Das ist christlich! Freiwillige Spenden der Reichen

Der österreichische christliche Oberpolitiker Spindelegger hat eine blendende und vor allem echt christliche Idee! Statt der Einführung einer Vermögenssteuer für Millionäre, ein Bittgesuch an die Klasse der Superreichen um freiwillige Spenden!

Wie es die Christenlehre den Christen lehrt: die reichen Prasser sollten die Brosamen von ihren Tischen freiwillig dem armen Lazarus geben, damit auch sie dereinsten nicht ins Höllenfeuer, sondern in Abrahams Schoß heimkehren können (siehe Bibel, Lk 16, 19-31).

Spindelegger wehrt sich darum dagegen, dass irgendein reicher Prasser mehr zahlen müsste als bisher und dass die Klasse der arbeitenden Menschen weniger zahlte als jetzt. Eine Lohnsteuerreform soll erst später kommen und dann wird es voraussichtlich sofort heißen, wenn die Leute eh weniger Steuern zahlen, dann werden die Bruttolöhne noch weniger erhöht, damit Lohnkosten gesenkt werden und die realen Nettolöhne sinken. Schließlich hat es ja seit dem EU-Beitritt für die unselbständig Erwerbstätigen praktisch kaum mehr Nettorealohnerhöhungen gegeben.


Spindelegger hat nicht etwa einen Brief an die 80.000 österreichischen Millionäre geschickt, die sich alleine im letzten Jahr über sechs Prozent Vermögenszuwachs freuen durften und deshalb natürlich überhaupt nicht in der Lage sind, ein halbes Prozent Vermögenssteuer zu zahlen. Nein, der ÖVP-Politiker schrieb nur an einige Superreiche, die selber schon gemeint hatten, sie könnten durchaus etwas mehr Steuern zahlen, die schnorrte der Spindi an und bekräftigte, die ÖVP sei gegen eine Vermögenssteuer, sie sollten bloß freiwillig was spenden.

Und gegen die "Lohnnebenkosten" ist die ÖVP natürlich auch. Schließlich zahlen die Unternehmer die Hälfte der Sozialversicherungsbeiträge, die Arbeitslosen-, Unfall- und Insolvenzgeldversicherung. Lauter Zahlungen, die dann bei den Profiten fehlen. Wer diese Beiträge sonst zahlen sollte, weiß allerdings niemand. Die Arbeitnehmer? Denen müssten dann aber die Bruttolöhne entsprechend erhöht werden und das Ganze täte dasselbe kosten.

Aber wozu überhaupt all diese Versicherungen? Das kostet doch nur den Betrieben Geld, in den USA laufen viele Millionen unversicherte Leute herum, das kommt viel billiger! Und früher als bei uns noch wahrhaft christliche Verhältnisse herrschten, da gab es keine Lohnnebenkosten! Dafür aber christliche Nächstenliebe, Almosen, Klostersuppe, Armenhäuser und am Lande die herumziehenden "Einleger". Und natürlich Bettler. Das letze Mal als Österreich ab 1933/34 streng-katholisch-christlich-sozial regiert wurde, gab es deswegen in Oberösterreich in Schlögen ein Haftlager für Bettler. Das kam viel billiger als Sozialhilfe und die Leute waren in ihrem Elend viel religiöser, weil sie statt des Sozialstaates nur noch Gott und die Kirche hatten, die sie um Hilfe anflehen konnten.


Lager Schlögen: aufgegriffene Bettler ("Landstreicher") als Zwangsarbeiter im Straßenbau - auch das entlastete die Staatskosten! Der christlich-soziale Staat kümmerte sich um alles! Sogar die Not und das Elend für den Almosenbedarf erzeugte er selber! Seltsamerweise hielten 1938 dann jedoch Millionen Österreicher statt Jesus sogar einen wie Hitler für einen Erlöser...

Heute ist es natürlich zurzeit weitaus nicht so schlimm, weil es gibt sogar noch eine Sozialdemokratie, die sich sogar schon traut, Forderungen zu stellen! Aber statt der seit 20 Jahren laufenden Umverteilung von unten nach oben, einmal ein bisschen eine Umverteilung in die andere Richtung zu verlangen, das geht nicht! Da genügt es vollständig, wenn ÖVP-Chef Spindelegger bei den Superreichen um Almosen nachsucht, weil Almosen sollten die reichen Prasser schon geben, weil sonst kommen sie ja nicht in den Himmel. Spindelegger bemüht sich darum, eine Vermögenssteuer durch freiwillige Spenden aus der Millionärsklasse zu ersetzen, die Lohnnebenkosten zu kürzen, die Lohnkosten zu senken, dann haben die reichen Prasser noch mehr Geld, von dem sie ein bisschen was für Almosen verwenden könnten und wir lebten wieder in einem neuen glücklichen christlichen Zeitalter! Amen.