Davon wusste am 8.9. idea.de. Weil am 4. September ist der evangelische
Theologe Wolfhart Pannenberg gestorben und der evangelische Altbischof Ulrich
Wilckens benachruft ihn.
Dieser schreibt u.a.: "Gott und Geschichte
gehören zusammen - Rasch bekannt geworden ist Pannenberg besonders dadurch,
dass er die These vertreten und begründet hat, dass die Auferstehung Jesu
nicht als ein theologisches Konstrukt zu beurteilen, sondern als historische
Tatsache ernst zu nehmen ist. Dies steht für ihn in keinerlei Gegensatz
zu vernünftigem Naturwissen. Ist doch der naturgesetzlich zu erklärende
Verlauf aller Vorgänge in der Natur gar nicht hinlänglich zu verstehen
ohne ständiges zufällig-kontingentes Hineinwirken, das als solches
nicht gesetzlich zu erklären ist. So wagte es Pannenberg, in diesem Zusammenhang
von Kontingenz und Gesetzmäßigkeit im Naturgeschehen eine denkwürdige
Analogie zur biblischen Erfahrung vom schöpferischen Handeln Gottes in
seiner darin sich erweisenden Treue zu sehen. So hat er der Wunderhaftigkeit
aller biblisch bezeugten Taten Gottes - voran der Auferweckung Jesu - einen
vernünftigen Sinn zu geben versucht. Es waren Physiker, mit denen er diese
Hypothese zu hoch intelligenter gegenseitiger Ernstnahme diskutiert hat - während
ihm aus der Bultmann-Schule der ständige Vorwurf einer theologisch unerlaubten
Verquickung von Gott und Geschichte entgegenbrandete. (..)
In transzendenter
Nähe wirklichen Handelns bestimmt Gott selbst den Verlauf der Geschichte
und gibt ihm so seinen Sinn. Die Geschichte der Christenheit ist so als die
sinnstiftende Mitte der ganzen Weltgeschichte zu verstehen. Dies wiederum ist
der Grund, dass die Kirche sich nicht in einem eigenen Sonderbereich zurückziehen
darf, sondern das ihr aufgetragene Zeugnis von Jesus Christus weltweit zu verkündigen
hat. Und nur unter diesem Leitaspekt darf und muss sie auch im sozialen und
politischen Geschehen mitwirken. (..)
Ohne diesen christologischen Grundaspekt
verliert das Leben in unserer westlichen Welt seinen letzten eigentlichen Sinn.
Eine 'Säkularisierung' des allgemeinen Bewusstseins bewirkt eine Sinnentleerung
unserer ganzen Lebenswelt. Schon früh hat Pannenberg erkannt, dass seit
der Mitte des 20. Jahrhunderts eine Welle von Säkularisierung die westliche
Welt überschwemmt: Alle guten Ordnungen werden aufgebrochen, voran die
im christlichen Glauben begründeten. So wird es zu einer der Hauptaufgaben
der Kirchen, dieser Gefahr mit Entschlossenheit und mit allen ihren Kräften
gemeinsam zu wehren – statt in lauer Resignation alles über sich ergehen
zu lassen oder gar für ihre aktuell-neue Aufgabe anzusehen, selbst an solcher
'Modernisierung' mitzuwirken. (..)"
Es ist immer wieder lustig, solch geschwollenes Theologendeutsch zu lesen,
wo zuerst Begriffe geformt werden, die dann zu nicht hinterfragbaren Wahrheiten
aufsteigen sollen.
So bedeutet das Wort "kontingent" laut
Fremdwörterbuch: wirklich oder möglich, aber nicht notwendig, zufällig.
Das "zufällig-kontingente Hineinwirken" wäre also ein zufälliges
und mögliches, aber nicht notwendiges Hineinwirken, Gott tut also fallweise
irgendwas, was die Wissenschaft nicht erklären kann, aber mittels Gott
Naturvorgänge hinlänglich verständlich macht. Kurz: was die
Wissenschaft (noch) nicht versteht, das verursacht einstweilen dem Pannenberg sein
Gott. So wie früher ein Gott blitzte und donnerte, weil die Menschen noch
nichts über Elektrizität wussten, darum wirkte seinerzeit der Donnergott
zufällig-kontingent ins Geschehen hinein.
Weil in der Bibel werden ja die Taten Gottes bezeugt und darum hat das alles
einen vernünftigen Sinn. Denn "in transzendenter Nähe wirklichen
Handelns bestimmt Gott selbst den Verlauf der Geschichte und gibt ihm so seinen
Sinn". Auf deutsch: in übersinnlicher Nähe wirklichen Handelns
- siehe oben, der übersinnliche Donnergott blitzt und donnert - bestimmt
der jeweilige Gott der jeweiligen Gesellschaft oder Glaubensgemeinschaft den
Geschichtsverlauf und gibt diesem einen Sinn. Damit leben dann die jeweiligen
Gläubigen in einer von Gott gestifteten sinnvollen Welt. Zum Beispiel im
christlichen Mittelalter oder heutzutage im "Islamischen Staat".
Und
ohne solch hanebüchenen Unsinn "verliert das Leben in unserer westlichen
Welt seinen letzten eigentlichen Sinn." Fassen wir nochmals zusammen:
der Sinn für die westliche Welt ist die Geschichte von der Auferstehung
des Jesus, durch welche die Menschheit erlöst wurde. Darum ist die Auferstehung
wahr und die westliche Welt auf den Glauben daran angewiesen. Und wenn der Säkularismus
die Welt von solchem Unsinn entleert, dann hat der Herr Pannenberg keinen Sinn
mehr.