Mangel und Überschuss

Schon vom 5.5.2015 ist ein Bericht der Tageszeitung "Die Presse" über die Lage der katholischen Kirche in der Diözese Wien, der jedoch dazu anregte, wieder einmal über den Gläubigenmangel und das strukturelle Überangebot der katholischen Kirche ein paar Zeilen zu schreiben. Diese Diözese umfasst nicht nur die Stadt Wien, sondern auch das östliche Niederösterreich, es besteht also ein Stadt-Land-Gemisch, dadurch fällt in der Gesamtheit der Niedergang in dieser Diözese noch nicht so auf, weil es am Lande gebietsweise doch noch etwas mehr religiöses Leben gibt.

In Wien besuchen gemäß Meldung der "Presse" nicht einmal mehr drei Prozent der katholischen Kirchenmitglieder die Sonntagsmesse, der Katholikenanteil an der Wiener Bevölkerung betrug Anfang 2014 knapp 37 %. Es gebe weitaus zu viele Kirchen, die nicht nur Betriebskosten verschlängen sondern bei denen ständig irgendwo sehr teure Renovierungen heranstünden.

2015 hat Wien 1.794.770 Einwohner, knapp 37 % davon sind etwa 663.000, davon drei Prozent sind weniger als 20.000, es kommen daher auf jede der 175 Wiener Stadtpfarren im Schnitt etwas über hundert Messbesucher.

Der Kirchenapparat wehrt sich gegen das geplante Schrumpfen der 660 Pfarren in der Wiener Diözese, geplant ist ein Rückgang auf 150 bis 200.
Die beiden für den Bereich Niederösterreich zuständigen Vikariate wollen nur eine Vernetzung der Pfarren bei Erhaltung des Bestandes, im Wiener Stadtbereich soll 2016 die schon lange angekündigte Pfarrreduzierung mit dem Dechanat Favoriten beginnen, dort hätte die Reduzierung der fünfzehn Pfarren auf vier schon 2013 in Angriff genommen werden sollen, es wurde bisher nichts daraus. Jetzt soll die erste Zusammenlegung von drei Pfarren auf eine im Juni 2015 erfolgen, die anderen Zusammenlegungen sollen 2016 folgen. Was man mit den übrig gebliebenen Kirchen machen will, ist offenbar unklar, es gibt auch nur dubiose Aussagen, wie die Einrichtung von Gebetskreisen zur Weiternutzung u.ä.

Kosten würden dadurch nicht sehr viele gespart, man kann vielleicht die Pfarrhöfe schließen und verkaufen und dem Vorbeter des jeweiligen Gebetskreises den Kirchenschlüssel geben, aber die alten Gemäuer werden trotzdem ständige Wartung brauchen. Die Nachfrage nach Gebetskreisen hat einen biologischen Hintergrund, es sterben ständig welche weg und es kommen praktisch keine Neuen hinzu, der eklatante Gläubigenmangel und der Kirchenüberschuss lassen sich nicht beheben. Derweilen hat man sich noch nicht damit befasst, die überzähligen Kirchen zu säkularisieren, also entweder in zivil nutzbare Gebäude umzubauen oder wegzureißen und den Baugrund zu veräußern - wie es in anderen Ländern längst üblich ist.

Hier z.B. eine Wohnkirche:


eine Ex-Kirche mit Badezimmer


auch zu Autowerkstätten lassen sich Kirchen umwandeln:


und der Abriss einer Kirche ist auch eine zukunftskostensparende Möglichkeit:


hier die Lösung des Abrissproblemes für die Besucher der Sonntagsmesse:

(beide Fotos von Sören-Helge Zaschke)