Wenn sich heute jemand öffentlich bekennt, Christ zu sein, gilt
das als "mutig". Während der radikale Islam Christen ermordet,
ist die Stimmung hierzulande eindeutig anti-religiös geprägt.
Der
Verleger und Philanthrop Lord Weidenfeld, 95, Autor des Hauses, hielt diese
Woche anlässlich der Verleihung der Axel-Springer-Preise für junge
Journalisten eine Rede, in der er mehr Geschichtsbewusstsein und Kampfesgeist
von der Jugend angesichts der Bedrohung des Christentums durch den Islam forderte.
Atheistische
Anmerkung: Es wäre vor allem auch angebracht, die Bedrohung der europäischen
Aufklärung durch den Islam wahrzunehmen. Dass der Islam dort wo er real
als Staatsmacht existiert, seiner Lehre folgt und deshalb alle Menschen, die
nicht muslimisch sind, also einen falschen Glauben haben, verfolgt, sollte als
grundlegender Bestandteil des Islam wahrgenommen werden und nicht als seltsamer
Sonderfall.
Matthias Matussek: Lord Weidenfeld hat sich
mit Recht darüber empört, dass "diese Generation von Christen
nichts tut". Worauf der "Bild"-Kollege Daniel Böcking sich
als "Christ" outete. Obwohl man das ja nicht tut. Öffentlich
über den Glauben reden.
Wir sollen als Christen Gutes tun. Das ist mir
zu wenig, und ich nehme an, auch Weidenfelds jüdischer Glaube ist keine
Sozialstation, sondern eine tiefe Überzeugung, ein Missionsauftrag. Er
muss sich streitbar gegen den islamistischen Wahnsinn wehren, der einen blutigen
Kampf gegen Christen und Juden führt.
Claudia Becker: Das
ist doch toll, dass sich ein Journalist zu seinem Glauben bekennt - obwohl es
schon zynisch ist, das, wie in vielen Reaktionen formuliert, als "mutig"
hervorzuheben. Bei uns wird niemand wegen seines Glaubens verfolgt.
Atheistische
Anmerkung: Das Christentum ist im aufgeklärten Europa heutzutage ein
Pensionistenhobby, "diese Generation von Christen" existiert als real
handelnde Gruppe real und praktisch kaum. Die Juden haben keinen Missionsauftrag,
ihre Lehre sieht sie als von Gott auserwähltes Volk, das heißt eine
alte Stammestradition hat sich bis heute gehalten. Und es bedarf wohl wirklich
bereits einen gewissen "Mutes", sich als aktiven Christen zu bekennen,
weil die Masse der Bevölkerung sieht das als was Sonderbares, etwa vergleichbar
mit Veganertum oder so.
Matussek: Wir haben 50 Millionen eingetragene
Christen in Deutschland, und wenn die auf die Straße gehen, dann meist
aus Solidarität für die muslimischen Mitbürger, die wegen eines
terroristischen "Einzelfalls" wieder einmal zu Unrecht diskriminiert
werden.
Ansonsten hat man sich längst angewöhnt, etwa "Märsche
für das Leben" zu sabotieren und Kreuze in die Spree zu schmeißen
- das sieht eher aus wie Widerstand gegen unsre christlichen Wurzeln.
Becker:
Das ist in der Tat erschütternd. Immer mehr setzt sich die Vorstellung
durch, Religion wäre Ursache allen Übels oder schlimmer noch: gar
nichts.
Aber dass das so ist, hat auch mit der Lahmheit der großen
Kirchen zu tun, mit ihrer Unfähigkeit, jenseits von alten Lehrsätzen
und Moralvorstellungen zu vermitteln, was das Christentum zu bieten hat. Böcking
hat das gut gemacht: Freiheit, das Ende von Angst, Liebe.
Atheistische
Anmerkung: "Eingetragen" sind die meisten Mitglieder der christlichen
Kirchen aus Tradition, aus sozialen Rücksichten und wohl auch noch aus
Resten der Gottesfurcht - vielleicht gibt's den bösen Jesus, der die Lauen
und die Ungläubigen ins ewige Feuer schmeißt doch? Dass Religion
Ursache entsetzlichen Übels ist, kann jeder in Deschners "Kriminalgeschichte
des Christentums" nachlesen, dass es im Islam nicht besser ausschaut, kann
man heute jeden Tag in der Zeitung lesen. Da jedoch in Europa dem Christentum
durch die Aufklärung die Zähne gezogen wurden, ist die normale Schlussfolgerung,
das Christentum sei gar nichts, eben die logische Folge. Und dass die
philoislamistischen Einfaltspinsel zwar jetzt schon ein bisschen vorsichtiger
geworden sind, aber immer probieren, den Islam schön zu reden, hat psychische
Ursachen: weil wenn man sich selbst als guter Mensch verherrlicht, dann muss
man auch alles verherrlichen - oder zumindest verniedlichen und schönen
- was der eigenen Verherrlichung als Grundlage dient: Migranten sind grundsätzlich
immer arme Opfer und darum darf es in diesem Bereich keine Kritik und Differenzierung
geben, weil sonst leidet die eigene gutmenschliche Herrlichkeit...
