Die Kirchen sind Scheinriesen

Das meldete am 22.6.2015 der Schweizer Tagesanzeiger.

Wie im Artikel zu lesen war, ist jüngst aus der reformierten Kirche die Meinung gekommen, die protestantischen Kirchenleute wären "Häuptlinge ohne Indianer".

Da sah sich vermutlich die katholische Kirche diskriminiert, weil das schafft man ja doch wohl auch! Darum hat nun Martin Grichting, Generalvikar im Bistum Chur, den Tagesanzeiger wissen lassen, dass es auch in der katholischen Kirche ähnlich ausschaut, denn es stelle sich "angesichts der Abstinenz der Kirchenmitglieder von zentralen Inhalten der katholischen Glaubenslehre die Frage, was denn von der Kirche übrig geblieben sei".

Und dann wird der Herr Vikar ganz konkret:

"Die Umfrage der Bischofskonferenz hat nun die kirchlichen Verhältnisse von nahem betrachtet. Und so können alle erkennen, dass der Riese nur ein Scheinriese ist: Die tatsächliche Bedeutung ist viel kleiner, als man von ferne vermuten würde. Angesichts dessen kommen einem Sonntagsreden von Politikern auf die herausragende gesellschaftspolitische Bedeutung der Kirchen immer bizarrer vor. Wenn solche Schalmeienklänge zu hören sind, muss man sich fragen, wann diese Politiker zum letzten Mal eine Kirche von innen gesehen haben."

Dieses Schalmeiengetöne ist in der BRD noch verbreiteter als in Österreich. Dort schwuren z.B. alle Regierungsmitglieder - also auch die SPDler - den Amtseid mit der Klausel: "so wahr mir Gott helfe". Da mangels Existenz kein Gott einem Politiker helfen kann, haben also alle einen unwahren Meineid geleistet. In Österreich gibt es hingegen einige Minister, die sich amtseidmäßig nicht auf einen Gott ausreden.

Im Weiteren beschimpft der Bischofsstellvertreter (das ist nämlich ein Generalvikar) die Politiker, weil sie eh immer säkularer handeln würden und kommt zum Ergebnis:
"Es wird Zeit, diese Entwicklungen in Kirche und Staat zur Kenntnis zu nehmen. Und das bedeutet: Man muss die verbliebenen Indianer zählen, nicht länger die kirchlichen Strukturen. Letztere gaukeln das Bild eines Scheinriesen vor. Damit ist niemandem gedient. Denn der Staat stützt sich auf Verbündete, die nicht mehr leisten, was sie versprechen und wofür sie bezahlt werden."

Ja, darüber könnten auch hierzulande Bischofsvikare und Politiker nachdenken, denn in Österreich ist zwar die evangelische Kirche seit der Gegenreformation immer ein Zwerg gewesen, aber die katholische Kirche ist auch hier nur ein Scheinriese. Die Kirchenfürsten machen davor fest die Augen zu und die meisten Politiker glauben wohl tatsächlich, es gäbe die katholische Kirche nicht nur in der Mitgliederstatistik, sondern auch im Alltag noch wirklich.

Hier ein realistisches Kirchenbild: