Über das Schrumpfen der Gläubigen

Darüber debattiert man in der katholischen Kirche. Die praktizierenden Gläubigen werden nämlich noch mehr weniger als die Priester, die sie betreuen sollen. Warum passiert das?

Am 5.8.2014 befasste sich auf kath.net Peter Winnemöller, ein mit dem "Forum deutscher Katholiken" verbundener Journalist mit dieser Frage.

Er listet nicht nur die Kirchenaustritte auf, sondern auch den Rückgang der Sonntagsmesse-Besucher seit 1990 von 6,2 auf 2,6 Millionen. Wobei die Messbesucherzahlen katholisch gezählte Zahlen sind und der aktuelle Satz von 10,8 % Messbesuchern sicherlich auch eine recht - sagen wir - optimistische Zahl ist.

Die Austrittsvorgänge in Deutschland werden für 2013 auf den Protzbischof Tebartz in Limburg und heuer auf die neue Belastung der Sparbuchzinsen mit Kirchensteuer zurückgeführt.

Peter Winnemöller sieht das nicht so: "Das ist aber nicht der Grund für den Austritt aus der Kirche. Kein Mensch tritt wegen der paar Kröten Kirchensteuer, die sich darüber hinaus auch noch einkommensteuermindernd auswirken, aus der Kirche aus."
Die wahre Ursachen sieht er so:
"Wer als Katholik der Kirche nicht mehr begegnet, der begegnet Jesus nicht mehr. So einfach läßt es sich auf eine Formel bringen. Der Glaube der Kirche ist eben nicht ein Ansammlung von Regelungen, die zu befolgen sind. Der Glaube der Kirche ist Begegnung mit Jesus Christus. Dieser hat sich festgelegt und auf dem Fundament der Apostel diese Kirche gegründet und dem Petrus die Schlüsselgewalt übereignet. Die Päpste der vergangenen Jahrzehnte wurden nicht müde genau diese Begegnung mit Jesus Christus zu verkündigen.
Die Botschaft kommt in unserem Land nicht bei den Menschen an, weil wir keine Kommunikationskanäle mehr haben, um sie zu transportieren. Weltliche Medien sind dafür systematisch ungeeignet, denn die Welt haßt die Kirche.
So lange also die Verkündigung nicht ihren Weg zu den Menschen findet, so lange Bischöfe bei Kirchenaustrittszahlen von Vertrauenskrise reden und Einnahmekrise meinen, so lange wird sich des Exodus der Katholiken aus der Kirche mit jetzt zunehmender Geschwindigkeit fortsetzen.
Ginge es um Vertrauen, das muß ich mal deutlich bekennen, dann wäre ich schon längst nicht mehr Mitglied der Kirche. Es geht um das ewige Heil und darum, nur darum bin ich Mitglied in dieser Kirche. Mir ist es egal, wie groß bischöfliche Palais und Kutschen sind, so lange die Knaben mit den spitzen Hüten bitteschön authentisch und offensiv das Evangelium verkünden und dazu alle verfügbaren Kanäle nutzen. (..)"

Soweit Winnemöller

Das Problem scheint für ihn also daran zu liegen, dass die Kirche den Leuten den Glauben nicht ausreichend verkündet, weil wenn die vom ewigen katholischen Heil erführen und dem Jesus begegneten, dann würden sie am Sonntag auch in der Kirche sitzen.

Oder ist es eher umgekehrt? Die Leuten sitzen deshalb nicht in der Kirche, weil ihnen die Geschichte vom katholischen Heil als recht seltsam erscheint und ihnen der Jesus von Herzen egal ist? Und Herr Winnemöller verwechselt Ursache und Wirkung? Dass also ein schlecht verkündeter Glaube die Kirchen leert, aber realistisch betrachtet, es ein unglaubwürdiger Glaube ist, der die Nachfrage sinken lässt?

Der Glaube ist die Ursache und die leeren Kirchen sind die Folge. Wenn der katholische Lehre mit größtem Eifer verkündet würde, füllte das die Kirchen nicht, es wüssten bloß die Leute konkreter, warum sie nicht in die Kirche gehen!