Würde am Ende des Lebens

Lob der "Initiative Religion ist Privatsache" für überraschende Stellungnahme der "Diakonie Österreich" (16.9.2014)

Mit ihrer klaren Ablehnung eines Sterbehilfeverbots auf Verfassungsebene und der nun gestellten Forderung, die Frage des Ausbaus der Hospiz- und Palliativversorgung von der Sterbehilfedebatte zu entkoppeln, überraschte die Diakonie Österreich und änderte womöglich den Verlauf der aktuellen Sterbehilfedebatte.

"Es ist ein begrüßenswertes Novum in Österreich, dass eine Religionsgemeinschaft - vorerst durch eine eigene soziale Einrichtung vertreten - sich, entgegen der bisher geltenden kirchlichen Linie, gegen eine ideologisch motivierte Bevormundung der Bürgerinnen und Bürger eintritt und eine ergebnisoffene Sterbehilfedebatte einfordert" kommentierte heute (Dienstag) Eytan Reif, Sprecher der "Initiative Religion ist Privatsache", die neueste Entwicklung.

Für Reif ist die von der Diakonie bei der Enquete-Kommission "Würde am Ende des Lebens" eingebrachte Stellungnahme umso bemerkenswerter, als sie sich von dem katholischen Standpunkt diametral abwendet: "Bis zuletzt hat die Katholische Kirche die geplante Verfassungsmanipulation, ob direkt oder über ihren politischen Arm, die ÖVP, vorangetrieben und die gesamte Debatte erfolgreich dominiert. Nun dürfte erstmals klar geworden sein, dass es in Österreich keine einheitliche religiös-antidemokratische Front gibt".

Laut Reif dürfte nun die Legalisierung des assistierten Suizids in Österreich "chancenreich wie nie zuvor" sein und eine "deutliche Versachlichung der Diskussion" bevorstehen. "Mit dieser Stellungnahme hat die Evangelische Kirche als bisher einzige gesetzlich anerkannte Religionsgemeinschaft bewiesen, dass sie einen ehrlichen und ernstzunehmenden Diskussionspartner darstellt - trotz aller Meinungsverschiedenheiten".

Die "Initiative Religion ist Privatsache" setzt sich über die von ihr koordinierten Plattform "Letzte Hilfe" für ein selbstbestimmtes Sterben ein. Die detaillierte Stellungnahme der Initiative zum Thema "Würde am Ende des Lebens" wurde der parl. Enquetekommission am 5. September vorgelegt.