Über den Bankenlobbyismus

Vom 26.5.2015 stammt die folgende Aussendung des grünen EU-Abgeordneten Sven Giegold, die sich mit den Bemühungen der Konservativen und Liberalen um die Interessen der Finanzwirtschaft befasst.

Bankenstruktur-Reform: Europaparlament lehnt miesen Deal ab

Der Wirtschafts- und Finanzausschuss hat am 26.5.2015 über strukturelle Reformen des Bankensektors abgestimmt. Ziel war es ursprünglich, die unterschiedlichen Geschäftsbereiche von Großbanken zu trennen, so dass das Geld von Privat- und Geschäftskunden nicht mehr gefährdet ist, wenn sich eine Bank am Markt verspekuliert. Konservative, Rechtskonservative und liberale Abgeordnete haben den Vorschlag der EU-Kommission nun aber so verwässert, dass von der Regulierung kaum etwas übrig geblieben wäre. In der Schlussabstimmung scheiterte der Bericht des Schwedischen Konservativen Högmark bei 29:30 Stimmen. Nun muss die Arbeit am Bericht von Neuem beginnen.

Der wirtschafts- und finanzpolitische Sprecher der Grünen/EFA-Fraktion Sven Giegold kommentiert die turbulente Abstimmung:
"Die dringend notwendige Reform der Bankenstrukturen verkommt zur Farce. Eine Mehrheit aus konservativen und liberalen Abgeordneten folgte wieder einmal der Finanzlobby und wollte eine verbindliche Trennung der verschiedenen Geschäftsbereiche von Großbanken verhindern. Kurz nach Ausbruch der Finanzkrise hätte sich das niemand getraut. Doch am Schluss fand der miese Deal glücklicherweise keine Mehrheit. Die Strategie des konservativen Berichterstatters Gunnar Högmark aus Schweden mit dem Kopf durch die Wand seinen lobbygetriebenen Bericht durchzusetzen, scheiterte an der koordinierten Gegenwehr von Sozialdemokraten, Linken und Grünen.
Högmark wollte verhindern, dass die Trennung der Geschäftsbereiche automatisch erfolgt. Es sollte den nationalen Aufsichtsbehörden überlassen, über mögliche Konsequenzen von zu großen, zu verschränkten Geschäftsstrukturen zu entscheiden. Eine gleichmäßige europäische Binnenmarktregulierung, die alle Marktteilnehmer ähnlicher Größe und Komplexität ähnlich behandelt, wäre damit zunichte gemacht worden.
Die Grünen/EFA-Fraktion wird bis zur erneuten Abstimmung daran arbeiten, das Trennbankensystem durchzusetzen. Nur so können wir die Steuerzahler davor schützen, dass sie mit ihrem Geld für die Rettung von Großbanken zahlen müssen. Die Marktmacht von sehr großen Banken passt nicht in eine soziale Marktwirtschaft."

Nachbemerkung atheisten-info: Seit dem Konkurs der Sowjetunion gibt es die "soziale Marktwirtschaft" nimmer. Da die Konservativen in der Regel auch das Siegel "christlich" tragen, sieht man wieder einmal in das Zentrum der christlichen Politik, denn da geht es unablässig um die Verwirklichung des Bibelverses Matthäus 25, 29: "Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe, wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat"...