Über Integrationsprobleme...

...schrieb der bekannte Wiener Anwalt Rudolf Mayer am 9.5.2015 in der "Wiener Zeitung".

Sein Artikel begann mit:
"Grundsätzlich soll jeder Mensch das Recht haben, seinen Aufenthalt auf der Erde frei auf unbegrenzte Zeit zu wählen. Die Idee des Kosmopolitismus muss neu belebt werden. Dazu gehört aber auch, in der Integration nicht blauäugig zu sein, sondern die Probleme ernsthaft anzusprechen, damit das Zusammenleben besser klappt. Sozialromantiker hängen der Idee an, dass sich die Menschen von Generation zu Generation automatisch besser integrieren: Die zweite Generation ist demnach besser integriert als die erste, die dritte besser als die zweite. Wer das heute noch behauptet, ist naiv und lebensfremd. Die alten Gastarbeiter, die ihr ganzes Leben für ihre Kinder gehackelt haben – das sind die Vorzeigemigranten. So mancher Enkel fährt trotzdem nach Syrien kämpfen oder geht rauben, weil der Kodex von Ehre, Stolz und Kampf, der in den Parks gepredigt wird, wichtiger ist als das Wort seiner Mutter oder seines Großvaters. Ich erlebe die dritte Generation als schlechter integriert als die erste. Und wenn sich nur ein Prozent radikalisiert, haben wir ein riesiges Problem. Sie ist auch brutaler: Früher war der Kampf beim Schwitzkasten vorbei. Heute gewinnst du, wenn du dem anderen öfter auf den Kopf gesprungen bist. Bei mir sitzen verschleierte Frauen, die ratlos sind und weinen. Sie sagen: 'Herr Mayer, ich habe meinem Sohn Taschengeld gegeben, ihn gut erzogen, in die Schule geschickt, doch er ist in den Park gegangen und hat von anderen gelernt, Handys zu rauben.' Ich habe der Frau geraten, mit ihm in die Türkei zu gehen und erst nach der Pubertät zurückzukommen, damit er Abstand bekommt vom Park. So weit ist es schon gekommen. Alles Einzelfälle? Das kann ich aus der Praxis widerlegen. Wenn wir es uns weiter so leicht machen, werden wir von der Problematik erdrückt."

Weiterlesen in der "Wiener Zeitung"!

Zum selben Thema ein Ausschnitt aus einem Artikel, der im Mai 2009 in der Nr. 146 des "Antifa-Info" erschienen war:

(..) Am 12. Februar war im Ö1-Journal-Panorama eine Sendung über Jugendgruppen in Wien. Kurz zusammengefasst: es wurde berichtet, dass speziell türkische, aber auch jugoslawische Jugendgangs ihre eigenen Herrschaftsbereiche eingerichtet haben und dort ihre Macht ausüben. Nichtdazugehörige werden vertrieben, verprügelt, fallweise ausgeraubt (speziell Mobiltelefone werden den Eigentümern gerne abgenommen).
In der Sendung erklärte ein Jugendpsychologe die sozialen Hintergründe dieser Migrantenjugendlichen: klägliche Wohnverhältnisse, autoritäre Familienverhältnisse, mangelhafte Integration, schlechte Schulbildung, als Hilfsarbeiter beschäftigt oder arbeitslos, Jugendgangs gäben Sicherheit und Selbstbestätigung. Wird alles richtig sein, man hat offenbar über einen viel zu langen Zeitraum diese Probleme ignoriert und einfach schöngeredet. Nur keinen Zwang zur Integration, wenn schon, dann sollen die Menschen ohne Migrationshintergrund Rücksicht nehmen und sich an die geänderten Verhältnisse anpassen.Noch ein Beispiel: Nur verschämt unter der Hand hört man Klagen junger Frauen über unverschämte Annäherungsversuche. Die traditionell niedrige Stellung von Frauen in manchen Migrantenherkunftsländern schlägt oft durch, anmaßend dreistes Machogehabe ist zwar nicht unbedingt regelmäßiger Alltag, aber sicherlich keine Seltenheit!

Die Frage, die nicht gestellt wird:
Wie sollen jetzt in Österreich junge Leute ohne Migrationshintergrund damit umgehen, Fehler der Politik büßen zu müssen, während erlebte Schwierigkeiten weiterhin ignoriert oder schöngeredet werden? Autochthone Österreicher werden freiwillig kaum zum Entschluss kommen, ich lass mir eine aufs Aug' geben, weil Migrantenjugendliche ihre Problemlagen abbauen müssen, wenn sie mir das Handy wegnehmen, kauf ich mir ein neues. Oder wenn ich eine Frau bin und auf der Straße belästigt werde, dann lache ich darüber oder gehe mit. Alles paletti?
Was passiert wirklich? Es haben sich keine Österreichergangs gebildet, die ihrerseits türkische Jugendliche verdreschen, wohl auch deshalb, weil das ja - mit Recht! - sofort als rechtsextremistische Gewalttätigkeit gesehen würde.
Aber wissen wir wie die von uns ständig so großzügig ignorierten Verhältnisse vor Ort sich tatsächlich ins Bewusstsein junger Menschen umwandeln, was sie als ungut, bedrückend, belastend, minderwertig, beängstigend und dergleichen erleben, wer und was zu diesem Erleben als Ursache oder Hilfe gesehen wird?
Nein, liebe Leute, das wissen wir nicht!
Wir befassen uns nur mit den leicht wahrnehmbaren Mühseligen und Beladenen. Weil das ist einfach, dort werden wir benötigt, dort können wir helfen.
Die banale Welt der Durchschnittsmenschen interessiert uns nicht. Ein "irrtümlich" von der Polizei verdroschener farbiger Amerikaner steht - mit Recht! - einige Wochen im Mittelpunkt von öffentlichen Debatten. Sarkastisch gesagt: Von Halbstarken mit Migrationshintergrund verprügelte Eingeborene werden als vernachlässigbares Resultat verbreiteter Vorgänge einmal im Jahr im Rundfunk erwähnt. Leute, die solche oder ähnliche Erlebnisse haben oder davon hören, sich gegen ihren Willen schutzlos an veränderte Lebensbedingungen ausgeliefert sehen und wissen, dass das niemanden interessiert, was werden die machen? Warten, bis wir kommen und ihnen tröstende Worte spenden? Sich mit Unabänderlichkeiten abfinden?
Nein! Sie gehen den einfachsten, den billigsten, den naheliegendsten Weg: Sie wählen FPÖ. Nicht weil sie einen miesen rechtsextremen Charakter haben, sondern weil sie ignoriert, weil Probleme einfach nicht gesehen werden! Nicht gesehen werden dürfen, weil diese so gar nicht zu unserem eigenen barmherzig-toleranten "linken" Weltbild passen wollen. Migranten sind immer gut und immer Opfer, Schwierigkeiten bereiten beständig nur Migrationshintergrundlose. So ist unsere Welt, Augen zu und durch!
Und so liefern wir Wähler! Direkt an Strache.

Soweit der Artikelausschnitt. Kann mich nicht erinnern, dass der ORF dieses Thema in dieser Weise nochmals aufgegriffen hätte. Und wie die Ansichten des Wiener Anwaltes zeigen: es ist seither nicht besser, sondern noch schlechter geworden. Und dieser Problembereich wird weiterhin ignoriert oder schöngeredet. Und wenn viele Menschen damit Probleme und darum die Rechtspopulisten Stimmenzuwächse haben, dann ist die FPÖ schuld! So einfach ist die Welt der einfach Denkenden!