Der vatikanische Franz hat dieser Tage seine Glaubensgenossen mit der
Ankündigung überrascht, seine Amtszeit werde kurz sein. Schließlich
ist er schon 78 und damit in einem Alter, das nicht einmal die ÖVP als
Pensionsalter für alle im Auge hat. Und schließlich müssen ja
auch die katholischen Priester nur bis 75 arbeiten. Papst wird man meist erst
in einem Alter, wo sich andere umzuschauen beginnen, in welchem Pflegeheim sie
unterkommen könnten. Aber das vorgeschrittene Papstalter schützt die
katholische Kirche schließlich vor Veränderungen, weil alte Männer
sind schon von der Natur der Sache keine Revoluzzer.
Eine Ausnahme war
Papst Johannes der XXIII., er wurde mit 77 gewählt und hat mit 80 der katholischen
Kirche das 2. Vatikanum eingebrockt, an dessen Rückabwicklung man jahrzehntelang
arbeitete.
Der aktuelle Franz hat auch den Ruf, kein Verwalter der
vormodernistischen katholischen Gefrierfleischmasse sein zu wollen, sondern
ein bisschen der Realität ins Auge zu blicken. Recht viel hat er derweilen
noch nicht geblickt, auffällig waren seine manchmal für einen Papst
doch recht skurrilen Äußerungen, wie etwa seine Tipps zum Kinderschlagen
oder dass sich die Katholiken nicht wie die Karnickel vermehren sollten.
Die
2014 abgehaltene Bischofsynode in Sachen Sexualität und Familie hat kein
Ergebnis gebracht, die Folgesynode im heurigen Jahr zeigt bei der Vorbereitung
allerdings gewisse Bewegungsmöglichkeiten, so wird angedeutet, dass
eine katholische Scheidung irgendwie möglich gemacht werden könnte
und dass geschiedene Wiederverheiratete im Umweg über die Barmherzigkeit
wieder in die kirchliche Gemeinschaft zurück dürften.
Was
aber den Leuten wohl auch eher wurscht sein wird, weil das Problem der katholischen
Kirche ist ja das Verschwinden des Glaubens in den entwickelten Ländern,
die aktiven Gläubigen schrumpfen schneller als der Priesterbestand,
beide Gruppen bewegen sich wohl schon fast im gleichen Durchschnittsalter. Und
dagegen helfen auch keine Reformen: die Protestanten haben das schon alles,
was in der katholischen Kirchen von Reformern gefordert wird und dort laufen
die Leute noch schneller davon.
Papst Franz probiert es jetzt anscheinend
einmal klassisch, er rief am 13.3.2015 ein außerordentliches "heiliges
Jahr" aus, genannt "Jubiläum der Barmherzigkeit", es
soll vom 8. 12. 2015 bis zum 20. 11. 2016 dauern, eine "neue Etappe auf
dem Weg der Kirche" sein und allen Menschen das "Evangelium der
Barmherzigkeit" bringen.
Organisieren soll dieses Heilige Jahr
der "Päpstliche Rat zur Förderung der Neuevangelisierung",
von diesem Rat hat man ja schon länger nichts mehr gehört, für
2012 hatte es letztmalig einen Versuch gegeben, in Europa Probeläufe einer
Neuevangelisierung anzusetzen, diese Probeläufe fanden dann ohne offizielle
Absage gar nicht statt und das Wort "Neuevangelisierung" verschwand
aus den katholischen Ankündigungen.
Ob das heilige Jahr 2015/2016
für unsereinen einen Unterhaltungswert haben wird, ist zweifelhaft.
Die Ankündigung der Barmherzigkeit als aktuelles katholisches Produkt zeigt
jedenfalls die reale Notlage der katholischen Kirche. Früher war es das
Hauptdogma, dass es außerhalb der katholischen Kirche kein Heil gebe,
also alle Nichtkatholiken verdammt wären, jetzt biedert man sich an alle
an, der Jesus wird im päpstlichen Auftrag alle Menschen noch mehr lieben
müssen, der katholische Gott des 21. Jahrhundert ist ein kostenfreies Werbegeschenk
an alle und den Menschen wird das so wurscht sein wie ein Gutschein für
ein Paar Schuachbandln.
Aber sehen kann man wieder einmal, wie sehr
die europäische Aufklärung den Menschen geholfen hat: man vergleiche
den real existierenden Islam
mit der um Zuwendung winselnden katholischen Kirche:
da erkennt man wieder einmal den Unterschied zwischen Mittelalter und Neuzeit!