Mein Leben als Sklavin begann, als ich fünf war. Tagsüber musste
ich das Vieh hüten. Nachts wurde ich von meinem Herrn vergewaltigt. Und
ich dachte, das sei normal. Ich wusste es nicht besser.
In Mauretanien, wo
ich herkomme, leben noch heute Hunderttausende unter solchen Bedingungen. Aber
ich hatte Glück. Mein Bruder entkam seinen Herren und fand eine Organisation,
die gegen Sklaverei vorgeht. Um mich zu befreien, bat er sie um Hilfe. Doch
als sie mich holen wollten, weigerte ich mich anfangs, mit ihnen zu gehen. Ich
konnte mir ein Leben fern von meinen Herren nicht vorstellen. Ein Leben, das
aus pausenloser Arbeit bestand, selbst wenn schwanger, selbst unter der Geburt.
Ein anderes Leben kannte ich nicht.
Der Mann, der mich befreite und dessen
Leben es ist, versklavten Menschen wie mir zu helfen, sitzt jetzt hinter Gittern,
weil er die Sklaverei öffentlich anprangert. Doch in fünf Tagen findet
ein Berufungsverfahren statt, das seine Freiheit bedeuten könnte. Wenn
sich Hunderttausende von uns weltweit für Biram Dah Abeid einsetzen, können
wir seine Ketten sprengen, damit er weiter für die Befreiung anderer kämpfen
kann.
Zwar hält die sklavenhaltende Oberschicht mit allen erdenklichen
Mitteln an den jetzigen Verhältnissen fest, doch allmählich setzt
ein Umdenken ein. Und unserem Präsidenten scheint die öffentliche
Meinung wichtig zu sein: Schon früher hat er sich massivem öffentlichen
Druck gebeugt und politische Gefangene freigelassen, einschließlich Biram
selbst.
In Dankbarkeit und Hoffnung, Haby mint Rabah und das Avaaz-Team
Mauretanien hat das schlimmste Sklavereiproblem der Welt. Aktuell sind bis
zu 20 Prozent seiner gesamten Bevölkerung Sklaven. Sie werden in die Sklaverei
geboren oder an ihre Herren verkauft. Sie werden missbraucht, vergewaltigt und
ausgebeutet. Und wie schon der Sklavenhandel des 19. Jahrhunderts hat er auch
hier einen rassistischen Hintergrund: Fast alle Sklaven gehören der ethnischen
Gruppe der Haratin an.
Mauretanien war weltweit das letzte Land, das die
Sklaverei offiziell abschaffte. Unter Strafe wurde es erst 2007 gestellt. Es
ist illegal, doch bisher ist nur ein einziger Sklavenhalter verurteilt worden
-- obwohl Mauretanien ein Anti-Sklaverei-Gesetz sowie einen Plan zur endgültigen
Abschaffung der Sklaverei hat und das Parlament gerade ein Gesetz beschlossen
hat, das Sklaverei als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" bezeichnet.
Wenn
Gegner der Sklaverei diese Barbarei anprangern, werden sie verhaftet und gefoltert.
Biram hat sein ganzes Leben dem Kampf gegen die Sklaverei gewidmet: Er wurde
zuletzt von der UN für sein Engagement ausgezeichnet und trat bei den letzten
Präsidentschaftswahlen als Kandidat an. Doch die Regierung verweigert seiner
Organisation die rechtliche Anerkennung und hat ihn wegen seines öffentlichen
Auftretens gerade zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.
Uns bleiben nur
noch fünf Tage bis zu Birams Berufungsverhandlung. Folgen wir Habys Aufruf:
Lasst uns Birams Freilassung fordern und gemeinsam über Facebook,
Twitter und sämtliche Medien die größte Anti-Sklaverei-Bewegung
des 21. Jahrhunderts auf die Beine stellen:
Weitere Informationen:
Biram
Dah Abeid: Mit Wut und Mut gegen Sklaverei in Mauretanien (Deutsche Welle)