegaukelt und dann das EU-Profitregime mit seiner ganzen Brachialgewalt auf das Land niederbrechen lassen.

Hier ein konkretes Beispiel dazu: die Entwicklung der Nettoreallöhne von 1995 bis 2012:
 
Die realen durchschnittlichen Nettolöhne sind in dieser Zeit um sagenhafte 54 Euro gestiegen, das wären in echtem Geld 743 Schilling und in Prozenten 3,3 %. Das hat es früher manchmal pro Jahr gegeben und nicht innerhalb von 17 Jahren. Die EU ist Scheiße für die arbeitenden Menschen, die EU ist großartig für die Millionäre, Multimillionäre und Milliardäre. Erst dieser Tage war zu lesen, dass deren Einkommen letztes Jahr im Schnitt um sechs Prozent gestiegen sei. Durch die Arbeit der Menschen und auf deren Kosten.

Das liegt nicht nur an leeren Politflaschen wie Faymann, der unter strenger Führung der Kapitalisten-ÖVP nomineller Bundeskanzler sein darf, das liegt am System: Die EU ist das Instrument der Ausbeuterklasse und die Vertreter der europäischen Völker im EU-Parlament vertreten mit großer Mehrheit Ausbeuterinteressen. Sie werden dafür ja auch sehr gut bezahlt.

Die Frage ist es nur: wie lange werden sich das die Menschen noch gefallen lassen?
In erster Linie profitieren davon die Rechtspopulisten, weil die politische Linke völlig versagt hat und nicht mehr in der Lage ist, die Klasseninteressen der arbeitenden Menschen auch nur wahrzunehmen, geschweige sie zu artikulieren oder gar irgendwas durchzusetzen. Was heute noch "sozialistisch" zu sein vorgibt, ist eine Art Almosensozialismus für deklassierte Randschichten. Für die Millionen, Millionen, Millionen, die tagtäglich mit ihrer Hände Arbeit das Werkl am laufen halten, gibt's nicht einmal mehr tröstende Worte.

Daher hier ein paar Zeilen im Geist von Bert Brecht:
Wessen Welt ist die Welt?

Die Welt geht nach und nach über in die fiktiven Hände von fiktiven juristischen Personen hinter denen eine Hand voll Geschäftemacher, Banker, Manager "steht", die allem und auch jedem Menschen einen Preis - einen Wert in Geld zuordnen. Auch der angestellte Jurist, Arzt und Ingenieur- auch sie sind zum "Proletarier" geworden. Sie nennen uns "Humankapital" oder "human ressources". Sie machen uns und die ganze Welt zur Ware. Und wer sich nicht rentiert, kann gerne auch sterben, weil Rendite zum Gott geworden ist. Sieh Dir die Welt an - wo zählt etwas anderes als Gewinn? Wenn Du solch einen Ort findest, dann mache ihn zu Deinem "Zu Hause".
Dieser Text steht als Einleitung zum You-Tube-Clip von Bert Brechts "Solidaritätslied", gesungen von Genossen Busch:

Wessen Morgen ist der Morgen, wessen Welt ist die Welt?