Vatikan-Missbrauchsaufklärung unglaubwürdig

Das stellte laut eines Berichtes von religion.ORF vom 27.8.2015 der deutsche Jesuit Klaus Mertes fest.

Bekannt wurde Mertes im Februar 2010 als Leiter des Berliner Canisius-Kollegs, er vertuschte die damals dort aufgeflogenen Sexualverbrechen nicht, sondern ging damit an die Öffentlichkeit, er weiß also wovon er redet!

Religion.ORF verweist auf den Artikel "Ohne Aufklärung keine Versöhnung" auf der Site katholisch.de - dort schreibt Mertes über Geoffrey Robinson, den 78-jährige emeritierte Weihbischof von Sydney, der sich sehr in Sachen Aufklärung engagiert hatte. Den Umgang von Papst Wojtyla damit nannte dieser  "armselig".

Konkret heißt es im Artikel:
"Die Glaubwürdigkeit von Kardinälen wie Pell, Sodano und anderen ist jedenfalls tief und nachhaltig erschüttert. Auch die für die Verfahren zuständige Glaubenskongregation ist personell nicht gut besetzt, sondern eher mit Leuten, deren Wille zur Aufklärung aus guten Gründen sehr zweifelhaft ist. Namen liefere ich auf Anfrage gerne nach. Vor allem hapert es beim Thema Aufklärung: Wer spricht eigentlich in Rom mit Opfern? Wer befasst sich in der Glaubenskongregation mit Opferberichten? Wie glaubwürdig sind die Personen, die da für Aufklärung und Untersuchungen zuständig sind? Wird es jemals eine Veröffentlichung von Untersuchungs- und Aufklärungsberichten aus Rom geben, von denen ja einige bereits in den Schubladen liegen? Viele Opfer und mit ihnen viele andere Katholiken warten darauf. Aufklärung ist der erste und fundamentale Akt der Anerkennung, ohne den es weder Heilung noch Versöhnung geben kann."

Und Mertes schließt mit: "Der Missbrauch, und noch mehr der verschwiegene, nur scheinbar 'erledigte' Missbrauch ist immer noch eine wühlende Krankheit im Leib der ganzen Kirche. Um es am Beispiel der anstehenden Familiensynode deutlich zu machen: Was immer die versammelten Bischöfe dort sagen werden - ihre Glaubwürdigkeit zu Themen wie Familie, Sexualität, Ehe, Gender etc. ist so tief erschüttert, dass man sie in dem Maße nicht hören und ernst nehmen wird, wie sie sich ihrer tief erschütterten Glaubwürdigkeit nicht bewusst sind. Und dass sie so erschüttert ist, hat schwerwiegende Gründe (..)."

Ja, Papst Franz ist ja 2014 mit seiner Bischofsynode weitgehend gescheitert, der atheisten-info-Bericht über die Synodenschlussbotschaft endete mit:
"Das ganze Papier ist unverbindliches Gewäsch ohne jedwede Konsequenz: auf mehr konnte man sich offenbar nicht einigen. Die Herren Kleriker bleiben in ihrem vormodernistischen Gottesreich, aber das ist gut und nicht schlecht: Weil die völlige Verschiedenheit der kirchlichen und der realen Welt wird damit offenbarer: Katholischen Kirchenmitgliedern wird weiterhin zunehmend bewusster werden, dass der Katholizismus und ihr gelebtes Leben immer weniger Berührungspunkte haben."

Wenn's so weitergeht, dann kann dieser Absatz auch heuer wieder verwendet werden.

Für Österreich kann man nachbemerken: Hierzulande die Bewältigung der kirchlichen Missbrauchsverbrechen einer kirchlichen Einrichtung zu überlassen, war eben wieder einmal ein Ausdruck der katholischen Tradition: die Justiz nahm sich zurück, die Kirche speiste die Opfer mit Entschuldigungsgesäusel und ein paar Tausendern ab und darum ist jetzt die Kirche eine wieder sauber gewaschene Einrichtung, die hier ständig was zu sagen hat, weil sie so moralisch ist.