Matussek:
Da der Kollege Böcking sich auf eine US-Kollegin bezog - die Verhältnisse
dort sind anders. Da glauben neun von zehn an Gott, acht von zehn beten täglich.
Von einem Kreuzzug gegen den islamistischen Terrorismus sprechen, wie Georg
Bush es tat, war daher nicht ungewöhnlich. Die USA sind das frömmste
Volk jenseits von Saudi-Arabien.
Doch auch die Autorin, die sich als "liberal"
(links) bezeichnet, fürchtete den Spott der meist linken Kollegen. Sie
erlebte jedoch Zustimmung von allen Seiten, von links und rechts, den Religiösen
und den Nichtreligiösen.
Becker: Wie soll so ein Kreuzzug aussehen?
Gewalt gegen Gewalt? Vielleicht sollten wir andere nicht durch liebloses Runterleiern
von Dogmen abschrecken.
Atheistische Anmerkung: Die Darstellung
der USA stimmt auch nimmer, der Global Index Of Religion zeigte für die
USA 2012 nur noch 60 % "Religiöse" (Saudi Arabien: 75 %), 2005
waren es noch 73 % gewesen (Austria hatte 2005 noch 52, 2012 nur noch 42 %).
In den USA fehlte einerseits die Auseinandersetzung mit unterdrückenden
Staatsreligionen und andererseits ist durch die mangelhafte soziale Sicherheit
die Nachfrage nach dem "Opium des Volkes" größer.
Matussek:
Was Sie das "Runterleiern von Dogmen" nennen, ist ein Beispiel für
die Geringschätzung, die der Glauben erfährt. Was verstehen Sie darunter?
Das Vaterunser? Die Lesungen des Evangeliums? Wie sieht es mit der Auferstehung
aus: Selbst die Mehrheit der eingetragenen Christen glaubt nicht mehr daran.
Hier geht es um den Kern und nicht um "irgendwelche Dogmen". Sie wissen
schon, was ein Dogma ist, oder?
Becker: Ein Dogma ist eine unanfechtbare,
als Offenbarung verkündete Glaubenslehre. Schon dieser Anspruch macht mir
das Glauben schwer. Glauben hat mit der persönlichen Erfahrung von Gott
zu tun, nicht mit Zwang.
Atheistische Anmerkung: Dass Matussek
eine skurrile Gestalt ist, ist ja hinreichend bekannt, er glaubt eben die Christenlehre
und regt sich darüber auf, wenn Nichtglaubende seinen Glauben geringschätzen.
Und wenn die Mehrheit der eingetragenen Mitglieder von christlichen Kirchen
nicht an die Auferstehung glaubt, dann ist das bloß ein Beleg dafür,
dass der Apostel Paulus völlig im Recht war, als er im 1. Korintherbrief
15,14-17 in Sachen Auferstehung schrieb: "Wäre aber Christus nicht
auferstanden, so hätte unsere ganze Predigt keinen Sinn, und euer Glaube
hätte keine Grundlage. Mit Recht könnte man uns dann vorwerfen, wir
seien Lügner und keine Zeugen Gottes. Denn wir behaupten doch: Gott hat
Christus auferweckt. Das kann ja gar nicht stimmen, wenn mit dem Tod alles aus
ist! Denn wenn Tote nicht auferweckt werden, ist auch Christus nicht auferweckt
worden. Wenn aber Christus nicht von den Toten auferweckt wurde, ist euer Glaube
nichts als Selbstbetrug, und ihr seid auch von eurer Schuld nicht frei."
Genauso
ist es. Die Geringschätzung des Christentums ist vollauf gerechtfertigt,
die Geringschätzung des Islam nicht: weil der reale Islam ist heute eine
reale Gefahr - so wie das Christentum eine reale Gefahr und Bedrohung war, bis
der Säkularismus die Oberhand gewann und christliche Bedrohungen dezimitierte!