Ein nichtgeschriebener Leserbrief

Am 30. August 2014 kam der bekannte Philoislamist und studierte Politologe Benjamin Opratko in den OÖNachrichten zu Wort. Er erklärte unter der Überschrift "Studie: Abneigung gegen Muslime steigt" der oö Menschheit, dass der Islam nichts mit dem Islam zu tun habe, weil für die mit Gewaltfantasien und Hass aufgeladene Weltanschauung der Dschihadisten begeisterte sich nur eine kleine Subkultur, 95 Prozent der Muslime leben wie alle anderen Österreicher auch: "Sie versuchen, ihren Alltag zu bewältigen - Ausbildung, Schule, Arbeitsplatz, das steht auch bei ihnen im Mittelpunkt."

Was wohl etwas zu sehr geschönt zu sein scheint, weil es wohl kaum 95 % der Muslime sein dürften, die bei der Alltagsbewältigung, speziell in Sachen Ausbildung, Schule, Arbeitsplatz, das erreichen, was angeblich bei ihnen im Mittelpunkt stehen sollte. Und von den Untersuchungen über den islamischen Fundamentalismus in Europa durch den Migrationsforscher Ruud Koopmans hat Opratko offenbar noch nie was gehört.

Konkret kennt Opratko auch die Ursachen für die Islamfeindlichkeit: "Gewachsen ist die europaweite Islamfeindlichkeit zuerst in den 1980er-Jahren in Großbritannien nach der Iranischen Revolution und der Affäre um den Schriftsteller Salman Rushdie". Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York habe sich das Bild des Islam, wie es von der Politik und den Medien bei uns vermittelt worden sei, weiter verschlechtert.

Ah, es hat sich nur das vermittelte Bild verschlechtert!

Die Islamrevolution mit anschließendem islamischen Gottesstaat Iran, Rushdie und Nine-Eleven hat mit dem Islambild bei uns eh gar nichts zu tun gehabt! Wir wurden bloß von Medien & Politik manipuliert! Und jetzt geht das weiter! Da bringen Islamisten im neu in Syrien/Irak ausgerufenen Islamischen Staat (IS) massenhaft Ungläubige um und wir Dummköpfe meinen, das hätten Islamisten gemacht! Dabei hat der IS überhaupt nichts mit dem Islam zu tun! Weil die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich und sogar Saudi Arabien distanzieren sich vom IS! Dass bei einer Meinungsumfrage 92 % der befragten Saudis der Ansicht waren, dass der IS mit den Werten und Gesetzen des Islam übereinstimme, das ist bestimmt nicht wahr! Weil der Islam hat ja nirgendwo überhaupt irgendwas mit dem Islam zu tun!

Als ich mit dem Opratko-Artikel fertig war, gelüstete es mich, in einem etwas hinkenden Gleichnis die Position all dieser Opratkos zu ironisieren.

In Österreich ist vernünftigerweise seit 1945 die nationalsozialistische Betätigung verboten und strafbar. Wenn man nun die NS-Ideologie auf dieselbe Weise verteidigen täte wie die Opratkos und Schmidingers den Islam beschützen, dann könnte man etwa folgenden Leserbrief an die OÖNachrichten schreiben:

Ich hab den Brief dann doch nicht abgeschickt. Die bekannt zensureifrige Leserbriefredaktion der OÖNachrichten hätte diese satirischen Anmerkungen sowieso falsch verstanden.