Am 18. September hat nach Meldung von Radio Vatikan Papst Franziskus den
griechischen Politiker Alexis Tsipras, Vizepräsident der Europäischen
Linken, zu einem informellen Gespräch empfangen. Begleitet wurde Tsipras
vom Wiener Funktionärskommunisten Walter Baier und vom österreichischen
Fokolarefunktionär im Rom Franz Kronreif.
Baier und Kronreif
gehen mit ihrer Freundchaft in der Öffentlichkeit hausieren, was darauf
hinweist, dass ihre Geschäftsbeziehungen eine gute Rendite haben. Wenn
der Vatikansprecher Federico Lombardi in einer Aussendung betont, dass das Treffen
keinerlei politische Relevanz gehabt habe, so ist das nur eine kirchliche Wahrheit.
Denn sehr wohl hat dieses Treffen eine politische Dimension - sowohl für
die katholische Kirche als auch für die EU-Linke.
Für die
weltweit tätige Fokolarbewegung wird als ein gemeinsamer Nenner der "Einsatz
für die Einheit" angeboten, und zwar "zwischen Armen und Reichen
ebenso wie zwischen Völkern". Irgendeine konkrete Aussicht, die
Welt der Unterdrückten und Geknechteten zu verändern, wird nicht gegeben,
beten und daran glauben ist die Losung.
Ins Leben gerufen wurde die
Fokolarbewegung von der 2008 verstorbenen Italienerin Silvia Lubich, die 1943
den Ruf irgendeines Gottes vernommen haben soll: "Schenk Dich mir!"
Stimmenhören ist bekanntlich ein aus der medizinpsychologischen Literatur
bekanntes Phänomen, in der Regel gibt eine professionelle Psychotherapie
Hilfstellung. Silvia Lubich nimmt als Therapeuten ihren Beichtvater aus dem
Kapuzinerorden und erhält von ihm die Erlaubnis, sich ganz ihrem Gott zu
schenken. Am 7. Dezember 1943, um 6 Uhr morgens, schenkt sich Silvia also ganz
ihrem Gott. Silvia gibt sich den Namen Chiara in Anlehnung an Chiara von Assisi
(+1253), die aber nicht Stimmen gehört, sondern Visionen gehabt haben soll.
Die katholische Kirche hat öfters mit StimmenhörerInnen und SeherInnen
zu tun, gegebenenfalls prüft sie deren Verwendbarkeit im historischen Prozess.
Chiara Lubich und ihre Bewegung erzielten und erzielen mit ihrer gesellschaftspolitisch
scheinbar unverbindlich bleibenden Caritas, die sich vom eingreifenden, auf
revolutionäre geschichtliche Veränderung orientierenden Engagement
der Befreiungstheologie grundsätzlich unterscheidet, Erfolge, die sie für
die reaktionäre Kreise in der katholischen Kirche interessant machte. In
den früheren sozialistischen Ländern war die Fokolare beispielsweise
Bündnispartnerin des fanatisch antikommunistischen Prämonstratenserpater
Werenfried van Straaten.
transform!europe ist die sogenannte Denkfabrik
der EU-Linken und ein in der Hauptsache von der Europäischen Union finanziertes
Netzwerk. Transparenz über die Finanzierung ihrer Denkapostel gibt es aber
nicht. Ziel ist, linke Parteien wie in den 1920er und 1930er Jahren durch "Bewegungen"
abzulösen, weil solche für die Psychopolitik der Gegenwart am besten
geeignet erscheinen. Sekretär von transform!europe ist der mit Hilfe
von Funktionären aus der ehemaligen SED installierte Wiener Baier geworden.
Baier ist von studentischer Jugend an im KPÖ-Apparat herangezogen und ausgehalten
worden, er hat das Projekt der Transformierung der KPÖ in eine der beliebig
austauschbaren linksrechts Bewegungen schon im intensiven Kontakt mit der Fokolarbewegung
durchgeführt. Der langjährige KPÖ - Parteivorsitzende Franz Muhri
hat dazu die Weichen hergestellt. 2008 hat die Wiener KPÖ ihr 90jähriges
Bestehen symbolträchtig im Schulungszentrum der Fokolare Mariapolis in
Wien abgefeiert.
Die Fokolarbewegung hat Baier als atheistischen und marxistischen Denker,
der er nicht erkennbar ist, schon Ende Oktober 2011 dem deutschen Papst Benedikt
XVI. vorgestellt. Dieser hat bekanntlich an die 500 spanische Geistliche,
die an der Seite der Faschisten während des spanischen Bürgerkrieges
umgekommen sind, als Märtyrer des katholischen Faschismus selig gesprochen.
Die Fokolarebewegung wurde von Papst Benedikt XVI. nicht zufällig sehr
gefördert. Ihre Propaganda von der "Gemeinsamkeit" von Arm und
Reich, so wie das ja im spanischen oder deutschen Faschismus der Fall war, kann
für die Gegenwart nur nützlich sein. Dieser Empfang zeigt deutlich,
wie sehr Papst Franziskus im Vatikan mit den überkommenen Strukturen zu
tun hat.
© Univ. Prof. i.R. Dr. Gerhard Oberkofler, September 2014
Anm.
atheisten-info: dieses Bild von Baier mit Heiligenschein geisterte schon
vor Jahren durchs Internet. Walter Baier war 1994 bis 2006 KPÖ-Vorsitzender
und fungierte auf diesem Posten sozusagen gleichzeitig als Gorbatschow und Jelzin:
Er ruinierte wie Gorbatschow die Partei (abgesehen von der Steiermark,
dort ließ man ihn nicht werken) und privatisierte wie Jelzin die nicht
unbeträchtlichen Parteibesitztümer, die KPÖ hat sich vom Vorsitzenden
Baier nicht wieder erholt...