Synodenarbeitspapier veröffentlicht

Am 23.6.2015 veröffentlichte der Vatikan das neue Synodendokument "Instrumentum laboris" für die im Oktober bevorstehende zweite Bischofsynode in Sachen Familie und Sexualität. Leider liegt das Papier in deutscher Sprache noch nicht vor, daher ein paar Zeilen dazu nach der diesbezüglichen Kathpress-Meldung.

Demnach geht es um die Überwindung der Trennung von "Lehre" und "Barmherzigkeit", was wohl heißen soll, wenn die Lehre was lehrt, woran sich immer mehr katholische Kirchenmitglieder sowieso nicht halten, dann soll die Kirche barmherzig mit diesen Sündern umgehen.

Das betrifft in erster Linie die wiederverheirateten Geschiedenen, die nach katholischer Lehre in ständiger Sünde leben, weil man geschlechtsverkehren nur mit dem katholischen Geschlechtsverkehrsschein, sprich mit dem katholischem Trauschein darf und diesen bekommen Geschiedene nicht, weil die geschiedene Ehe katholisch weiterbesteht und darum wiederverheiratete Geschiedene ständig schwer sündhaften Ehebruch begehen.

Soweit und so dumm die katholische Lehre. Die Protestanten verwenden dieselbe Bibel mit denselben Jesusworten, haben aber kein Ehesakrament, darum dürfen protestantische Ehen aufgelöst werden, weil protestantische Eheleute wurden ja ehemäßig nicht von Gott verbunden, sondern erhalten bei der kirchlichen Trauung nur den Segen Gottes.

Was schlägt nun das vatikanische Arbeitspapier dazu vor?

Es wird die These gesetzt, Barmherzigkeit sei die geoffenbarte Wahrheit. "Für die Kirche geht es darum , dass von den konkreten Situationen der Familien von heute, von allen Notwendigkeiten für Barmherzigkeit, ausgegangen wird, beginnend mit jenen, die am meisten leiden!" Man bleibt jedoch bei der unauflöslichen Ehe, schlägt aber vor, dass die Möglichkeit, wiederverheiratete Geschiedene unter bestimmten Umständen und nach einem Weg der Reue unter bischöflicher Aufsicht wieder zu den Sakramenten zuzulassen, geprüft werden sollte.

Welche "Wege der Reue" das sein könnten, wird im Kathpress-Bericht nicht ausgeführt.
Für Scheidungsgefährdete und Geschiedene soll es kirchliche Begleitungs- und Betreuungseinrichtungen geben, wertgeschätzt sollten Geschiedene werden, die danach nicht wieder eine neue Ehe eingehen. Wie bei "wilden Ehen", also Lebensgemeinschaften vorgegangen werden soll, erwähnt Kathpress nicht.

Zur katholischen Scheidungsmöglichkeit, nämlich zur Erklärung der Ungültigkeit der bestehenden Ehe, wird vorgeschlagen, dies zu erleichtern und gebührenfrei die Verfahren zur Anerkennung der Nichtigkeit der Ehe "schneller und mit größerer Agilität" durchzuführen. Was vielleicht heißen soll, dass diese Nichtigkeit der Ehe bereits bei der Eheschließung bestanden hätte, weil einer oder beide der Ehepartner irgendeinen Pflichtaspekt der katholischen Ehe nicht ernsthaft einzuhalten beabsichtigten und darum das Ehesakrament, das sich die Eheleute ja gegenseitig spenden täten, nicht entsprechend gespendet worden wäre. In der Bibel steht zwar, was Gott verbunden hat, darf der Mensch nicht trennen (Mt 19,6), wenn aber die Verbindung gar nicht auf die richtige gottbefohlene Weise erfolgte, hat Gott nichts verbunden und die Ehe war von Anfang an ungültig und nichtig.

Aus dem Internet dazu die Schilderung der diesbezüglichen kirchenrechtlichen katholischen Sachlage: "Die Eheleute spenden sich das Ehesakrament im kirchlichem Rahmen selbst, durch ihr Wort "JA" zu einander! (..) Für das gültige Zustandekommen einer Ehe stellt die Kirche Bedingungen wie zum Beispiel den aufrichtigen Ehewillen der Partner und die Bereitschaft für Nachkommen. Nur wenn die Bedingungen erfüllt sind, gilt eine Ehe zwischen Christen als grundsätzlich vor Gott unauflöslich."

Da wird es für eine katholische Ehenichtigkeit nicht so schwierig sein, katholische eheliche Nichtigkeiten vorzubringen. Da es ja den meisten geschiedenen und wiederverheirateten Katholiken sowieso egal ist, ob sie zur Kommunion gehen dürfen oder nicht, würde eine Erleichterung beim Zugang zur ehelichen Nichtigkeit wohl keinen Ansturm von Millionen auslösen. Außerdem hat man noch einen Nebenausweg im Auge, Kathpress schreibt: "Weiterhin zur Diskussion stehen soll auch, eine zweite, zivil geschlossene Ehe von der Kirche segnen zu lassen, wie dies bei den Orthodoxen möglich ist."

Mit der Homosexualität befasst sich das Papier natürlich auch. Über den Umgang mit Homosexuellen heißt es, ihre Würde müsse geachtet werden, jeder Mensch gleich welcher sexuellen Orientierung müsse in der Kirche aufgenommen und respektiert werden. Die bestehenden katholischen Vorschriften verpflichten katholische Homosexuelle jedoch zu einem keuschen, sprich sexfreien Leben, darüber schreibt Kathpress nichts, aber über die Homo-Ehe heißt es: "Mit Blick auf homosexuelle Partnerschaften bekräftigt das Dokument aber auch die Ablehnung gleichgeschlechtlicher Ehen. Gottgewollt sei nach biblischem Zeugnis nur die Ehe zwischen Mann und Frau."

Zusammenfassend heißt es in der Kathpress-Meldung: "Der Generalsekretär der Bischofssynode, Kardinal Lorenzo Baldisseri, sagte bei der offiziellen Vorstellung des Arbeitspapiers, der Wert der Familie als Keimzelle der Gesellschaft werde betont. Die Familie sei heute vielfältig bedroht. In den hochentwickelten Ländern sorge ein übersteigerter Individualismus und Hedonismus für steigende Scheidungsraten und immer mehr Alleinerziehende. Auch weit verbreitete Kinderlosigkeit, fehlende Sorge für alte Menschen und die Bindungsangst von Jugendlichen würden vom Dokument als Probleme genannt. In armen Gebieten leide die Existenz der Familie unter Armut und Ausbeutung, Krieg, Vertreibung und Migration. Das Arbeitspapier fordert die internationale Politik zu mehr Hilfen für die Familien auf."

Das Instrumentum laboris ist die Diskussionsgrundlage für die Bischofssynode vom 4. bis 25. Oktober 2015. Man kann gespannt sein, ob sich dort heuer irgendwas ändert, bei der Synode 2014 haben ja Vorschläge wie die Erleichterung der Ehenichtigkeit und Barmherzigkeit für wiederverheiratete Geschiedene keine entsprechenden bischöfliche Mehrheiten gefunden.